Denkmalschützer reagieren auf Kritik Streit um Erhalt der Nepomuk-Brücke entbrennt

Rech · Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellt weiterhin den möglichen Erhalt der historischen Bogenbrücke in Rech in Aussicht und attackiert die SGD Nord und Rechs Bürgermeister nach deren Kritik scharf.

 Abriss oder Erhalt? Gemeindevertreter und Experten ringen um die Zukunft der nach der Flut stark beschädigten Nepomuk-Brücke in Rech.

Abriss oder Erhalt? Gemeindevertreter und Experten ringen um die Zukunft der nach der Flut stark beschädigten Nepomuk-Brücke in Rech.

Foto: dpa/Thomas Frey

Die Diskussion der Frage hält an, ob abgerissen werden sollte, was die Ahr-Flut vom Juli 2021 von der historischen Bogenbrücke in Rech übrig ließ. Bürgermeister Benjamin Vrijdaghs hält es aus Sicherheitsgründen weiterhin für unverantwortlich, die Brücke zu erhalten, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hingegen macht sich nach wie vor für ihren Erhalt stark.

Bürgermeister Vrijdaghs kritisiert Denkmalschutz-Gutachten

In einem „Bürgerbrief“ hat Vrijdaghs vor wenigen Tagen daran erinnert, dass ein kürzlich von der DSD vorgelegtes Gutachten einer Prüfung durch die Struktur- und Dienstleistungsdirektion (SGD) Nord nicht standgehalten hat. DSD-Gutachter Gregor Stolarski habe nämlich die Möglichkeit außer Acht gelassen, dass ein Einzelbogen der Brücke dem Druck eines künftigen Hochwassers nicht standhält und kippt. „Hydraulische Nachweise mit dem Ziel, die Auswirkungen auf Anlieger und Oberlieger zu ermitteln“, würden „weder qualitativ noch quantitativ geführt“, hieß es dazu in der Stellungnahme der SGD zu Stolarskis Expertise.

Mit den „vorhandenen Unterspülungen“ sei „die Standsicherheit bei einem Hochwasserereignis nicht mehr gegeben“. Deshalb warnte die SGD eindringlich: „Bereiten Sie sich darauf vor, dass dieser Schadensfall im Ist-Zustand bei einem nicht nur unbedeutendem Winterhochwasser eintreten kann.“ Für Bürgermeister Vrijdaghs ist der Fall deshalb klar: Die Abbruchgenehmigung darf nicht infrage gestellt werden. „Es besteht sogar die Gefahr, dass die Brücke bei einem ganz normalen Winterhochwasser sofort einstürzen kann.“

DSD-Vorstand erwidert Vorwürfe

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hingegen teilt die Einschätzungen von Bürgermeister und SGD nicht. Vielmehr beschuldigte sie den Bürgermeister am Dienstag per Pressemitteilung, er stelle „unrichtige Behauptungen“ auf, und sie warf der SGD Nord Versäumnisse vor. DSD-Gutachter Stolarski war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Brücke „unter Voraussetzung begleitender Maßnahmen des Hochwasserschutzes im gesamten Ahrtal“ erhalten werden kann. Das regionale Wahrzeichen Nepomuk-Brücke lasse sich im Kontext eines Gesamtkonzepts zum Hochwasserschutz im Ahrtal durchaus dauerhaft retten. Dazu sei allerdings „entschlossenes Handeln in den Bereichen Ufer, Auen, Rückhaltetechniken usw.“ erforderlich.

Seit einer Untersuchung durch Taucher vor mehr als einem Jahr sei allerdings klar, dass die Fundamente der Brücke umgehend notgesichert werden müssen. Das ist nach Ansicht der Stiftung „ohne Weiteres und zu überaus vertretbaren Kosten machbar“. Trotz finanzieller Hilfsangebote der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sei diese Sicherung aber ausgeblieben. Dass Bürgermeister Vrijdaghs nun so tue, als sei eine neue Gefahr erkannt worden, hält DSD-Vorstand Steffen Skudelny für eine „Verdrehung längst bekannter Tatsachen“.

Und DSD-Gutachter Stolarski ergänzt, die Gefahrenabwehr an den Fundamenten der durch das Juli-Hochwasser beschädigten Ahr-Brücken gehöre zu den „obersten Pflichten der Gemeinden“. Die zuständigen Stellen hätten die Löcher in der Brückensohle – unbeschadet der laufenden Anträge zum Abbruch – längst schließen müssen, meinen die Denkmalschützer und sehen darin eine Vernachlässigung von Pflichten und einen „außerordentlichen Verantwortungsmangel“.

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