Auftritt von Manfred Lütz Theologe in Ahrweiler verteidigt das Christentum

AHRWEILER · Der Theologe, Psychologe und Kabarettist Manfred Lütz hat in der Ahrweiler Sankt Laurentiuskirche über das Christentum gesprochen - eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Außenrenovierung der Pfarrkirche.

 Spricht über das Christentum: Manfred Lütz in Ahrweiler.

Spricht über das Christentum: Manfred Lütz in Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Heiterkeit verbreitete Manfred Lütz in der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler. Der Mediziner, Psychologe, Psychotherapeut, Theologe, Kabarettist und Rheinländer sprach über sein aktuelles Buch „Der Skandal der Skandale: Die geheime Geschichte des Christentums“. Die Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Außenrenovierung der Pfarrkirche hatte scharenweise Menschen in die Kirchenbänke gelockt.

Auf heitere Weise entlarvte Lütz Vorurteile über das Christentum, speziell über die katholische Variante. Und nach jedem „Kapitel“ seiner Rede stellte er die stereotype Frage in den Raum: „Wussten Sie das?“ Und fuhr in einem Atemzug fort: „Ich wusste es nicht – nach fünf Jahren Theologiestudium.“

Die Augen geöffnet hatte dem Multitalent ein Buch des Kirchenhistorikers und Priesters Arnold Angenendt, ein Wälzer von 800 Seiten. Unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Angenendt hatte Lütz die Inhalte, Erkenntnisse der neuesten internationalen Forschung, in allgemein verständliche Sprache übertragen und auf ein lesbares Maß reduziert. Denn einer seiner Grundsätze lautet: „Mein Friseur und die Kassiererin im Discounter sollen es auch verstehen können.“ Noch mehr: „Wichtig ist, dass Priester in der Kirche normales Deutsch reden.“

„Die Christen schämen sich für ihren Glauben – aber sie kennen ihn nicht“, forderte Lütz sein Publikum durchaus heraus. Er gab Stichworte wie Sex und Kirche, Papst und Kondome, Zölibat, Priestermangel, Primat des Papstes, Frauenpriestertum. Alles Fragen, die in Gemeinden angesichts eines bevorstehenden Besuchs des Weihbischofs gesammelt würden. Fragen, die der aber nur unbefriedigend beantworten könne. Ergebnis sei eine „geplante Frustration“. Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverfolgung nannte Lütz als negative Stichworte aus 2000 Jahren Christentum. Sie machten den Menschen heute zu schaffen. „Es war damals die Zeit“, sei landläufig als Argument angesichts dieser Beschuldigungen zu hören. Oder rheinisch: „Et is, wie et is“ oder „Et war, wie et war“. Lütz setzte dagegen: „Wussten Sie, dass das Christentum die Toleranz erfunden hat? Darauf können wir stolz sein. Wussten Sie, dass das Christentum die einzige Religion war, die 1000 Jahre lang Ketzer nicht getötet hat?“

Aus dem Christentum stamme der Glaube, dass vor dem einen Gott alle Völker und Menschen gleich seien. Auch Mitleid sei eine christliche „Erfindung“. In der griechisch-römischen Kultur hätten behinderte Menschen als von Gott geschlagen gegolten. Dagegen stellten Christen die Erkenntnis: „In den Menschen in Not kann man Christus begegnen.“ Darum, so Lütz, seien Krankenhäuser eine christliche Erfindung.

Christen sollten sich an gesellschaftlichen Debatten beteiligen – sie sollten sich aber auch im Christentum auskennen“, fordert er. „Wir müssen nicht nur unseren Computer kennen, sondern auch unseren Glauben.“

Das Christentum habe Gewalttätigkeit wie die germanische Kampfeslust bekämpft. Der Pazifismus sei ebenfalls aus dem Christentum entstanden. Die Kreuzzüge nannte er „Skandale“, sie seien keine „heiligen Kriege“ gewesen. Kriege seien das Scheitern guter Politik. Die Todesurteile der Inquisition nannte er gar einen „Verrat an den Ursprüngen des Christentums“. Viel werde von Skandalen der Christen gesprochen, in seiner Größe komme das Christentum aber nicht zur Geltung, kritisierte Lütz.

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