Durchschnittliches Interesse an der Laga Touristiker stellen Weichen neu

BAD NEUENAHR · Auf der Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus gibt es Gegenwind für geplante Hotels. Von der Landesgartenschau erwarten die Unternehmer zudem nur wenig Nutzen.

Der Bad Neuenahr-Ahrweiler Bürgermeister Guido Orthen hat die Landesgartenschau 2022 (Laga) als „Quantensprung auf dem Weg des Wandels vom klassischen Kurbad zu einem zukunftsfähigen Gesundheitsstandort“ bezeichnet. Die von der Kreisstadt in fünf Jahren ausgerichtete Laga werde Impulse geben und nachhaltige Strukturen schaffen. „Die Landesgartenschau ist die beste Rahmenbedingung, die wir allen bieten können, die in den kommenden Jahren im Tourismus und im Einzelhandel Geld in dieser Stadt und in der Region verdienen wollen“, so Orthen auf der Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus.

Rund 50 Hoteliers, Gastronomen und Touristiker waren zur Mitgliederversammlung gekommen, in der der Vorsitzende des Ahrtal-Tourismus, Maternus Fiedler, eine positive Bilanz zog: Bei den Übernachtungen sei erstmals „seit Längerem“ wieder ein kleines Plus zu verzeichnen. Es gelte jedoch, Weichen neu zu stellen. Der Preisdruck auf die Übernachtungsbetriebe werde durch Internet-Plattformen immer höher. Fiedler: „Die Margen gehen nach unten.“ Die „Schlagkraft“ müsse nun gestärkt werden, mehr Effizienz müsse erreicht werden, es gelte, sich für die rasanten digitalen Entwicklungen zu rüsten.

Alle Aufgaben, so Fiedler, müssten auch im internen Bereich des Ahrtal-Tourismus auf den Prüfstand. Akzente in der Außenwerbung seien zu verändern, ein „Entmüllen“ von im Internet-Zeitalter nicht mehr zeitgemäßen Aufgaben sei angesagt, mehr Online-Aktivitäten indes seien gefragt. „Es wird von höchster Bedeutung sein, zukünftig die richtige Balance zwischen der Online-Welt und der persönlichen Betreuung vor Ort zu finden“, sagte Fiedler.

Ziel: Zahl der Übernachtungen steigern

Der Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus, Andreas Wittpohl, ging auf die Zielgruppen ein, die der lokale Tourismusmarkt im Auge haben müsse: „Die Ansprache von aktiven Naturgenießern, vielseitig Aktiven sowie reiferen Natur- und Kulturliebhabern macht Sinn.“ Ziel sei, die Zahl der Übernachtungen zu steigern und die Tagesgäste qualitativ anzuheben.

Wittpohl ging auch auf eine durchgeführte Mitgliederbefragung ein. Danach zeigten sich 60 Prozent der Befragten mit der Gästekarte, die dem Übernachtungsgast einige Vorteile bescheren kann, zufrieden. Heißt aber auch: 40 Prozent sind es nicht. Als besonders wichtig stuften die Befragten die Pflege des Online-Portals des Ahrtal-Tourismus ein. Nicht wichtig sei es übrigens, Karneval und Kirmes touristisch zu vermarkten: 82 Prozent der Befragten können hierin keine Sinnhaftigkeit erkennen.

Auf die Frage, welchen Einfluss die Landesgartenschau auf einer Skala von null („keinen Einfluss“) bis 100 („starken Einfluss“) auf die örtlichen Betriebe haben werde, pendelten sich die Antworten auf den Wert 49 ein. Dies macht deutlich, dass sich die Erwartungshaltungen der Unternehmer in Bad Neuenahr durchaus in Grenzen halten.

40 bis 60 Prozent Auslastung

Die derzeitige durchschnittliche Bettenauslastung in den Kreisstadt-Hotels liege bei 40 bis 60 Prozent, führte der Chef des Hotels Krupp, Günther Uhl aus. Warum solle es da noch weitere Hotels geben?, fragte er. Wie mehrfach berichtet, ist neben dem Bahnhof ein Inklusions-Hotel angedacht, zudem könnte es am Kurgartenrand ein weiteres Hotel geben.

Bürgermeister Orthen hierzu: „Wir haben in Bad Neuenahr Bettenkapazitäten verloren. Eine Studie soll untersuchen, ob es Bedarf für neue Hotelansiedlungen gibt. Losgelöst davon werden Investoren und Betreiber ihre eigenen Standort- und Marktanalysen vornehmen. Unternehmer sollten nie Angst vor Wettbewerb haben“, rief er den Hoteliers zu und stellte klar: Eine Protektion einzelner werde es nicht geben. Soll heißen: Eine Unterschutzstellung der vorhandenen Hotelbetriebe ist nicht opportun, jeder muss sich dem Wettbewerb stellen.

Angeprangert wurde, dass der Gesundheitstourismus im Portfolio des Ahrtal-Tourismus zu kurz komme, erst recht, seit die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zerstückelt worden sei und so gut wie keine Kuranwendungen mehr angeboten würden. Rund 40 Prozent der Übernachtungen in der Kreisstadt resultieren aus dem Gesundheitsbereich und den ortsansässigen Kliniken.

Fiedler und Wittpohl räumten ein, dass es hier Nachholbedarf gebe. Orthen rief in Erinnerung, dass die Stadt die Ahr-Thermen als Wellnessangebot gekauft habe. An die Hoteliers adressiert, sagte er: „Für wen haben wir das denn alles gemacht?“ Weitergehende Angebote müssten die vom Tourismus in der Stadt lebenden Betriebe schon selber unterbreiten.

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