Bürger-Rundgang in Bad Neuenahr Ungepflegte Bäume im Blick

BAD NEUENAHR · Bis zum 28. Februar dürfen Bäume und Hecken geschnitten werden. Danach müssen Ast- und Kettensägen ruhen. Deshalb drängt die Zeit, wenn die Kreisstadt sich um die Gewächse kümmern will.

 Blick durch einen Ausschnitt der Skulptur "Der Ring" von Martin Langer auf die Kastanienallee zwischen Casino- und Landgrafenbrücke in Bad Neuenahr. Die Allee soll optisch aufgewertet werden.

Blick durch einen Ausschnitt der Skulptur "Der Ring" von Martin Langer auf die Kastanienallee zwischen Casino- und Landgrafenbrücke in Bad Neuenahr. Die Allee soll optisch aufgewertet werden.

Foto: Günther Schmitt

Und damit niemand überrascht ist, dass und was in den nächsten Wochen in Bad Neuenahr geschnitten und gepflegt wird, gab's gestern Nachmittag einen Bürger-Rundgang mit Stadt-Vize Detlev Koch, Jens Heckenbach vom Bauamt und Revierleiter Norbert Hecker.

Gut zwei Dutzend Bürger wollten aus erster Hand erfahren, was die Stadt auf der rechten Ahrseite zwischen Casinobrücke und Kaiser-Wilhelm-Park vor hat. Was Koch mit einem Satz auf den Punkt brachte: "Wir müssen die Versäumnisse von 20 Jahren aufarbeiten. So lange hat sich niemand um die Kastanienallee und die heutige Beuler Festwiese am Lenné-Park gekümmert."

Die Stadt habe die Grünanlagen vor zwei Jahren in einem "betrüblichen Zustand übernommen". Alles, was jetzt an Arbeiten anstünde, seien in erster Linie Pflegeschnitte, Rückschnitte gemäß Baumgutachten und Maßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht.

Dass Letztere hohe Priorität habe, machte SPD-Ratsmitglied Werner Jahr klar: "Bei aller Liebe zu Bäumen, wenn was passiert, dann ist der Ärger da." Erst vor Wochen sei in Trier ein Stadtgärtner vom Landgericht verurteilt worden, weil ein umstürzender Baum einen Menschen getötet hatte.

Heckenbach erläuterte indes die vorwiegend gestalterische Maßnahme, die sich in zwei Abschnitte gliedert. Im ersten geht es um die Wiederherstellung des Charakters der Kastanienallee vom Casino zur Landgrafenbrücke. Alle kleineren Bäume zur Ahr hin seine Wildwuchs der vergangene Jahrzehnte, teilweise mit Efeu überzogen und geschädigt.

Aber, so Heckenbach: "Alles, was wir machen, ist abgesprochen." Landesbehörden, Wasserwirtschaft, Naturschutz und auch Fledermausexperten seien mit im Boot.

Zudem sei der untere Teil der Ahrböschung als Flora-Fauna-Habitat geschützt. Es gehe auch darum, aufzuräumen und einen Blick auf konkurrierende Bäume zu haben. Auf der Beuler Wiese sieht die Lage anders aus. "Wir wollen keinen amerikanischen Verhältnisse. Nur Wiese und hier und da ein Baum", monierte eine Bürger. "Das sei auch nicht gewollt", antwortete Hecker, unterstrich aber auch, dass ein Park eben eine gepflegte Anlage impliziere.

An der Beuler Wiese gehe es darum, freie Sicht zur Ahr zu schaffen, also das Untergehölz zwischen den Bäumen am Ufer zu entfernen. Koch: "Auch mit dem Hintergrund, dass in Parks wo das bereits geschehen ist, die Fälle von Vandalismus zurückgegangen sind."

Reinhard van Ooyen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz brachte die Biodiversität ins Spiel. So sollte man durchaus "geeignete alte Bäume in Würde sterben lassen", wenn sie Platz für Fledermäuse böten. "Ist im Plan", sagte Heckenbach und nahm auch eine weitere Anregung mit ins Rathaus. Die kam vom Ornithologen Klaus Puchstein: "Der einmal jährliche Schnitt am unteren Ufer soll möglichst hoch erfolgen." So hätten Vögel und auch Libellen direkt am Wasser geeignete Rückzugsmöglichkeiten.

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