Hospiz-Verein Rhein-Ahr Verein verzeichnet mehr Mitglieder

BAD NEUENAHR · Die Begegnungsstätte an der Bad Neuenahrer Kreuzstraße ist zum Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr aus allen Nähten geplatzt. "Wir und unsere Themen Sterben und Tod scheinen endlich im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen zu sein", sagte die Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny über die große Resonanz.

 Hochbetrieb herrschte beim Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins.

Hochbetrieb herrschte beim Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins.

Foto: Martin Gausmann

Doch immer noch würde der Tod vielfach verdrängt und verleugnet. Immer mehr Menschen stürben in Institutionen und immer weniger Menschen hätten die Möglichkeit zu bestimmen, wie sie sterben wollen, kritisierte sie.

Dennoch war die Stimmung gut beim Hospiz-Verein. Schließlich wird ein seit der Vereinsgründung vor 22 Jahren verfolgtes Projekt bald Wirklichkeit: Im Februar beginnen die Bodenvorbereitungsarbeiten für den Bau des stationären Hospizes in Nachbarschaft des Krankenhauses Maria Hilf in der Kreisstadt, das der Verein gemeinsam mit der Marienhaus Holding und den von-Bodelschwinghschen-Stiftungen Bethel realisiert und das2015 eröffnet werden soll, wie Dobrowolny ausführte: "Das Haus wird zehn Betten haben und ist für Menschen gedacht, die keine häusliche Versorgung haben, wenn es auf die letzten Lebenstage zugeht."

90 Prozent der Kosten würden von den Kassen, zehn Prozent müssten aus der Bürgerschaft getragen werden. Ein Architektenentwurf des Hospizes war beim Empfang ebenso ausgestellt wie Fotos floraler Objekte von Vorstandsmitglied Andreas Reuther.

Aufgaben und Vorhaben gebe es genug, und der Verein sei bereit, die Ärmel hochzukrempeln, sagte Dobrowolny. Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr. Das betrifft Mitglieder wie Einsatzgebiete. Der Hospizverein ist nach eigenen Angaben mit seinen nunmehr 764 Mitgliedern der drittgrößte in Rheinland-Pfalz und hat im vergangenen Jahr 324 Menschen begleitet. "Die 48 aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen haben 3200 Stunden Begleitung absolviert und gemeinsam mit den fünf hauptamtlichen Schwestern 3720 Einsätze gemeistert", stellte die Vorsitzende fest.

Dafür legten die ehrenamtlichen Mitarbeiter 14.000 Kilometer und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen 75000 Kilometer im ganzen Kreisgebiet zurück. Dobrowolny: "Viele Dinge passieren, viel wird geleistet, damit Menschen ein gutes Ende nehmen können und ihre Angehörigen in Ruhe trauern und weiterleben können."

Die Erfahrungen, die dabei gemacht werden, helfen, Tragik, Drama und Verhängnis des eigenen Menschseins in den Blick zu nehmen, den Tod nicht mehr zu ignorieren oder weiter zu verdrängen.

In Zeiten der Medikalisierung, Ökonomisierung und Institutionalisierung des Sterbens sei die Aufgabe des Hospiz-Vereins umso wichtiger, den Menschen die Würde zurückzugeben, zuzuhören und durch scheinbar bloßes Dasein, das oft auch Beistehen und Aushalten von Ängsten beinhalte, Hilfe zu geben.

Der Blick des Hospiz-Vereins gelte auch den Angehörigen, die in Krisensituationen oft übersehen würden, und der Dank Dobrowolnys galt den Mitarbeitern an den Standorten in Adenau und Bad Neuenahr ebenso wie den Unterstützern des Vereins. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, Sie begleiten nicht nur Patienten sondern auch Familien", sagte der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies an den Verein gewandt und sprach seinen Respekt dafür aus.

Um die kostenfreien Hilfen des Vereins zu unterstützen, übergab Versicherungsmakler Rolf Deißler im Namen seines Unternehmens einen Scheck über 500 Euro als Spende an den Hospiz-Verein für die weitere Arbeit mit Sterbenden und deren Angehörigen.

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