Verkehrsverein ist 100 Jahre alt Die Hüter der Gastlichkeit in Schuld

Schuld · Der Verkehrsverein Schuld erfüllt auch 100 Jahre nach seiner Gründung noch wichtige Funktionen im Ort. Vieles davon ist historisch begründet. Auch die Flutkatastrophe vom vergangenen Juli will der Traditionsverein aufarbeiten.

 Den Wanderern galt in Schuld stets besonderes Augenmerk. Die Eröffnung des Ahrsteigs im November 2012 wurde dort deshalb besonders begrüßt.

Den Wanderern galt in Schuld stets besonderes Augenmerk. Die Eröffnung des Ahrsteigs im November 2012 wurde dort deshalb besonders begrüßt.

Foto: Anton Simons

Der Verkehrsverein Schuld wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Eine Jubiläumsfeier ist wegen der Zerstörungen, die das Hochwasser vom Juli 2021 in dem Ort an der oberen Ahr anrichtete, bislang aber nicht geplant. Die Jahrhundertflut habe „solche Verwüstungen und Traumata hinterlassen, dass an eine Feierlichkeit zum 100. Gründungsjubiläum nicht zu denken ist“, sagte Vereinschef Helmut Reuter dem General-Anzeiger. Sicherlich würden „einige Jahre ins Land gehen, bevor man an den Tourismus der Vergangenheit anknüpfen und wieder Normalität leben kann“.

Landstraße ebnet dem Tourismus des Weg

Dabei hat der im Jahr 1922 auf Initiative des Gastronomen Gabriel Falkenberg von Hoteliers, Gastwirten und Privatleuten gegründete Zusammenschluss eine stolze Bilanz vorzuweisen. Eine wichtige Voraussetzung für das Tourismusaufkommen in Schuld und damit für die Vereinsgründung war, dass die von Dümpelfeld nach Schuld und weiter die Ahr hinauf führende Straße, die heutige L 73, zwischen 1870 und 1884 gebaut worden war. Und 1907 verkehrten Postkutschen von Dümpelfeld über Schuld bis zur Pferdewechselstation auf dem Laufenbacher Hof.

Von Beginn an ist der Verein nicht nur eine Interessenvertretung der örtlichen Gastronomie, sondern zugleich auch Initiator und Katalysator des wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Ort, eine Art Bürgerverein. Dabei haben sich die Schwerpunkte der Arbeit des Vereins im Laufe der Jahrzehnte immer mal wieder verschoben. In den vergangenen Jahren war dem Verein, der immer wieder auch die Kommunalpolitik befruchtet hat, die Schließung der zwischen Schuld und Fuchshofen klaffenden letzten Lücke im Ahr-Radweg ein besonderes Anliegen.

Verein hat Ortsverschönerung und Wanderer im Blick

Ihre Hochzeit erlebten der Tourismus und der Verkehrsverein von Schuld in den 1950er und 1960er Jahren. Wobei die Gäste zu dieser Zeit vor allem aus Belgien und den Niederlanden an die Ahr kamen – und zwar mit Bussen, die damals bis weit außerhalb der Ortsgrenzen parkten. Der Tourismus bescherte dem inmitten pittoresker Landschaft liegenden Ort Arbeitsplätze, Wohlstand und zusätzliche Einwohner, sodass sogar neue Baugebiete ausgewiesen werden mussten.

Als Dienstleister der heimischen Gastronomie stellte der Verein in Schuld eine geografische Übersicht des Ortes und Tafeln auf, die auf die Restaurants und Unterkünfte hinweisen. Aber auch die Ortsverschönerung war und ist ihm ein Anliegen: Der Verkehrsverein schmückte Schuld mit Fahnen und Blumen, und 1960 prägte er das Ortsbild an vielen Stellen nachhaltig mit, indem er mehr als 30 Linden pflanzte. Sein besonderes Augenmerk galt stets den Wanderern. Für sie hielt der Verein die Wanderwege sauber, stellte Ruhebänke, Schutzhütten und drei sehr hübsche „Aussichts-Tempelchen“ auf und kümmert sich um deren Pflege. Die vom Verkehrsverein erbaute Martinshütte übereignete er im Jahr 1979 dem neu gegründeten Wanderverein.

Enge Bande zum Radsportverein in der Domstadt geknüpft

Viele Jahre lang pflegte der Verkehrsverein enge Beziehungen zu dem ein Jahr vor ihm gegründeten Kölner Radsportclub „Adler“. Mit dem Straßenrennen Köln – Schuld – Köln, das bei Einheimischen wie Gästen großen Anklang fand, eröffneten die beiden Vereine Jahr für Jahr die Straßenrennsaison.

Seit Jahren sind der Verkehrsverein und sein Vorsitzender bestrebt, die 1962 wiederentdeckten Reste des römischen Gutshofs „Im Weiler“ bei Schuld aufzuwerten. So brachte der Verein im Jahr 2015 mit Hilfe des Niederzisseners Walter Müller ein Prospekt zu dem ehemaligen Gutshof heraus.

In den vergangenen Jahren veranstaltete der Verkehrsverein Lesungen, Vorträge und Ausstellungen. So referierte Walter Müller im November 2015, im März und im November 2016 sowie im Januar 2017 zur Ahrtal-Geologie. Eberhard Thomas aus Köln informierte im Dezember 2015 über den römischen Gutshof, im Januar 2016 standen Lesung und Gespräch mit der in Wassenach lebenden Grafikerin und Künstlerin Beate Heinen auf dem Programm und im Februar 2016 eine Ausstellung mit Gemälden von Alfred Holler, einem Weggefährten des Eifelmalers Fritz von Wille. „Ehemaliger Erzbergbau im Ahrgebiet zwischen Antweiler und Dümpelfeld“ lautete der Titel eines Vortrags, den Volker Reppke im März 2017 auf Einladung des Verkehrsvereins hielt. Und für den 29. Januar 2020 lud der Verein zu einer Podiumsdiskussion „Ländlicher Raum – lebenswerter Raum?“ ins Pfarrheim ein.

Ortschronik soll vervollständigt werden

Durch die Juli-Flut seien „leider auch viele Fotografien und Dokumente verloren gegangen“, sagte Vereinschef Reuter mit Bedauern. Aber mit dem verbliebenen alten Material und der Unterstützung von Herrmann Bläser, dem zweitältesten Bürger von Schuld, sowie von Karl Kläsgen und Jürgen Hecken versuche der Vorstand „zu retten, was zu retten ist“, um anlässlich des Jubiläums die Ortschronik zu vervollständigen.

„Wir werden unsere Informationstafeln wieder aufbauen, um unseren Gästen auch in Zukunft wieder Orientierung und Informationen zu geben“, so Reuter weiter. Die Website des Vereins, die sich über die Jahre zum Dreh- und Angelpunkt für solide historische sowie aktuelle Informationen über den Ort entwickelt hat, enthält inzwischen auch eine Dokumentation zur 2021er Flut in Schuld.

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