Tennisclub Grafschaft Vom Kartoffelclub zum Vorzeigeverein

LEIMERSDORF · Steigender Beliebtheit erfreut sich eine Trendsportart, die es mittlerweile bis zur Austragung von Europameisterschaften gebracht hat: Beim Schach-Tennis handelt es sich um eine nicht alltägliche Kombination aus körperlicher Bewegung und geistiger Fitness.

 Die Sieger der Schach-Tennis-Meisterschaft beim TC Grafschaft ehrt Jürgen Kaster (r.).

Die Sieger der Schach-Tennis-Meisterschaft beim TC Grafschaft ehrt Jürgen Kaster (r.).

Foto: Martin Gausmann

Longline und Cross, Antäuschen und Passieren sind nur einige der Gemeinsamkeiten dieser Einzeldisziplinen, die beide ein hohes Maß an Reaktionsschnelligkeit, Vorausberechnung und Intuition erfordern.

Davon konnte man sich jetzt bei der Westdeutschen Meisterschaft in dieser Doppeldisziplin überzeugen, die der Tennisclub Grafschaft (TCG) anlässlich seines ebenfalls nicht alltäglichen Doppeljubiläums ausrichtete. Seit 35 Jahren besteht der Tennisclub, und seit 15 Jahren wird im TCG auch Schach gespielt - zusammen feierte man also 50 Sportjahre auf der Anlage zwischen Leimersdorf und Nierendorf. "Was passt besser dazu, als ein Schach-Tennisturnier auszurichten?", meinte der Vorsitzende Dieter Seiwerth.

So gab es am Samstag zunächst ein Tennisturnier, am Sonntag dann die Gelegenheit zur Revanche bei einem Schnellschachturnier. Insgesamt nahmen 19 Sportler aus ganz Deutschland teil und zeigten hochklassigen Sport. Den Titel des Westdeutschen Meisters im Schach-Tennis holte sich dabei Kai Schoenwolff aus Hamburg vor Helmut Bürger und den beiden Drittplatzierten Paul Pfeifer und Jürgen Kottemer. Das siegreiche Quartett qualifizierte sich zudem für die zweiten Offenen Europameisterschaften im Schach-Tennis, die im Juli in Baden-Baden stattfinden. Bei der Jugend glänzte Elisa Naumann besonders.

Die Siegerpreise übergab Bürgermeister Achim Juchem, der auch die Schirmherrschaft übernommen hatte, zusammen mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Horst Gies und dem Sportkreisvorsitzenden Fritz Langenhorst.

Am Vorabend hatte der TCG zu einem gut besuchten Jubiläumskonzert mit der Gruppe "Spandau" ins Vereinsheim eingeladen, bei dem Vorsitzender Dieter Seiwerth einen Rückblick auf die Clubhistorie gab. Im Gründungsjahr 1980 waren Boris Becker erst 13 und Steffi Graf elf Jahre alt. "Vom Tennisboom sprach zu diesem Zeitpunkt noch niemand, und Tennis wurde immer noch als Exklusivsport angesehen", erinnerte er sich. Doch 18 Tennisbegeisterte aus der Grafschaft seien dem Ruf von Friedel Bernhards zu einer Gründungsversammlung gefolgt. Auch ohne Tennisplätze und Clubhaus habe sich von Anfang an ein reges Vereinsleben entwickelt, die Mitgliederzahlen seien ständig gestiegen. Hans Stein wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt und behielt den Posten bis ins Jahr 2004.

1982 verpachtete der Gemeinderat dem Verein das Gelände neben dem Sportplatz von Leimersdorf für den Bau von zwei Tennisplätzen langfristig. "Doch um den Bau verwirklichen zu können, mussten auch die Finanzen bereitgestellt werden", so Seiwerth. Hans Stein und Ali Moog hätten damals mit ihren privaten Vermögen gebürgt, und so stehe der Verein heute prima da.

Die beiden Plätze wurden 1985 eingeweiht, und der Spielbetrieb begann. Der Verein wuchs auf 170 Mitglieder, wurde aber von einigen Neidern etwas herablassend als "Kartoffelclub" bezeichnet. Ob es an der ländlichen Lage oder an den preiswerten Mitgliederbeiträgen gelegen habe, sei ihm niemals richtig klargeworden, so der Vorsitzende. "Auf alle Fälle waren wir stolz, einem Verein anzugehören, der jedem preiswert das Tennisspielen ermöglichte."

Schon bald habe man über die Notwendigkeit eines Clubhauses nachgedacht, um das Vereinsleben besser gestalten zu können. Zunächst nur als Provisorium erwarb der Verein eine alte Klassenbaracke der Realschule, die aber doch mehr als 15 Jahre lang halten sollte. 1993, nachdem die ersten beiden Plätze bezahlt waren, wurden zwei weitere Plätze übergeben. 2001 begannen die Planungen für ein neues Clubhaus. Im Jahr 2000 wurde dann die Schachabteilung geründet. Auch die entwickelte sich zu einem Renner.

Darüber hinaus engagiert sich der Verein besonders für die Jugend. Ein jährliches Tenniscamp, Jugendmeisterschaften, Tennisworkshops, das Kooperationsmodell "Sport und Schule" und die Zusammenarbeit mit dem Grafschafter Jugendförderverein seien Beispiele hierfür, so Seiwerth.

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