Jahrestag in Bad Bodendorf War Captain Jean Mascaux ein Held?

Bad Bodendorf · Vor 70 Jahren stürzte in Bad Bodendorf ein belgisches Jagdflugzeug am Rand des heutigen Kurviertels ab. Pilot war Captain Jean Mascaux, Chef des 4. belgischen Jagdgeschwaders.

 Verwittert und kaum noch zu entziffern: Der Gedenkstein für den belgischen Piloten Captain Jean Mascaux in Bad Bodendorf.

Verwittert und kaum noch zu entziffern: Der Gedenkstein für den belgischen Piloten Captain Jean Mascaux in Bad Bodendorf.

Foto: Martin Gausmann

War Captain Jean Mascaux, der Chef des 4. belgischen Jagdgeschwaders, tatsächlich ein Held? Hat er beim Absturz seines Flugzeugs am 31. März 1950, also vor genau 70 Jahren, in Bodendorf bewusst sein Leben geopfert, um andere Menschen vor dem Tod zu bewahren? Diese Fragen werden sich wohl nicht mehr zweifelsfrei beantworten lassen. Was war geschehen?

Am Morgen gegen 9.30 Uhr war Captain Mascaux mit seinem Jagdflugzeug von einem Fliegerhorst in Belgien zu einem Übungsflug gestartet. Knapp zwei Stunden später brauste Mascaux mit seinem Flugzeug im Tiefflug über Ahrweiler hinweg, bevor es gegen 11.30 Uhr in nur 150 Metern Höhe über Bodendorf eine Explosion an Bord gab. Wenig später schlug die Maschine am Fuß des Mühlenbergs am Rand des heutigen Kurviertels auf dem Boden auf.

Es dauerte nicht lange, bis eine Untersuchungskommission der belgischen Luftwaffe in Bodendorf eintraf, das damals zur französisch besetzten Zone gehörte. In einem Umkreis von etwa 300 Metern rund um die Absturzstelle fanden sie Flugzeugtrümmer, die in den Bäumen oder auf den Feldern verstreut lagen. Von dem Piloten fanden sie nur noch einzelne Körperteile. Der Fallschirm des Piloten war unversehrt. Die sterblichen Überreste des verunglückten Piloten wurden mit einem Militärflugzeug vom Flughafen Wahn aus nach Belgien überführt und am 3. April 1950 beigesetzt. Wenige Tage nach dem Unglück gab es an der Absturzstelle eine große Trauerfeier, an der auch Vertreter des belgischen Militärs teilnahmen. Aber es gelang nicht, die näheren Umstände des Absturzes zu klären. Vielleicht war Nebel ein Grund für den Unfall. Möglich auch, dass der Pilot nach der Explosion in seinem Flugzeug noch eine Notlandung versuchte.

Bewohner des Bodendorfer Kurviertels waren sich jedoch sicher, dass der Pilot den Schleudersitz nicht betätigte, damit er sein Flugzeug an den Fuß des Mühlenbergs lenken und eine Katastrophe verhindern konnte. Kameraden und Angehörige setzten dem getöteten Piloten noch im gleichen Jahr an der Absturzstelle einen Gedenkstein. An Feiertagen und jeweils am Jahrestag des Absturzes stellten Anwohner an dem Denkmal jahrzehntelang Kerzen auf und pinselten die goldfarbene Gedenkstein-Inschrift immer wieder nach. Kinder stellten Marmeladengläser mit Wildblumen daneben, die sie am nahen Waldrand oder in den Wiesen gepflückt hatten. Für den Bau eines Mehrfamilienhauses an der einstigen Absturzstelle wurde das Denkmal später um etwa 50 Meter versetzt. Seitdem steht es an einer Straßengabelung in einer kleinen Grünanlage etwas unterhalb. Neben der Absturzstelle gibt es heute immerhin noch eine der beiden Eichen, die einst das Denkmal und zwei Ruhebänke flankierten. Der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf hat vor ein paar Jahren neben dem Gedenkstein ein Täfelchen mit Informationen zu dem Unglück aufgestellt. Aber Zeitzeugen starben über die Jahre, und die Erinnerung an den Absturz verblasste.

Heute macht die Gedenkstätte einen ungepflegten Eindruck. Auf der Oberfläche des Denkmals und auf dem Sockel wachsen Flechten und Moos, und die Inschrift ist kaum mehr zu entziffern. Neben dem Gedenkstein sind zwei wenig ansehnliche graue Schaltkästen aufgestellt worden. Die Grünanlage dient häufig als Hundetoilette.

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