Volles Haus im Kurpark "Was ist, Alter?"

BAD NEUENAHR · Der Bonner Kabarettist Bill Mockridge fand in Bad Neuenahr ein großes, fröhliches Publikum.

 Der Bonner Kabarettist und Schauspieler Bill Mockridge begeisterte in der ausverkauften Konzerthalle des Kurparks Bad Neuenahr.

Der Bonner Kabarettist und Schauspieler Bill Mockridge begeisterte in der ausverkauften Konzerthalle des Kurparks Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Laufen, Laben, Lieben, Lachen, Lernen: Fünf Aufgaben gab Bill Mockridge bei einem humorvollen Auftritt am Donnerstag in der Konzerthalle im Bad Neuenahrer Kurpark seinem großen Publikum als Ratschlag zum Älterwerden mit auf den Heimweg. Der Abend war ausverkauft, und schon lange vor Beginn des "Anti-Aging-Kabarettprogramms" waren alle Plätze besetzt, vor allem mit Jahrgängen jenseits der 60.

"Laufen" steht für den gebürtigen Kanadier und Gründer des Bonner Springmaus-Improvisationstheaters generell für Bewegung, für tägliche intensive Bewegung. Laben steht für gutes (nicht für mächtiges) Essen, "Lieben" meint jede Form der Zärtlichkeit, und "Lernen" kann etwa die tägliche intensive Zeitungslektüre beinhalten.

Schnell fand der Wahl-Bonner (67) Kontakt zum Bad Neuenahrer Publikum. Wobei die eingeklammerte 67 ein glatter Fauxpas ist. Mockridge: "Ich bin ein Mensch und keine Zahl, was interessiert mich das Alter?

Aus seiner Sicht bleiben zwar die Dinge gleich, nur die Sicht darauf ändert sich immer wieder im Laufe eines Lebens. Wenn etwa die Treppe hinauf zur S-Bahn sich so anfühlt wie ein Aufstieg zur Eiger-Nordwand.

Jedes Alter hat so seine Eigenheiten. Wie macht sich etwa ein Ohrring neben dem Hörgerät? Einen Trick verriet der Senior: das eigene Alter höher angeben. "Das bringt Bewunderung."

Mit Jeans, roter Jacke und Weste sowie blauem Hemd stand er auf der Bühne, sagte: "Ich bin unter die Brabbeler gegangen", sprach über "Alte-Männer-Geräusche", Vergesslichkeit, "Tatort" statt Erotik im Bett, sprach über die Familie mit seiner Frau, Margie Kinsky, der Schauspielerin, und den sechs mittlerweile erwachsenen Söhnen.

Er führte Beispiele für veränderte Sprache von Alt und Jung: was früher etwa mit "super" gekennzeichnet wurde, ist jetzt "krass". "Etwas Flottes für den Übergang", konnte früher eine neue Jacke sein, ist jetzt eher eine neue Freundin.

Eine Umfrage im Endenicher Kindergarten hatte ergeben, dass ein "Seniorenteller" vermutlich "goldumrahmt" sei. Was Omas und Opas wohl so machen: "Kochen, Zeitunglesen, Fernsehen, Fahrradfahren, Party feiern", meinten die Kinder.

Und wie sah so eine Oma früher aus: Kittel und Kitteltasche mit allem drin, was Enkel brauchen, vom Pflaster über die Banane bis zu den Wachsmalstiften, erinnerte sich Mockridge.

Auch Senioren aus dem Bonner Paulusheim wurden befragt. Sie schätzen das Alter unterschiedlich ein. Etwa als "die Krone vom Leben" oder einen Zustand, in dem die "Organe nicht mehr so wollen, wie man will".

Ein "neuer Geist", herrsche unter den alten Menschen, resümierte der Schauspieler. Sie seien neugierig und erfindungsreich wie der Künstler Gerhard Richter und die Unternehmerin Beate Uhse. "Ob wir viel oder wenig aus unserem Alter machen, das liegt nicht an unserem Alter, das liegt an uns", erklärte Mockridge und empfahl, den Tag voll zu genießen.

Und er spielte mit dem Titel seines Programms: "Was ist, Alter?" (mit Komma), "Was ist Alter?" (ohne Komma) und "Was isst Alter?" (mit ss). Er wurde allem gerecht und ließ ein entspanntes, fröhliches Publikum zurück.

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