Lustig und nachdenklich in Ahrweiler "Wenn ech von fähn de Porze sehn"

AHRWEILER · Bis weit in die Niederhutstraße schallte es, als Tommy Geller mit "Wenn ech von fähn de Porze sehn" auftrat - und das Publikum sang kräftig mit. Kein Zweifel, es war erneut Mundartabend angesagt. Oder, wie es der Heimatverein Alt-Ahrweiler ausdrückt: Plattakademie.

 Monika Busch und Manfred Kolling präsentieren Mundart.

Monika Busch und Manfred Kolling präsentieren Mundart.

Foto: Martin Gausmann

Rund 80 Besucher, die meisten von ihnen jenseits der 70, waren ins Gasthaus Bell gekommen, um die "ahle Verzällcher von fröher" zu hören. Wer den Dialekt nicht spricht und versteht, hatte kaum eine Chance, sich zu verständigen. Zumal auch Rainer Sturm, der durch den Abend führte, dies in perfektem Ahrweiler Platt tat.

Die Protagonisten am Mikrofon sind bei den Mundartabenden in Ahrweiler eigentlich immer die gleichen, die Geschichten und Anekdoten aber jedes Mal andere. Und auch der Heimatverein lässt sich immer etwas Neues einfallen. Diesmal wurde auf die ansonsten zum Start gesungene Huldigung auf "Oos Ahrweiler Platt" verzichtet. Dafür sprach Margret Nischalke ein gereimtes Loblieb auf den Heimatdialekt: "Dat es esu en Saach met dem Ahrweiler Platt - der eine kritt et net hin on der annere net satt." Frei übersetzt: Wer den Heimatdialekt spricht, den lässt dieser nicht mehr los. Und so wurde in der Plattakademie mehr als zwei Stunden lang gereimt, erzählt und gesungen.

Werner Schüller berichtete beispielsweise vom "Ousfloch vom Vürstand", der Tour des Vorstandes der Hutengemeinschaft Oberhut im umgebauten Kleintransporter. Da darin zuvor transportiertes Vieh einige Exkremente hinterlassen hatte, wurde es zu einer eher unangenehmen Tour mit Hindernissen. Manfred Kolling und Monika Busch präsentierten einen Sketch am Frühstückstisch, wobei es sich nur darum drehte, ob die Frau denn nun "met odde ohne Hoot" in die große Stadt fahren solle. Vieles sprach dafür, vieles dagegen. Und am Ende war der Mann wieder der Schuldige, obwohl er kaum etwas gesagt hatte.

Zum Nachdenken regte Lothar Pötsche bei seinem Vergleich der Zeiten an: "Ach wat woa dat fröhe schön bei oos em Städtche." Da gab es noch keine 14 verschiedenen Sorten von Tomaten in der Auslage, da waren in der Ahrweiler Altstadt noch Lebensmittelläden zu finden, da stand nicht das halbe Sortiment der Händler statt im Laden auf der Straße und hinter den Ladentüren warteten noch freundliche Inhaber, die einem auch noch die Türe aufhielten. Derweil erzählte Helmut Schuld die Geschichte vom Dachdecker Knopp, der sich mehr dem Alkohol als der Arbeit zuwandte, prompt vom Dach fiel, aber das zeitliche nicht segnete, weil noch ein Rest Korn in der Flasche war.

Wie es früher in Kindertagen in Gimmigen zuging, berichtete Hans Boes, jüngstes einer elfköpfigen Kinderschar. Er präsentierte seine Kinderschuhe aus der Zeit. Mehr als ein paar Schuhe habe es nicht gegeben. Und "wer net ens en de Baach jefalle wor, wor keine echte Jimminge." Untermalt wurde der Ahrweiler Dialekt mit rheinischen Tönen aus Köln. Hierfür sorgten die Sänger des Männergesangvereins Ahrweiler, die bekannte Titel der Mundartband Bläck Fööss präsentierten. Was folgte, waren weitere Plattgeschichten, vorgetragen von Martina Raths, Helmut Schuld, Margret Nischalke, Edith Schmitz und Manfred Linden. Für den musikalischen Ausklang sorgte schließlich wieder Tommy Geller mit "Kutt jot heim!"

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