Vor 800 Jahren Wie es Papst Silvester bis nach Dernau schaffte

Dernau · Im 13. Jahrhundert kam der Heilige Silvester ins Gebiet des heutigen Kreises Ahrweiler - in Form einer Reliquie.

 Von den Gläubigen verehrt: der Silvester-Altar in der Dernauer Pfarrkirche.

Von den Gläubigen verehrt: der Silvester-Altar in der Dernauer Pfarrkirche.

Foto: Heinz Grates

Der Heilige Silvester, also der Mann, dessen Name seit Jahrhunderten als Synonym für den letzten Tag des Jahres steht, hat es zu Lebzeiten wohl nicht bis in den heutigen Kreis Ahrweiler geschafft. Bei einem Ritt von Rom nach Trier soll er aber immerhin durch Hausen gekommen sein, jenen acht Kilometer südlich des Laacher Sees gelegenen Ort, der heute zur Stadt Mayen gehört. Sein Pferd habe dort ein Hufeisen verloren, so die Legende. Weshalb die Hausener später an gleicher Stelle eine Kirche bauten, die sie Sankt Silvester widmeten. In Erinnerung an den unfreiwilligen Zwischenstopp des Papstes segnet der Pfarrer von Hausen heute Jahr für Jahr am 31. Dezember Reiter und deren Pferde, die sich dort vor der Silvester-Kirche versammelt haben. Anschließend führt er, hoch zu Ross, in liturgischem Gewand und mit einem Reiterhelm auf dem Kopf eine Prozession an, die dreimal um die Kirche zieht, bevor in der Kirche ein Festgottesdienst gefeiert wird.

Mehr als 1000 Jahre nach Silvesters Ritt durch die Eifel kam er dann aber doch ins Kreisgebiet – wenn auch nur in Form einer Reliquie. Ein Dernauer Ehepaar, Siegfried und Greta hießen die beiden, stiftete nämlich im Jahr 1289 ein Hospital für Arme und Kranke mit einer kleinen Kapelle, die Papst Silvester geweiht wurde. Diese Kapelle steht heute noch, wurde aber schon vor Jahrhunderten umfunktioniert und dient seither als Sakristei.

Sankt Silvester spielt in Dernau noch eine Rolle

Zur Ausstattung dieser Kapelle gehörte eine Monstranz mit einer in Silber gefassten Reliquie ihres Patrons. Als die Vorgängerin der heutigen Kirche im Jahr 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, geplündert wurde, nahmen die Plünderer auch die Monstranz mit der Reliquie mit. Seitdem gilt sie als verschollen. Trotzdem spielt Sankt Silvester in der Dernauer Kirche auch heute noch eine Rolle: Der rechte Seitenaltar ist nämlich den Heiligen Quirinus, Sebastianus und Silvester gewidmet. Und in der Altarmitte steht eine prächtige Skulptur des Heiligen Silvesters.

In Brenk, zwölf Kilometer südöstlich von Hausen gelegen, steht heute noch eine Silvester-Kapelle. Und dort hat es der heilige Silvester sogar bis ins gemeindliche Wappen geschafft. Als Zeichen dafür, dass er in dem kaum mehr als 150 Einwohner zählenden Dorf seit Jahrhunderten verehrt wird, entschied man sich in den 1990er-Jahren, als das Wappen entwickelt wurde, für das Papstkreuz des Silvester-Stabes als Hauptelement.

Pferdesegnung bis in die 1960er-Jahre

Bis in die 1960er-Jahre huldigten Bauern aus der Region um Brenk dem Tier-Heiligen Silvester jährlich am 1. Mai in Form einer Pferdesegnung, zu der mehr als 100 Reiter mit ihren Pferden nach Brenk kamen. Nachdem Traktoren dann innerhalb weniger Jahre die Pferde als Nutztiere aus der Landwirtschaft verdrängt hatten, kam die Brenker Pferdesegnung zum Erliegen.

Silvester-Kirmes wird in Brenk aber nach wie vor am 31. Dezember gefeiert. Die Festmesse an diesem Freitag in der Silvester-Kapelle beginnt, wie gewohnt, um 10 Uhr. Nur der Gesangverein ist, anders als üblich, nicht mit dabei – wegen Corona, aber auch deshalb, weil der Chor derzeit keinen Dirigenten hat. Ein Kirmes-Frühschoppen im Gasthaus Oligschläger schließt sich an.

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