Bundesstraßen 9 und 267 Tunnel in Altenahr und Ahrbrücke bei Sinzig sind wieder frei

Ahrtal · Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt und der parlamentarische Staatssekretär Oliver Luksic nahmen an der feierlichen Einweihung zweier wichtiger Verkehrsknotenpunkte im Ahrtal teil. Rund 2600 Maßnahmen im Wiederaufbau stehen allerdings noch aus.

Freigabe der B9-Brücke bei Sinzig mit (vlnr.): Andreas Geron, Bürgermeister von Sinzig, Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär, und Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt.

Freigabe der B9-Brücke bei Sinzig mit (vlnr.): Andreas Geron, Bürgermeister von Sinzig, Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär, und Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt.

Foto: ahr-foto

Exakt 428 Tage nachdem die Flutkatastrophe im Ahrtal zwei Hauptverkehrsstraßen unterbrach, ist der Wiederaufbau an diesen neuralgischen Punkten beendet: Die Bundesstraße 9, bei der die Flut in Sinzig den in Richtung Koblenz führenden Part der Ahrbrücke am Morgen des 15. Juli 2021 zum Einknicken brachte, wurde am Freitagmittag offiziell wieder für den Verkehr freigegeben. Im Anschluss reiste der Tross aus Bundes-, Landes-, und Kommunalpolitikern, den für die Verkehrsinfrastruktur zuständigen Behörden und etlichen Medienvertretern weiter nach Altenahr.

Hier hatte die Flut am Abend des 14. Juli und in der darauffolgenden Nacht den aus dem Jahr 1834 stammenden Engelsley-Tunnel fast bis unter die Decke geflutet. Der reißende Strom zerstörte in der Folge Straße und Unterbau auf beiden Tunnelseiten. Bilder des rund zehn Meter tiefen Kraters auf der Ostseite des Altenahrer Tunnels mit unterspülten Häusern auf beiden Seiten gingen um die ganze Welt. Noch nie hatte das Wasser im Tunnel auch nur ansatzweise eine solche Höhe erreicht, auch wenn die Ahr bei großen Hochwasserlagen immer wieder die „Abkürzung“ durch den Tunnel nimmt. Allerdings waren bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 1910 ähnliche Straßenschäden entstanden und große Teile des befestigten Wegs weggespült worden, wie Bilder aus dieser Zeit zeigen.

Verkehr auf der B9 war konnte ein Jahr nur eine Spur nutzen

Während auf der B9 der Brückenteil in Richtung Bonn die Flut überstanden hatte, konnte der Verkehr hier zum Wiederaufbau in beide Richtungen einspurig über diesen östlichen Part geleitet werden, sodass es nicht zu allzu großen Einschränkungen für die Autofahrer kam. In Altenahr sah das anders aus, denn der Tunnel bildet die einzige Möglichkeit, im Tal von Mayschoß oder Reimerzhoven weiter in Richtung Oberahr zu fahren. Nun war diese Verbindung unterbrochen, Reisende mussten spätestens ab Dernau über die Höhen der Grafschaft und den Roßberg zurück ins Ahrtal fahren. Umgekehrt galt dieser Umweg von 17 Kilometern ebenso.

Jetzt lobten Politiker und Baufachleute vor allen Dingen das Tempo, in dem die beiden neuralgischen Punkte wiederhergestellt wurden. „So schnell wie hier wird nirgendwo anders gebaut“, freute sich Staatssekretär Luksic. Immerhin fahren täglich 20.000 Fahrzeuge über die Ahrbrücken der B9 bei Sinzig, 5.500 Fahrzeuge durchqueren den Altenahrer Tunnel. Die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt betonte, dass für das Ahrtal die Baurichtlinien, insbesondere das Vergaberecht, geändert wurden. Auch die Wiederherstellung der B267 beim Altenahrer Tunnel ist laut Luksic als Vorbild für den Bund zu werten. Verbandsbürgermeister Dominik Gieler nahm den Ball hinsichtlich der geänderten Voraussetzungen gerne auf und mahnte an, dass der Tunnel nur eine von rund 2.600 Maßnahmen der kommunalen Infrastruktur an der Ahr sei. „Diese Erleichterungen brauchen wir auch anderer Stelle“, so Gieler hinsichtlich offensichtlich viel zu früher Rückkehr zur „bürokratischen Normalität.“

Am Freitag galt es aber erst einmal, die Fertigstellung der wichtigen Straßen zu feiern. In Sinzig durfte der Bauleiter dabei ähnlich einer Schiffstaufe eine Flasche Sekt am Tunnelpfeiler zerschlagen. Pfarrerin Kerstin Laubmann und die Pastorale Koordinatorin Sabine Mombauer sprachen den kirchlichen Segen für die Brücke, deren Pfeiler nun 15 Meter tief ins Erdreich gründen und die als hochwassersicher gilt. Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron erinnerte noch einmal an den 15. Juli 2021, als auch die Ahrbrücke der L82 in Sinzig nicht mehr funktionierte und der Verkehr in der Stadt gänzlich zusammenbrach. Gerons Dank galt allen Beteiligten beim Wiederaufbau vor allem dafür, dass man getreu dem Motto „einfach machen“ gehandelt habe.

 Feierliche Freigabe des Tunnels in Altenahr nach 428 Tagen Bauzeit.

Feierliche Freigabe des Tunnels in Altenahr nach 428 Tagen Bauzeit.

Foto: ahr-foto

24.000 Kubikmeter Material mussten bei Tunnel in Altenahr verbaut werden

In Altenahr wurde von Vertretern aus Politik und Gesellschaft das obligatorische Band in den Landesfarben durchschnitten. Hier mussten 24.000 Kubikmeter Material wieder eingebaut werden, berichtete Ministerin Daniela Schmitt. Auch hier wurde Hand in Hand gearbeitet, daher galt ihr Dank vor allem dem heutigen Verbandsbürgermeister Dominik Gieler und Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann. Gielers Vorgängerin am Fluttag, die heutige Landrätin Corinna Weigand, die sich erst am Folgetag der Flut ein Bild der großen Zerstörung machen konnte, sprach von der Wichtigkeit, die der Tunnel mit der Straße für das Tal habe. Sie bildeten die Hauptschlagader für das mittlere Ahrtal. „Es ist wichtig, dass diese Maßnahme vor der Hauptsaison fertig geworden ist“, betonte auch Bürgermeister Gieler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Zieht seine persönliche 100-Tage-Bilanz: Dominik Gieler,
„Wir brauchen einen langen Atem“
Altenahrs Bürgermeister zieht 100-Tage-Bilanz„Wir brauchen einen langen Atem“
Aus dem Ressort