Mitglieder ziehen Bilanz Winzergenossenschaft wählt junge Doppelspitze in Mayschoß

Mayschoß · Die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr hat den Umsatz trotz Corona-Pandemie und Flut steigern können. Dirk Stephan und Mirco Burkardt sollen künftig die Geschicke leiten.

Haben bei der Mitgliederversammlung der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr reichlich Grund zum Anstoßen: (v.l.) Rudolf Stodden, Dirk Stephan und Mirco Burkardt.

Haben bei der Mitgliederversammlung der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr reichlich Grund zum Anstoßen: (v.l.) Rudolf Stodden, Dirk Stephan und Mirco Burkardt.

Foto: ahr-foto

Die Liegenschaften sind schwer getroffen, aber die Umsätze schnellten in die Höhe. Dazu hat die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr neues Führungspersonal. Das alles waren Themen der Mitgliederversammlung für die Geschäftsjahre 2020/21 und 2021/22, zu der die 479 Mitglieder am Mittwoch in eine alte Halle am Firmensitz mitten in Mayschoß eingeladen waren. Sie hatte der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr standgehalten. 120 aktive und 28 inaktive Mitglieder waren der Einladung gefolgt, sie erlebten ein Wechselbad der Gefühle.

■ Die neue Führung: Es gab große Mehrheiten bei den Wahlen der neuen Führung. Die Versammlung wählte erwartungsgemäß Dirk Stephan zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Damit ist die Nachfolge von Matthias Baltes nun auch offiziell geregelt. Die Wahl des Stellvertreters entfiel auf Mirco Burkardt. Für die Verjüngung der Führungsspitze räumte Rudolf Stodden seinen Platz als stellvertretender Vorsitzender, bleibt aber hauptamtliches Mitglied des Vorstands der ältesten Winzergenossenschaft der Welt. Es gab weitere Personalien: Markus Kelter schied nach 22 Jahre aus dem Aufsichtsrat aus, Jan Hallerbach ist neu in diesem Gremium, Ady Kirsch wurde bestätigt. Bestätigt wurden auch Stephan Lützenkirchen und Thomas Baltes als ehrenamtliche Vorstände.

■ Steigende Umsätze: Weil es nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 keine Mitgliederversammlung gab, ging es nun um die Abschlüsse für zwei Geschäftsjahre. Und hier wartete der Vorstand mit guten Zahlen auf. So konnten die Umsätze im Zeitraum der Corona-Pandemie 2020/21 um 800.000 Euro und ein Jahr später noch einmal um 600.000 Euro gesteigert werden. Und das, obwohl 2021/22 weniger Wein als im Jahr zuvor verkauft wurde. Waren es im Pandemiejahr 1,37 Millionen Liter Wein, so gingen im Geschäftsjahr 2021/22 runde 1,24 Millionen Liter Wein und Sekt an die Freunde des Rebensaftes. Dabei brach gerade während der Pandemie mit ihren Lockdowns der Direktverkauf ein, die Verkaufsstellen mussten schließen. Die direkte Vermarktung hatte bis dahin rund die Hälfte des Geschäfts ausgemacht. Jetzt boomte der Onlineverkauf ebenso wie der Vertrieb im Lebensmitteleinzelhandel. Bei der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr hatte man pfiffige Ideen wie die Online-Weinproben, zu denen die Gäste Probierpakete mit sechs Flaschen Ahrwein orderten, um dann am Computer einer Verkostung beizuwohnen und alles Wissenswerte über die getesteten Weine zu erfahren. „In der Spitze haben wir für eine Online-Weinprobe 1500 solcher Sechser-Pakete verkauft“, berichtete Stephan.

Die Flut rückte das Ahrtal dann in den medialen Vordergrund. Ungewollt war auch das ein Konjunkturpaket für den Ahrwein, der beispielsweise als Flutwein reißenden Absatz fand. „Im Einzelhandel haben sich die Händler ganze Gitterboxen mit Flutwein in die Geschäfte gestellt und die Umsatzerlöse teilweise ohne eigene Marge für sich eins zu eins an uns weitergereicht“, dankte Mirco Burkardt dem Handel für seine große Solidarität gegenüber den schwer betroffenen Winzern im Ahrtal. Die Geschäfte mit Versand und im Handel haben die Ausfälle der Direktvermarktung mehr als kompensiert, zumal die Kunden oftmals die hochklassigen und damit teureren Weine in ihre Einkaufskörbe legten.

■ Die Flutschäden: Für die flutbetroffenen Liegenschaften der Winzergenossenschaft in Walporzheim, Altenahr und Mayschoß sind die Gutachten fertig und werden aktuell geprüft. Demnach belaufen sich die Gebäudeschäden auf 15,5 Millionen Euro. Noch wird abgerissen, im kommenden Jahr soll der Wiederaufbau starten und bis 2025 abgeschlossen sein. Die Pläne liegen vor, nun muss noch deren Umsetzbarkeit hinterfragt werden. Zu erwartende Preissteigerungen seien in den Gutachten eingerechnet, berichtete Stephan von den nun zu stellenden Anträgen im Rahmen des Wiederaufbaufonds. Neben den Gebäudeschäden hat die Genossenschaft 15 Prozent ihrer 150 Hektar Weinbergsflächen verloren. Zudem schätzt der Vorstand, dass mindestens 60 Prozent der Mitglieder schwer geschädigt wurden. Derzeit läuft die Suche nach neuen Flächen.

■ Die Jahrgänge 2021 und 2022: Nachdem man es trotz aller Unwägbarkeiten geschafft hat, den Wein des Flutjahres 2021 in die Keller zu bringen, hat nun die Lese des Jahrgangs 2022 begonnen. Die Fässer stehen bereit, die 2021er Weine sind bis auf einige wenige edle Tropfen alle in die Flasche gebracht. Insgesamt waren bei der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr im Vorjahr 986.000 Liter Wein produziert worden. Nun wurde der Solaris bereits gelesen, der in diesem Jahr nicht als Federweißer verkauft wird. 21.000 Kilogramm Trauben mit durchschnittlich 85 Grad Oechsle wurden hier gelesen, ein sehr guter Wert. Als nächstes steht der Frühburgunder an. Entscheidend für dessen Güte und auch für die dann folgenden Spätburgunder ist das Wetter in den kommenden Wochen. Grundsätzlich ist aktuell eine gute Qualität absehbar, schwieriger ist wegen der Dürre die Menge einzuschätzen.

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