Fotoausstellung im Regierungsbunker Wo Böll und Beuys im Ahrtal protestierten

KREISSTADT · Rund 30 Jahre ist es her, da war die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland auch im Ahrtal präsent - vor den Toren des Regierungsbunkers. Am Donnerstag wurde nun eine Ausstellung mit Bildern des Fotografen Hans-Jürgen Vollrath und Exponaten des Bonner Künstlers Alfred Kerger eröffnet.

 Frieden schaffen ohne Waffen: Herbert Engel (von links), Heike Hollunder, Alfred Kerger und Hans-Jürgen Vollrath im Regierungsbunker.

Frieden schaffen ohne Waffen: Herbert Engel (von links), Heike Hollunder, Alfred Kerger und Hans-Jürgen Vollrath im Regierungsbunker.

Foto: Martin Gausmann

Sie zeigt im Eingangsbereich der Dokumentationsstätte Szenen aus Protestaktionen im Umfeld des Bunkers, insbesondere vom Weltfriedenstag am 1. September 1985, an dem die in Aachen gestartete "Sternfahrt zum Regierungsbunker" am Bahnhof Dernau ankam, um sich von dort aus auf nach Marienthal zu machen.

Kerger war seinerzeit als Friedensaktivist und getreu seinem Motto "Immer Ärger mit Kerger" dabei, Vollrath dokumentierte das Geschehen dagegen aus beruflichen Gründen. Eindrucksvoll lassen die Bilder der beiden den Kalten Krieg mit seinem Wettrüsten und die Aktionen der Friedensbewegung noch einmal in den Köpfen der Betrachter aufleben.

Mit Trompeten, Trommeln, in der Verkleidung von Politikern oder Kirchenoberhäuptern, aber insbesondere mit klaren Aussagen machten sich die Aktivisten auf den Weg zum Bunker, wo die NATO ihre alle zwei Jahre stattfindenden Übungen abhielt. "Wintex-Cimex - sie proben den Krieg gegen uns" oder "Sie üben unser Sterben" war da zu lesen.

Eindrucksvoll auch das Foto eines kleinen Kindes vor einer Draht-Barriere oder Grenzschutzsoldaten, die Demonstranten filmten und fotografierten. Auch wenn mit rund 150 Aktivisten damals weniger Demonstranten gekommen waren als erhofft, so erregten die Aktionen doch Aufsehen. Nicht zuletzt auch wegen der Präsenz von Schriftsteller Heinrich Böll, Künstler Joseph Beuys oder Petra Kelly.

Herbert Engel vom Heimatverein Alt-Ahrweiler dankte zur Vernissage den beiden Fotografen für die Bereitstellung ihrer Werke. Engel stellte Kerger als Mitgründer der Bonner Künstlergruppe "Klärwerk III" vor, der durch seinen Schriftwechsel mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, dem er 1982 die künstlerische Ausgestaltung des Bunkers anbot, Bekanntheit erlangte.

Seinerzeit lehnte Schmidt zwar dankend ab, die Künstlergruppe aber durfte ihre "Bunkerkunst" dann auf Einladung von Joseph Beuys bei der "Dokumenta" in Kassel ausstellen. Museumleiterin Heike Hollunder blickte in ihren Einführungsworten auf die Zeit der Friedensbewegung in den 1970er und 80er Jahren zurück, die mit dem Ende des Kalten Krieges "friedlich entschlummerte."

Die Ausstellung "Frieden schaffen ohne Waffen" ist noch bis Ende Oktober in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker zu sehen.

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