Bad Neuenahr Wohnstift Augustinum verstärkt Zusammenarbeit mit Hospiz-Verein

BAD NEUENAHR · Das Bad Neuenahrer Wohnstift Augustinum intensiviert die Zusammenarbeit mit dem Hospiz-Verein Rhein-Ahr. Beiden Parteien liegt ein würdevolles Leben bis zuletzt sehr am Herzen.

Handreichend „Da-Sein“ für den schwerstkranken Sterbenden möchte der Hospiz-Verein.

Handreichend „Da-Sein“ für den schwerstkranken Sterbenden möchte der Hospiz-Verein.

Foto: picture alliance / dpa

„So behutsam, wie man den Toten die Augen schließt, müsste man sie vielen Lebenden öffnen.“ Dieses Zitat stammt von der 2008 verstorbenen Ärztin Hanneliese Langmann, eine der bislang fünf Vorsitzenden des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr. Sie gründete vor Jahrzehnten wegen zu hoher bürokratischer Hürden statt im Ahrtal das stationäre Hospiz im Bad Godesberger Waldkrankenhaus. Hätte sie am Mittwoch im Theatersaal des Bad Neuenahrer Wohnstifts Augustinum unter den rund 100 aufmerksamen Bewohnern gesessen, hätte sie an der Entwicklung sowohl des nunmehr 27 Jahre alten und 1300 Mitglieder zählenden Vereins als auch des 2015 eröffneten stationären Hauses in Bad Neuenahr ihre wahre Freude gehabt.

Die Augen öffnen und informieren, um das Thema Sterben zu enttabuisieren, es in die Mitte der Gesellschaft zu holen, das wollte auch die Veranstaltung „Miteinander leben – miteinander reden“ in der Seniorenresidenz. Wie eng die Kooperation zwischen dem Haus mit seinen 400 Bewohnern und dem Hospiz-Verein ist, machten im Plenum Direktorin Caroline Hillesheim, Alice Welter als Leiterin des Bewohnerservices, Pflegedienstleiterin Andrea Schwarz sowie die Hospiz-Schwester Sabine Heller und die ehrenamtliche Begleiterin Irmhild Lange deutlich.

„Geflasht“ vom großen Interesse der Senioren, das aber auch deutlich machte, dass es Rede- und Aufklärungsbedarf gibt, wurde aus der morgendlichen Runde kein Vortrag, sondern eine Frage-Antwort-Runde. Wie wichtig am Lebensende, das oft von schweren Erkrankungen geprägt ist, das „Da-Sein“ ist, machten Heller und Lange ebenso deutlich wie die Bedeutung des Netzwerkens zwischen Ärzten, Therapeuten, Angehörigen, Seelsorgern, Heimleitung, Pflegedienst, Hospiz-Verein und natürlich an erster Stelle dem Betroffenen. Angst, Schwere, Ausgrenzung und Trauer möchte der Verein Hilfe, Betreuung, Würde und Freude entgegensetzen. „Wir haben auch die 'Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland ' unterzeichnet“, so Hillesheim.

Die Akteure wollten ebenso vermitteln, dass in einer Einrichtung wie dem Augustinum, in dem jeder rund um die Uhr versorgt ist, aber auch in einem funktionierenden häuslichen Umfeld, die Pflege bis zuletzt ermöglicht werden soll. Heller: „Wir haben Kapazität für zehn Gäste im stationären Hospiz und einen hohen Anteil an jungen sterbenskranken Menschen. Da muss gut überlegt sein, wen wir aufnehmen.“ „Wie gehe ich vor, wenn ich beobachte, dass ein Mitbewohner nicht mehr klar kommt?“, so eine Frage. „Wir machen uns ein Bild und nehmen jeden Helfer mit ins Boot, der vonnöten ist“, antwortete Welter, „und das uns mitzuteilen, hat nichts mit Tratschen oder Verletzen der Vertraulichkeit zu tun, sondern mit geübter Nachbarschaft und mitmenschlicher Pflicht, mit Achtsamkeit und gutem Miteinander. “

Dass auch beispielsweise ein Spaziergang pro Woche im Rollstuhl mit 125 Euro monatlich von der Pflegekasse erstattet wird, erklärte Schwarz ebenso wie die Höhe des Eigenanteils an sogenannten „körperbezogenen Maßnahmen“. Sie appellierte eindringlich an die Zuhörer, eine Vorsorge- und Betreuungsvollmacht sowie eine Patientenverfügung zu hinterlegen, damit den individuellen Wünschen entsprochen werden kann. Am Ende bedankte sich ein Bewohner für die Aussprache, „obwohl Palliativ- und Hospizmedizin noch recht neu sind. Lassen Sie uns mit offenen Augen Schwierigkeiten sehen. Wir sind nicht hier, um uns in Angst zu begegnen“. Ein Schlusswort, das, wie die Veranstaltung, viel Beifall erhielt.

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