Zelt des ASB für Flutopfer in Sinzig Von der Essensausgabe zur Begegnungsstätte

Sinzig · Das Zelt des Arbeiter-Samariter-Bunds für Flutopfer in Sinzig diente zunächst der Essensausgabe. Jetzt soll daraus eine echte Begegnungsstätte werden. Das neue Angebot reicht von Brunch bis Seelsorge.

 Sonja Wuttke, Funktionsleiterin der neuen Begegnungsstätte, stellt die Angebote des ASB im Sinziger Zelt für Flutbetroffene vor.

Sonja Wuttke, Funktionsleiterin der neuen Begegnungsstätte, stellt die Angebote des ASB im Sinziger Zelt für Flutbetroffene vor.

Foto: Hildegard Ginzler

Grundsolide wirkt die Einrichtung in Sinzig, mit festen Wänden, Boden und Flachdach. Was umgangssprachlich als Zelt durchgeht, ist eine 150-Quadratmeter-Leichtbauhalle mit integrierten Büros und einer Küchenzeile, erzählt Armeen Kolians, Leiter der ASB-Hochwasserhilfe.

Es stehen verschiedene Sitzmöglichkeiten zur Verfügung. Für Kinder ist eine Spielecke eingerichtet. Die Küche befindet sich noch im Aufbau. Dort, wo von der Flut betroffene Sinziger bisher an einigen Tagen kostenlos zu Mittag aßen, auch schon ein Programm für Kinder anlief sowie von Beratungstreffen zur Flut stattfand, sind nun längerfristige Projekte geplant, um die betroffenen Menschen zu unterstützen.

Worum es sich im Einzelnen handelt, ist den Anschlägen im Fenster zu entnehmen. Darauf wies Sonja Wuttke, Funktionsleiterin des Zeltes, in ihrer Begrüßung hin, als jüngst die Zelt-Eröffnung von Helfern, Freiwilligen und Flutbetroffenen mit Kaffee, Kuchen und Gegrilltem gefeiert wurde. Der Kuchen kam wie gewohnt von einer Spender-Gruppe aus dem Westerwald. Applaus gab es gleichfalls für Marianne Jonietz aus Remagen und ihre seit Monaten ehrenamtlich für die Flutbetroffenen engagierte Familie.

Auf dem Wochenplan fürs Zelt, der ab dem 18. Juli gilt, stehen für Montag über den Tag verteilt Gesprächskreis, Brunch von Ehrenamtlichen, Yoga und Seelsorge. Dienstags ist einmal im Monat ein spätes Frühstück von 9.30 bis 11 Uhr vorgesehen, wöchentlich Migrationsberatung, Yoga und Entspannung. Gelegenheit zum Eltern-Kind-Treff mit anschließender Spielkistenzeit gibt es mittwochs. Kinder bis zum Alter von zwei Jahren können am Donnerstagmorgen mit Eltern den Zwergentreff besuchen, während Sieben- bis Neunjährige am Nachmittag Zeit miteinander verbringen. Abends sind Entspannungstechniken angesagt. Einmal im Monat ist freitags ein Lese-Nachmittag und jeden Freitagvormittag ein offener Treff mit Beratung.

„Dann soll mit Marion Wendt und mir einfach Zeit zum Reden und Begegnung sein“, sagt Wuttke. Um Konkurrenz zum früh etablierten „Café Solidarität“ der evangelischen und katholischen Kirche im Evangelischen Gemeindehaus am Freitagnachmittag zu vermeiden, wurde deutlich anders terminiert.

Pädagogin Wuttke ist wegen des Zelt-Programms mit vielen Partnern im Gespräch. „Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam überlegt, was macht Sinn“. Beim Frühstück sind die Caritas und die Gemeindeschwester plus Gerlinde Brenk dabei. Die Migrationsberatung organisiert das Rote Kreuz. Der evangelische Pfarrer Stefan Bergner und der katholische Notfallseelsorger Wolfgang Henn übernehmen die Seelsorge. Heilpraktikerin Monika Weber-Lambert, selbst Betroffene, unterweist, dankbar für erhaltene Hilfe kostenlos in Entspannung und Kerstin Deidenbach, Ansprechpartnerin der Stadt Sinzig für Kita-Sozialarbeit, vermittelte eine Sprachlehrerin für den Sprachkurs für Mütter, der bald startet.

Betreuung für Menschen in Tiny-Houses

Als für wohnungslos gewordene Menschen die Neubaugebiete mit Tinyhäusern in der Kölner Straße in Sinzig und im Mörikeweg in Bad Bodendorf an der B266 entstanden, wurde schnell klar, es reicht nicht, den Leuten die Schlüssel in die Hand zu geben. Das Vorbild in der Kreisstadt, wo mit dem Aufbau der Tiny-Houses, finanziert durch die Aktion Deutschland Hilft, der ASB gleichzeitig die sozialen Belange der Bewohner aufgriff, wies den Weg. Die Sinziger Verwaltung erklärt dazu: „Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helfern wurde von Seiten der Flutbeauftragten der Stadt Sinzig seit Anfang des Jahres überlegt, wie den Flutbetroffenen – auch nach der Einstellung der kostenfreien Essensausgabe im ursprünglichen Versorgungszelt – geholfen werden kann. Durch die Tätigkeiten des ASB in Bad Neuenahr-Ahrweiler waren ähnliche Projekte bekannt, sodass auch von Seiten der Stadt Sinzig eine Kooperation mit dem ASB angestrebt und schließlich getroffen wurde.“

ASB-Mann Armeen Kolians ergänzt: „Bedarfsorientiert haben sich die Stadt Sinzig und der ASB Stützpunkt Kreis Ahrweiler auf ein Hilfsprojekt geeinigt. Neben dem Betrieb der Begegnungsstätte am ehemaligen Sportheim Grüner Weg unterstützt der ASB sozialbetreuerisch die Bewohner:innen der insgesamt 42 Mobilheime in Sinzig und Bad Bodendorf. Ebenfalls wird ein Hausmeisterservice für die Standorte über den ASB angeboten.“

Mit der Stadt schloss der ASB einen Kooperationsvertrag, der die Aufgaben regelt. Finanziert wird das Projekt über die Aktion Deutschland Hilft. „Es wird kein Geld vom Sinziger Fluthilfekonto verwendet“, betont die Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort