Hochdruckleitung am nördlichen Stadtrand verlegt In 1100 Haushalten in Bad Neuenahr-Ahrweiler soll wieder Gas fließen

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Zahlreiche Einwohner von Bad Neuenahr-Ahrweiler können aufatmen: Unweit des Kreisels „An den Ulmen“ wurde eine Gasversorgungsanlage für zunächst rund 1100 Haushalte in Betrieb genommen.

 Symbolisch am Gashahn drehten zum Start der neuen Versorgungsanlage (v.r.) ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann sowie die Staatssekretärinnen Nicole Steingaß und Katrin Eder.

Symbolisch am Gashahn drehten zum Start der neuen Versorgungsanlage (v.r.) ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann sowie die Staatssekretärinnen Nicole Steingaß und Katrin Eder.

Foto: Weber

Die Zahl der Häuser nördlich der Ahr in Bad Neuenahr-Ahrweiler, in denen wieder Gas fließt, um Heizungen und Wasser zu erwärmen, wird in den nächsten Tagen sprunghaft ansteigen. Unweit des Kreisels „An den Ulmen" wurde eine Gasversorgungsanlage für zunächst rund 1100 Haushalte in den nördlichen Bereichen der Kreisstadt in Betrieb genommen. Damit wird die Prognose des Energieversorgers „Energienetze Mittelrhein“ (enm) aus dem August, dass es mit der Wiederherstellung der Gasleitung bis Ende März 2022 dauern könnte, widerlegt.

Dass es nun schneller als gedacht gehen wird und dass eine Gasversorgung in der gesamten Kreisstadt vielleicht schon bis Mitte November erreicht werden kann, hat viele Gründe, ist vor allem aber dem Druck von Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) und weiterer Behörden auf den Energieversorger zu verdanken. Gemeinsam machte man sich in den vergangenen Wochen viele Gedanken und schuf Provisorien wie auch endgültige Lösungen. Eine der künftigen Lösungen ist die Verlegung einer Hochdruckleitung am nördlichen Stadtrand, die unter anderem quer durch den großen Verkehrskreisel „An den Ulmen“ führt und die in diesem Bereich im Rekordtempo fertiggestellt wurde. Nach Westen hin wird diese Leitung unter der Heerstraße verlegt; zunächst wurde aber ein Provisorium entlang der nördlichen Weinbergswege geschaffen. „Hier gab es kaum Probleme, was wir so gar nicht vermutet hatten. Wir konnten schnell viele Meter machen“, sagte Jürgen Zimmer, Leiter Netzservice bei enm. Man hatte mit einer Vielzahl unbekannter Faktoren bei der ersten zeitlichen Bewertung gerechnet, viele davon traten nicht ein oder wurden mittels Provisorien umgangen.

Gas aus Sicherheitsgründen mit Duftstoffen versetzt

Dass nun auf einen Schlag die Gasleitungen für rund 1100 Haushalte in den nördlichen Bereichen der Stadt, etwas weiter weg von den stark beschädigten Bereichen in Ufernähe der Ahr, wieder Energie liefern, ist der unter Federführung der ADD entstandenen Gasversorgungsanlage zu verdanken. Vor Ort wird konditioniertes Erdgas ins Netz eingespeist. Gewonnen wird es aus zwei Gastanks mit einer Kapazität von jeweils 20.000 Kubikmetern. Aufgrund seiner hohen Qualität wird das Gas noch mit Luft gestreckt und aus Sicherheitsgründen mit Duftstoffen versetzt, damit mögliche Gasaustritte bemerkt werden, wie Professor Jens Neumeister von der Hochschule Trier erklärte.

 Professor Jens Neumeister (rechts) erläutert (v.r.) Staatssekretärin Nicole Steingaß, ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann und Staatssekretärin Katrin Eder die Anlage.

Professor Jens Neumeister (rechts) erläutert (v.r.) Staatssekretärin Nicole Steingaß, ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann und Staatssekretärin Katrin Eder die Anlage.

Foto: Thomas Weber

Damit die Haushalte das Gas nutzen können, müssen zunächst die Hausanschlüsse wieder in Betrieb genommen werden. Dafür bedarf es einer Entlüftung und Prüfung jedes einzelnen Anschlusses. Dort, wo Gaszähler und Hausdruckregler noch vorhanden und betriebsbereit sind, werden in den nächsten Tagen und Wochen zahlreiche Monteure der enm von Haus zu Haus gehen und die Wiederinbetriebnahme durchführen. Haushalte, bei denen der Gaszähler ausgebaut wurde, müssen einen Installateur beauftragen, der die Heizungsanlage wieder in Betrieb nimmt. „In der Summe werden wir am Ende 5000 Hausanschlüsse reinigen oder erneuern. Das ist die Kapazität von zwei ,normalen’ Jahren in unserem gesamten Versorgungsbereich", machte Zimmer die Dimensionen deutlich.

Gebiete mit Gasversorgung sind auf der „enm“-Website einsehbar

Das Gas soll schnell wieder im nördlichen Bad Neuenahr und im nördlichen Ahrweiler bis hin zur Altstadt fließen. Auch Haushalte in sieben Ortschaften der Gemeinde Grafschaft können wieder mit erhöhtem Druck beliefert werden. Welche Gebiete, sogenannte Sektoren, wieder mit Gas versorgt werden, wird auf der Website der „enm“ dargestellt.

Die für den Wiederaufbau verantwortliche Staatssekretärin Nicole Steingaß machte bei der Inbetriebnahme der Gasversorgungsanlage deutlich, dass man massiv aufs Tempo gedrückt habe. „Das Projekt verdeutlicht, dass das Land auch abseits der enormen finanziellen Aufbauhilfen alles unternimmt, um die Menschen bei einem schnellen Wiederaufbau zu unterstützen“, sagte sie. In erster Linie dankte sie der ADD, deren Vizepräsidentin Begoña Hermann verdeutlichte, man habe nicht noch weitere vier Wochen auf die Inbetriebnahme der Anlage warten können. „Diese Zwischenlösung ist zwar teuer, aber eminent wichtig", so Hermann. Der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Peter Diewald, dankte dem Land für die Bemühungen. Diewald unterstrich, dass eine Evakuierung großer Teile der Stadt wesentlich teurer gewesen wäre.

Klimaschutz-Staatssekretärin Katrin Eder hob hervor, dass es zu einer wirksamen Klimapolitik gehöre, beim Wiederaufbau im Ahrtal neueste, sparsame Wärme- und Heiztechniken einzusetzen. Sie sieht das Ahrtal als künftige Modellregion mit nachhaltigen Heizungsanlagen. Aktuell gehe es aber erst einmal darum, pragmatische und kurzfristige Lösungen zu finden, fand auch Eder dankende Worte für alle, die mit der Installation und dem Betrieb der Gasversorgungsanlage beschäftigt sind.

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