Wiedereröffnung Museum Roemervilla in Ahrweiler zeigt Flut-Ausstellung

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Sonderausstellung „Nach der Flut“ ist ab sofort im Museum Roemervilla in Ahrweiler zu sehen. Sie soll Besucher dafür sensibilisieren, was im Sommer 2021 passiert ist.

 Bad Neuenahr-Ahrweilers Bürgermeister Guido Orthen schaut sich im Museum Roemervilla die Ausstellung „Nach der Flut“ an – hier das in Remagen angeschwemmte städtische Wappen.

Bad Neuenahr-Ahrweilers Bürgermeister Guido Orthen schaut sich im Museum Roemervilla die Ausstellung „Nach der Flut“ an – hier das in Remagen angeschwemmte städtische Wappen.

Foto: Martin Gausmann

Das Museum Roemervilla in Ahrweiler hat wieder geöffnet. Es zeigt die Sonderausstellung „Nach der Flut“. Zwar war es von der Hochwasser-Katastrophe im Sommer 2021 nur geringfügig betroffen, trotzdem musste das Haus im verwüsteten Umfeld und mit brachliegendem Tourismus nach der Flut zunächst geschlossen bleiben. Darauf haben Bürgermeister Guido Orthen und Museumsleiter Hubertus Ritzdorf bei der Ausstellungseröffnung hingewiesen. Sie waren sich einig: Die Ausstellung soll keine Dokumentation sein, sondern Besucher dafür sensibilisieren, was hinter der Unterführung geschehen ist. Gleichwohl erläuterte Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck, sie bilde „einen wichtigen Baustein der beginnenden dokumentierenden Bestandsaufnahme, die für die künftige Erinnerung an die Flutnacht unerlässlich ist“.

Zur Lage im Ahrtal, wo viele noch in Provisorien leben, merkte Orthen an: „Die Flut lässt uns nicht los. Wir leben in einer Zeit nach der Flut, aber mitten in der Zeit der Bewältigung.“ Spontan erinnerte Horst Fehr, Grabungsleiter der Roemervilla ab 1980, an den im Dezember 2021 verstorbenen Fotografen Werner Mertens, der interessiert und unermüdlich die Arbeiten am Fundort mit hunderten Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentierte. Mertens verlor bei der Flut Haus und Fotoarchiv. Doch die Negativabzüge aller Roemervilla-Fotos sind im Kreishaus vorhanden, so Museumschef Ritzdorf. Mit der Zusage weiterer Unterstützung für die Kultur wandte sich Kulturstaatssekretär Hardeck ans Publikum. Dazu gehöre eine Sommerbühne, die gerne kostenlos zur Verfügung gestellt werde. „Denn es ist wichtig, dass die Gäste schnell zurückkommen.“

Karte zeigt von der Flut betroffene Grundstücke

Was wird gezeigt? Zunächst eine Karte der von der Flut betroffenen Grundstücke in der Kreisstadt, Objekte der städtischen Sammlung, etwa moderat verschlammte Keramikgefäße, Repliken und Dia-Kartons aus dem Museumsmagazin im Untergeschoss des Rathauses. Auch Fotos sind zu sehen. Darauf abgebildet sind: verdreckte Fahrräder in einer Garage, Karl Walkenbachs Fund eines Stadtwappens am Rhein samt Original, Bergung und Reinigung der Kunstobjekte der städtischen Sammlung beim Weißen Turm. Bei deren Anblick beklagten Besucher, es sei bitter, dass das Museum im Weißen Turm aufgelöst wurde, wo vieles, das danach im Rathaus und in der Tiefgarage des Quellenhofes lagerte, nicht der Zerstörung anheimgefallen wäre.

Sehenswert auf kleinem Raum ist der Bereich von Künstler Wolfgang Kutzner aus Staffel. Er erinnert an das Wandgemälde Mayschoßer Jugendlicher, mit dem sie die Gründungsväter der ältesten Winzergenossenschaft der Welt bannten. „Das Bild ist weg und das Bruchsteinhaus auch.“ In eigenen Farbfeldbildern fügt er Zeichnungen zerstörter Ansichten ein. Ritzdorf drückte ihm einen Klumpen Flutschlamm in die Hand. „Machen Sie Kunst daraus“, so der Auftrag. Kutzner versöhnt mit dem verhassten Material, zeichnet und malt damit. In ein Schlammbild ritzt er mitfühlend: „Was hat man Dir Du armes Kind getan?“

Die Ausstellung Am Silberberg 1 läuft bis 13. November. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr.

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