Müllentsorgung nach der Flutkatastrophe Müll lockt Ratten und Mäuse am Bahnhof in Ahrweiler an

Ahrweiler · Rund um den Ahrweiler Bahnhofsvorplatz fühlt sich niemand für die Müllentsorgung zuständig. Die Folge: Der Abfall stapelt sich und lockt Ratten und Mäuse an.

 Wilder Müll, für den sich niemand zuständ erachtet, liegt an einem Container nahe des Gesundheitsamtes und zieht Mäuse und Ratten an.

Wilder Müll, für den sich niemand zuständ erachtet, liegt an einem Container nahe des Gesundheitsamtes und zieht Mäuse und Ratten an.

Foto: Thomas Weber

Rattenalarm am Ahrweiler Bahnhofsvorplatz: Dort ist einer der Versorgungspunkte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eingerichtet worden. Eine Privatinitiative hat dafür ihre Zelte abgeschlagen, auch weil ihr Organisator sich nach vier Wochen Rund-um-die-Uhr-Hilfe um eigene Flutschäden kümmern muss. Er hat seine Grills, seine Zelte, seine Tische mitgenommen. Und seine Mülleimer auch. Neue Mülltonnen muss man nun auf dem nach dem ehemaligen Landrat Joachim Weiler benannten Platz suchen.

Ratten hausen unter dem Container

Zwei Container findet man in einer Ecke links und rechts vom Infopunkt der Stadtverwaltung platziert. „Und hier stehen weitere Mülleimer“, kann eine Mitarbeiterin die Aufregung um fehlende Mülltonnen kaum verstehen. Sie zeigt auf die Gasse unter einer Pergola, auf der Rückseite von mobiler Arztpraxis und Impfbus. Nicht wirklich dort, wo der Müll entsteht.

Gleich neben der einmal mehr verlegten Essensausgabe bedient sich derweil ein halbes Dutzend junger Männer. Sie kommen Tag für Tag in ihren nagelneuen Einweg-Overalls, die bis zum Hosenbund heruntergeschlagen sind, um zu suggerieren, sie seien Helfer. „Drückerkolonnen“ werden sie hinter vorgehaltener Hand von den Ordnungskräften genannt. Jeder nimmt sich ein Essen, jeder eine große Flasche Cola. Die sind auf eine Flasche pro Besucher rationiert.

Unmengen Müll fallen jeden Tag an

„Sie versuchen immer wieder, zwei oder drei Flaschen zu nehmen, daran werden sie dann gehindert“, so der Ordner. Kaum ist das Essen verzehrt, steht der Müll auf der Radabdeckung eines Anhängers. Ein Rotkreuzler kommt mit einem Müllsack und räumt den jungen Männern hinterher. „Das sind wirklich Unmengen von Müll, die tagtäglich anfallen“, sagt er. Denn das Essen wird pro Person gleich in mehreren Einwegverpackungen ausgegeben. Es sind wohl an die 20 000 Essen, die das DRK tagtäglich auf die Reise ins Ahrtal schickt. Auf die Idee, eine Mülltonne an der Essensausgabe zu platzieren, kam wohl noch niemand.

Weil sich jedoch Helfer auf dem Bahnhofsvorplatz zumindest punktuell um den Müll kümmern, sind nur die schwer erreichbaren Ecken verdreckt. Zudem sei der Müll Sache der Abfallentsorgungsbetriebe, meint die Besetzung des Infopunktes.

Wie es rund um den Platz aussieht, scheint derweil keinen zu interessieren. Mangels ausreichender Sitzgelegenheiten nehmen viele Menschen ihr Essen rund um das Bahnhofsgebäude ein. Müll und Essensreste bleiben stehen. Eine Mitarbeiterin der im Bahnhof untergebrachten Caritas räumt mehrmals am Tag den Unrat weg. Auf dem Bahnsteig macht das niemand. Ist scheinbar Sache der Bahn.

Ob aber an einem Bahnhof, der nicht mehr angefahren wird, ein Bahnbediensteter die Mülleimer leert, darf zumindest bezweifelt werden. Müll und Essensreste haben mittlerweile Mäuse und Ratten angelockt. Die verstecken sich unter einem Container im Eingangsbereich zum Bahnsteig. Wer den Container dort platziert hat, ist der Caritas-Mitarbeiterin nicht bekannt.

Wegen des Mülls hat sie das Ordnungsamt angerufen. Als man dort etwas von Ratten hörte, wurde das Gesundheitsamt des Kreises als zuständige Stelle benannt. „Dort ging keiner ans Telefon, also bin ich die paar Meter über die Straße gegangen und habe eine Dame darauf hingewiesen, dass es möglicherweise in den offenen Abstrich-Zelten hinterm Haus demnächst tierischen Besuch gibt. Das hat sie dann wohl sensibilisiert“, so die Caritas-Mitarbeiterin. Mittlerweile scheint jemand Giftköder ausgelegt zu haben, zumindest finden sich immer wieder tote Mäuse. Die Essensreste und den Müll hat aber bisher niemand weggeräumt. Eine weitere Mitarbeiterin der Caritas meinte derweil: „Ich sehe viele Essensausgabeplätze, aber nirgendwo ist es so schlimm, wie am Ahrweiler Bahnhof.“

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