Erweiterung der Schriftenreihe Oberwinterer Geschichte Nachgeforscht: Altes Rathaus und Fischerhaus

Oberwinter · Der Rathausverein bringt Hans Atzlers neue Schrift über historische Bauten heraus. Darin zeichnet er die Geschichte des Alten Rathaus nach und kümmert sich um die Historie des ehemaligen Fischerhauses.

 Historische Aufnahme von „Vollmers Fischerhaus“ in Remagen am Unkelstein.

Historische Aufnahme von „Vollmers Fischerhaus“ in Remagen am Unkelstein.

Foto: Privat

 Hans Atzler lässt die Historie nicht los. Nun ergänzt er mit „Das ‚Alte Rathaus‘ und das ‚Fischerhaus‘“ und „Historische Bauten 3“, die Schriftenreihe Oberwinterer Geschichte(n) des Rathausvereins, dessen Mitglied er ist. Es geht um zwei völlig ungleiche Gebäude, um 300 Jahre Rathaus-Baugeschichte und ein Fisch-Lokal aus den 1930ern. „Historische Bauten“, so Atzler, „das passt eben nicht nur für Häuser aus dem 16., 17., 18., sondern auch aus dem 20. Jahrhundert“.

 Übers Rathaus zu schreiben sei ein „Heimspiel“, da es Sitz des Vereins ist und die Satzung den Erhalt festschreibt. Als die Stadt Remagen in den 1980ern den Verkauf plante, erhob Ortsvorsteher Werner Unkels Einspruch. Die „Vereinigung Rathaus Oberwinter und Archiv“ wurde gegründet und vereitelte den Abriss. Das Haus blieb städtischer Besitz, der Verein darf es nutzen und dem Ort steht es für gesellschaftliche und kulturelle Zwecke bereit. 

Von der Schule zum Rathaus

1841 wurde das „Alte Rathaus“ als Schule erbaut, um das 1840 niedergelegte „Bürgerhaus“ zu ersetzen. Dieses erscheint bereits 1636 auf einer Grafik Wenzel Hollars. Atzler mutmaßt, es könne „von der reformierten Gemeinde Oberwinters erworben worden sein, als sie 1614 endgültig das Mitnutzungsrecht der St. Laurentiuskirche an die katholische Gemeinde verloren hatte“. Parterre zog die Schule der Reformierten ein, im zweiten Stock ihr Betsaal, im ersten Stock der Gerichtssaal und ab 1724 die katholische Schule.

 Auch der neue Schulbau bekam ein Türmchen, daneben 1868 eine Uhr. Man stritt, ob die evangelischen oder die katholischen Schüler in den hochwasserfreien ersten Stock dürfen. Das Ministerium ordnete einen Losentscheid an: Pech für die Protestanten, die wieder ins Erdgeschoss mussten. In den 1830ern herrschte wohl erneut Platznot. Und weil Aborte fehlten, erleichterten sich die Kinder auf dem Markt. Nach 1858 blieb nur noch die katholische Schule im Haus. 1894 fand auch sie neue Räume. Erst danach war das Gebäude Rathaus, wo ab 1933 auch der neue Gemeinderat tagte, der Wahlergebnisse manipulierte, die Konfessionsschulen zwangsvereinigte, die Rheinanlagen der Umgehungsstraße (B 9) opferte. Seit der Verwaltungsreform von 1969 tagte der Ortsbeirat im Rathaus. Der Ortsvorsteher hatte dort ein Büro und der Gemeindediener seine Wohnung.

Einst kam hoher Besuch ins Fischerhaus in Oberwinter

Spannend auch, was Ruth Kilps Dokumente über das 1934 von ihren Eltern Johann und Ruth Vollmer eröffnete Café und Wirtshaus „Fischerhaus“ am Unkelstein aussagen. Schwierig war der Betrieb des beliebten Lokals mit eigener Fischerei und Räucherei während und nach dem Weltkrieg. Auch galt es Schikanen zu überwinden, was dank „der Zähigkeit der Eigentümer“ gelang. Aus der Bundeshauptstadt Bonn kam viel Politprominenz, einmal sogar Soraya Esfandiary-Bakhtiary, Ex-Ehefrau des Schahs von Persien. Von 1964 bis 1981 betrieben Tochter Ruth und ihr Ehemann die Gaststätte. Es gab Nachfolger, doch seit etlichen Jahren ruht der Betrieb.

 Zum Buch: Den Band gibt es für 3,50 Euro in Lene‘s Café, Oberwinter und in Hauffes Buchsalon, Remagen.

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