Ahrtaler Köksje Neuer Passagier in der "Arche des guten Geschmacks"

KREIS AHRWEILER · Über die Nachricht, dass eines seiner Schützlinge auf diese Art geadelt wurde, freut sich besonders Christian Havenith, gerade weil der "Ritterschlag" für diese Rarität auch zum 15. Geburtstag des Gemüsesortenprojektes "Rheinland (+) Pfalz" komme, das er seit 1998 ehrenamtlich betreut - mit dem Ziel der Sammlung, Sichtung und Sicherung alter Gemüsesorten im Rheinland (Nordrhein-Westfalen) und der Pfalz (Rheinland-Pfalz).

 Die Bohnen sind karamellfarben im Grundton, mit braunen Flecken, die ins Lila tendieren.

Die Bohnen sind karamellfarben im Grundton, mit braunen Flecken, die ins Lila tendieren.

Foto: Privat

"Endlich ist es soweit", sagt Havenith, der als Projektleiter bereits im Jahr 2011 zusammen mit Achim Ziss von Slow-Food Convivium Bonn-Ahr den Antrag auf die Aufnahme des "Ahrtaler Köksje" in die Arche des Geschmacks stellte. "Das Ahrtaler Kökjse habe ich zum Projektbeginn 1999 als erste Bohne erhalten, und sie hat mich bereits damals geschmacklich so überzeugt, dass ich den Kontakt zu Slow-Food gesucht habe", führt der Gärtner aus Wassenach aus.

Mit der "Arche des Geschmacks" habe sich die Vereinigung dem Erhalt der geschmacklichen Vielfalt verschrieben und fördere und schütze seltene traditionelle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen. Als neuer Arche-Passagier sei die bundesweit beinah einzige noch erhaltene Trockenbohnensorte als besonders förderungswürdig und geschmacklich herausragend anerkannt und würde größere Aufmerksamkeit erhalten, freut sich Havenith.

Schließlich war es bei dem Wassenacher mit dem Köksje so etwas wie "Liebe auf den ersten Biss": "Die Bohne ist ein tolles Ding, optisch hervorragend und kulinarisch variabel." Sie tauge längst nicht nur für einen Eintopf wie die im Ahrtal verbreitete "Kökjeszupp", sondern auch als Brotaufstrich nach portugiesischer Art oder als Zutat in einem bunten Salat. "Besonders eignet sich das Ahrtaler Köksje für mediterran angehauchte Gerichte. Nicht zuletzt weil es aus Frankreich stammt", schwärmt Havenith. Den Köksje-Geschmack beschreibt er als süßlich-herzhaft, das Aussehen als karamellfarben im Grundton mit kakaobraunen Flecken, die ins Lila tendieren.

Damit die Köksje jetzt gemeinsam mit dem Bremer Scheerkohl, dem Alpinen Steinschaf und der Kesselheimer Zuckererbse in die "Arche" aufgenommen und als eines von nunmehr 40 traditionellen und regionalen Lebensmitteln unter dem Schutz von Slow Food steht, hat Havenith mit Ziss ein wissenschaftliches Gutachten über die Bohne geschrieben, eine Suche nach originalen Samen gestartet und das Ergebnis in seinem "Garten Eden" bei der Bundesgartenschau 2011 vorgestellt.

Um diese kulinarische Berühmtheit im Sinne der SlowFood Bewegung zu fördern, sollen laut Havenith in diesem Jahr Aktionen frei nach dem Motto "Erhalten durch Aufessen" folgen. Dazu gehören ein offenes "Köksjes-Zupp"-Essen mittels einer mobilen Suppenküche im Sommer und eine Pflanzaktion von 30 verschiedenen Köksjen-Stämmen im "Rheinischen Paradiesgärtlein" in Wassenach zur Offenen Garten-Pforte im Mai.

Außerdem die Kooperation mit dem Heppinger Sternekoch Hans Stefan Steinheuer, der seit der Buga Köksjen-Pate ist, ebenso wie mit Markus Bitzen vom Jagdhaus Rech. Es sollen zudem weitere Paten gesucht werden, damit die Bohne vermehrt werden kann. Wegen einer EU-Regelung dürften alte Sorten nämlich nicht als Saatgut im großen Stil verkauft werden, sondern nur entsprechend der Verfügbarkeit und des Seltenheitsgrads genug für einen Hobbygarten. Weil solche Raritäten keine Sortenzulassung mehr besitzen, dürften sie nur als Sammelobjekte oder Zierpflanzen abgegeben werden, und der Käufer verpflichte sich, das Saatgut ausschließlich als Privatperson und nicht zu gewerblichen Zwecken zu nutzen.

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