Fusion von Kirchengemeinden Pfarreien in Bad Neuenahr-Ahrweiler sind jetzt eine Einheit
Bad Neuenahr-Ahrweiler · Bischof Stephan Ackermann hat in Bad Neuenahr mit Gläubigen die Gründung der neuen katholischen Gemeinde gefeiert. Die Pfarreien in Bad Neuenahr-Ahrweiler bilden nun eine Einheit. Urpsrünglich wollte das Bistum noch stärker zentralisieren, doch stieß dies in Rom auf wenig Gegenliebe.
„Es sieht hier ja schon sehr professionell aufgeräumt aus“, sagte Bischof Stephan Ackermann im Gespräch mit dem General-Anzeiger, und ließ seinen Blick über den Kurpark, die dort aufgebaute Eisbahn und die aufgestellten Zelte schweifen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche im Bistum Trier war am Sonntag nicht nur gekommen, um den Menschen im Ahrtal nach der Flutkatastrophe Trost zu spenden und Mut zuzusprechen, sondern auch, um den Auftakt zu geben für die neu geschaffene Pfarrgemeinde Bad Neuenahr, in der nun die sieben bisherigen Pfarreien der Stadt aufgehen. Mit einem Gottesdienst im großen Kurparkzelt wurde die Gründung der neuen Pfarrei gefeiert.
Vorerst vom Tisch sind die von Ackermann geplanten 35 Großpfarreien in seinem Bistum, in denen nahezu 900 katholische Kirchengemeinden zu pastoralen Räumen zusammengefasst werden sollten. Für Bad Neuenahr-Ahrweiler war ein Zusammenschluss der Gemeinden zwischen Leimersdorf und Niederheckenbach, Kirchsahr und Heimersheim geplant – ein riesiges Gebiet. Wie berichtet, zog man im Vatikan allerdings die Reißleine. Übriggeblieben sind nun kleinere Fusionen.
Fortan werden die einst eigenständigen Pfarreien in Ahrweiler, Bad Neuenahr, Ramersbach, Heimersheim, Heppingen und Kirchdaun unter einem Dach geführt und verwaltet. Die Pfarreien hatten sich zunächst für einen Zusammenschluss zum 1. Januar 2023 ausgesprochen. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat jedoch die Seelsorge vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Die Bewältigung der Trauer über den Tod so vieler Menschen muss nicht nur von den einzelnen Angehörigen, sondern auch von den Pfarreien insgesamt geleistet werden. Die massiven Verluste oder Schäden an Hab und Gut treffen viele einzelne Gemeindemitglieder in ihrer Existenz, aber auch die Kirchengemeinden selbst.
Gerade in dieser Situation erlebten sich die verschiedenen Pfarreien in einer neuen Intensität von Gemeinschaft, in der bisherige Grenzen wie „weggespült“ seien, so das Bistum. Angesichts dieser Situation erscheine eine frühere Fusion zum 1. Januar 2022 als ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Krisenbewältigung. Ein Zusammengehen der Pfarreien biete die Chance, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und als Kirche gemeinsam Verantwortung in einer veränderten Wirklichkeit zu übernehmen.
„Die Gemeinschaft der Gläubigen in der neuen Pfarrei wird so gestärkt“, sagte Bischof Ackermann. Und: „Die Vielfalt der Charismen kann sich so besser entwickeln und den notwendigen missionarischen und diakonischen Aufbruch tragen und gestalten.“ Die Fusion konzentriere die Gremienarbeit, sichere zugleich aber auch die rechtlichen Vertretungsaufgaben der Kirchengemeinde. Vielfältige Möglichkeiten der Beteiligung am pfarrlichen Leben blieben erhalten oder würden neu eröffnet.
Besuch in Bad Neuenahr ist dem Bischof wirkliches Anliegen
„Es wird vieles an Arbeit und Herausforderung sein“, sagte der Ahrweiler Dechant Jörg Meyrer im Gottesdienst, dessen weitere Gestaltung er dem Bischof aus Trier überließ. Es sei ihm ein wirkliches Anliegen gewesen, nach diesem „schweren und belastenden Jahr“ nach Bad Neuenahr zu kommen, so Ackermann. Das Zelt, in dem die Messe stattfand, bewertete der Geistliche als „Zeichen des Aufbruchs“ – auch Gott habe sein Zelt „unter uns Menschen aufgeschlagen“, die vom Schöpfer der Welt „erwählt, gesehen und erkannt“ worden seien.
Nur kurz ging der Bischof auf die Sinnhaftigkeit der Pfarreienfusionen ein: „Wir nehmen die Situation an. Die Zeichen für eine veränderte kirchliche Zukunft sind unverkennbar.“ Bekanntlich leidet die Kirche seit Jahren unter rückläufigen Zahlen bei Mitgliedern und Priestern. Mit einer grundsätzlichen Neuaufstellung und einer neuen räumlichen Ordnung wollte Ackermann Synergien nutzen, verschlanken und die katholischen Kirchen in seinem Bistum effektiver strukturieren. Der Bischof wollte „Pfarreien der Zukunft“ schaffen.
Pläne für 35 Großpfarreien stoßen auf wenig Gegenliebe
Nachdem die Pläne des Bistums zur Gründung von 35 Großpfarreien in Rom auf wenig Gegenliebe gestoßen waren, hatte man sich in Trier statt eines „starken Schnitts mit einer grundlegenden Neuaufstellung“ für eine „behutsamere Entwicklung“ entschieden, wie seinerzeit Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg erklärte.
Nach Beratungen mit diözesanen Räten und Leitungsgremien sollte vielmehr die Idee verfolgt werden, die bis dato vorhandenen 172 Pfarrgemeinschaften im Bistum zu neuen Pfarreien zu fusionieren. Das ist nun in Bad Neuenahr-Ahrweiler per Dekret geschehen.