Remagen redet 10.000 Kilometer mit dem Rad durch Europa

REMAGEN · Familienvater Christoph Schmitz hat in der Reihe „Remagen redet“ von seiner Radreise durch Europa erzählt. Über ein Jahr lang war er zusammen mit seiner Frau Sandra und ihrem damals fünfjährigen Sohn unterwegs.

 Ein Rennradfahrer begleitete Sandra und Pepe Schmitz durch Bari und zeigte den Remagenern den Weg.

Ein Rennradfahrer begleitete Sandra und Pepe Schmitz durch Bari und zeigte den Remagenern den Weg.

Foto: Privat

20 Zuhörer haben sich in der Fahrradselbsthilfewerkstatt der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr (ÖFH) in der Remagener Grabenstraße bei Ofenwärme vor der Leinwand zusammengekuschelt. Sie sind der Einladung des Vereins zur ersten Veranstaltung der Reihe „Remagen redet“ gefolgt. Vereinsmitglied und Hausherr Christoph Schmitz berichtete den Besuchern von seiner Fahrradreise durch Europa und zeigte Hunderte von Reisebildern.

Lothar Scheffel von der ÖFH begrüßte die Besucher und erklärte die Absicht hinter „Remagen redet“: „Die Menschen sollten miteinander reden und nicht übereinander. Wir wollen aus unserer Fahrradwerkstatt regelmäßig eine Redewerkstatt machen. Den Anfang macht Christoph Schmitz und sein Reisebericht mit dem Titel „Leben verändern/t“."

Schmitz fuhr mit seiner Frau Sandra und seinem damals fünfjährigen Sohn Pepe von April 2017 bis Juni 2018 10.000 Kilometer durch Europa. Vor Pepes Einschulung wollten die drei dieses Abenteuer angehen und hatten sich vorher von ihrer Wohnung getrennt.

„Mein Sohn ist selber geradelt. An manchen steilen Stücken habe ich ihn mit dem Seil gezogen oder von hinten angeschoben. Den Großteil hat er aber selber geschafft. Wir haben uns im Verlauf der Reise von 20 auf bis zu 70 Kilometer am Tag gesteigert.“ Das erste Reiseziel war Sylt. Dort verbrachte die Familie drei Monate und die Eltern verdienten ihr Reisegeld etwa mit Sportkursen am Strand, sozialer Arbeit oder als Aushilfe in einer Bäckerei.

„Geschlafen haben wir zum Großteil im eigenen Zelt und jeden Tag auf unserem Campingofen gekocht. Wir hatten nicht mehr, als das was auf die drei Fahrräder passt und ich hatte zusätzlich immer meine Gitarre auf dem Rücken. Ein saftiges Stück Kuchen war da schon Luxus“, erzählt Schmitz vom Leben auf der Reise.

Zelt zerrissen, Kocher kaputt

Über die Niederlande, Belgien und Luxemburg radelten die drei nach Frankreich. Das Material nahm auf dieser Etappe Schaden, berichtet Schmitz: „Unser Campingofen gab den Geist auf und eine Katze riss mit ihren Krallen das Zelt kaputt. Beides konnten wir aber schnell ersetzen.“ Nach einer schwierigeren Zeit in Frankreich, unter anderem mit Dauerregen und angespannter Stimmung, erreichten sie ihr Winterquartier in Spanien. Immer wieder besuchte die Familie Freunde und Verwandte und wurde auch besucht.

In Spanien trafen sie auf zwei Europawanderer aus Sinzig und Bad Neuenahr. Im Frühjahr ging es dann weiter nach Mallorca und Sardinien. „Gerade Sardinien war ein wunderschöner Ort. Dort konnten wir auf der Ziegenfarm eines 80-jährigen Hippies arbeiten und leben. Eine einzigartige Erfahrung“, empfiehlt Schmitz die französische Insel als Reiseziel. Über Sizilien und das italienische Festland erreichten die drei den Balkan und radelten durch Bosnien-Herzegowina und Kroatien nach Ungarn.

Unerwartete Hilfsbereitschaft

Durch Österreich und Süddeutschland ging es auf der letzten Etappe zurück nach Remagen. Schmitz: „In Boppard hatten wir dann noch 1100 Euro in der Reisekasse. Davon haben wir uns als absolute Ausnahme mal eine Nacht im Hotel gegönnt.“ Was das Leben der Familie Schmitz auf der Reise auf jeden Fall verändert hat, waren die Menschen, denen sie begegnet ist und deren überwältigende Hilfsbereitschaft.

„Wir haben in jedem Land immer wieder Menschen gefunden, die uns geholfen haben. Wir konnten auf ihrem Grundstück zelten oder sogar in ihren Häusern übernachten. Wir wurden bekocht und bekamen Hilfe in der Not. Und jeder der Menschen hatte seine eigene interessante Geschichte zu erzählen“, fasst Schmitz zusammen.

Die Zuhörer in der Werkstatt waren begeistert von seinen Anekdoten und Bildern und stellten ihm viele Fragen. Scheffel freute sich über diese Resonanz und plant weitere „Remagen redet“-Abende.

Weitere Infos unter 0 26 41/3 02 95 55, E-Mail: info@oefh-aw.de, www.oefh-aw.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort