Oberwinterer Rebstock ist mehr als 100 Jahre alt 40 Liter Federroter von nur einem Rebstock

OBERWINTER · Der Rathausverein pflegt ein familiäres Hobby liest die „Oberwinterer Mauerhexe“. Dazu lädt er auch zur Verkostung des raren Tropfens ein.

 Oberwinter Traubenlese Die Damen beim Entrappen

Oberwinter Traubenlese Die Damen beim Entrappen

Foto: gausmann

Auch wenn es auch bei anderen Weinlesen gesellig zugeht, wirkte die Traubenlese beim Oberwinterer Rathausverein doch fast noch mehr wie ein richtiges Fest, bei dem zugleich gemeinsam Hand angelegt wurde. Wer ordentlich zupackte, hatte derweil trotzdem noch Muße miteinander zu plaudern, und immer ließen sich die Akteure zwischendurch bei diversen Speisen auch vom Grill zum Gespräch und zur Stärkung nieder. Eigens hatten die Organisatoren dafür ein Zelt aufgestellt.

Doch das war nicht die einzige Besonderheit: Der Wein wird nur an einem Stock gelesen, aber dieser Rebstock ist mehr als 100 Jahre alt und zieht sich über eine Länge von 20 Metern an der Grundstücksmauer des 295 Jahre alten Hauses von Heinz Wilms und Gabriele Fischer-Wilms entlang. Auch wegen der alljährlich reichen Ernte laden der Gründungsvorsitzende des Oberwinterer Rathausvereins und derzeitige stellvertretende Vorsitzende und seine Frau seit rund 20 Jahren Mitglieder und Freunde zur Ernte der „Oberwinterer Mauerhexe“ ein.

Diese Weinlese ist ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem auch diesmal wieder alle Generationen mittaten. Rund 30 Helfer im Alter von fünf bis 75 Jahren haben eimerweise Blaue-Muskateller-Trauben gepflückt und so sorgsam wie sonstwo wohl selten selektiert.

Gründlich entfernten sie die Stängel und einzeln alle trockenen und grünen Beeren. Dann kamen die Trauben in die rotierende Handmühle, die die Traubenhäute zerquetschte, bis schlussendlich die alte Weinpresse, die wahrscheinlich so alt ist wie der Mauerstraßen-Weinstock, zum Einsatz kam. Da waren Muskelkräfte gefordert.

Die feucht-kühle Witterung vom Morgen war vergessen, als nachmittags die Sonne rauskam und nach rund fünf Stunden feststand, dass die Hobby-Winzer gut 40 Liter Most für Federroten geerntet hatten.

„Eine erste Kostprobe lässt wieder auf ein leckeres, süffiges Getränk hoffen“, erklärte das Gastgeber-Ehepaar. „Wir haben auch schon mal Wein aus dem Blauen Muskateller gemacht und irgendwann auch einmal Weinbrand“, sagte Wilms, aber am besten komme der Federrote an. Mit Burgunderweinhefe ist das Lesegut in große Glasballons gefüllt worden, in denen es jetzt gärt.

Die Verkostung der „Oberwinterer Mauerhexe“, zu der jeder etwas zu essen mitbringt, ist im alten Weinort zwischen Remagen und Bonn schon längst zur Tradition geworden. Dazu lädt der Rathausverein für Samstag, 15. Oktober, um 18.30 Uhr in den Saal des alten Rathauses, Hauptstraße 99, ein.

Dort zeigt der Verein zudem die Ausstellung „Sankt Laurentius Oberwinter – Baugeschichte und Erweiterung der Kirche seit 150 Jahren“.

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