Evangelische Friedenskirche in Remagen Agnes Erkens singt die alten Lieder des "Goldenen Zeitalters"

REMAGEN · Dunkle Klavierakkorde erfüllten das Gotteshaus. Eine samtige Klarinette stimmte ein und gefühlvoller Gesang, der nicht wirklich vertraut, aber auch nicht fremd erschien.

 Musik in der Friedenskirche (von links): Alessandro Palmitessa, Steve Nobles und Agnes Erkens.

Musik in der Friedenskirche (von links): Alessandro Palmitessa, Steve Nobles und Agnes Erkens.

Foto: Martin Gausmann

Viele hörten sie zum ersten Mal: eine Sprache, die kaum noch jemand spricht, und Lieder, die kaum noch jemand singt. Sie gehörten zum Programm des Konzerts "Lieder des fruchtbaren Halbmonds" in der voll besetzten Evangelischen Friedenskirche in Remagen.

Verstehen konnten die mehr als 100 Zuhörer die Worte dank der Übersetzungen im Programmheft trotzdem, und sie ließen sich gefangen nehmen von ihrem Zauber und bannen von ihrer Eindringlichkeit.

Außerdem erfuhren sie mehr über das "Goldene Zeitalter": Als mit der Eroberung Spaniens und der damit einhergehenden Islamisierung im Jahr 711 das dort heimisch gewordene spanisch-jüdische Volk eine "kulturelle Hochzeit" erlebte. Islam, Judentum und Christentum seien ein Stück weit zusammengewachsen, erklärte Pfarrerin Elisabeth Reuter zu Konzertbeginn.

Wegen des toleranten Zusammenlebens der Völker habe es eine gegenseitige Befruchtung und Bereicherung gegeben, sagte Agnes Erkens. Sie war die Sängerin, die nicht nur auf Hebräisch, sondern auch auf Ladino sang: der kaum noch verbreiteten und deutlich vom Spanischen beeinflussten Sprache der sephardischen Juden, deren Vorfahren bis zu ihrer Vertreibung im 15. Jahrhundert unter anderem in Spanien lebten.

An ihrer Seite hatte Erkens Alessandro Palmitessa an der Klarinette und Steve Nobles am Piano. Bevor sie vor allem in Liebesliedern, teils orientalisch angehaucht, vom "Goldenen Zeitalter" kündeten, widmeten sie sich dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und dem Hohelied Salomos. Vom Exil zur Befreiung führten sie mit erst monotonen Moll-Akkorden, zwischendurch schwebend-hohem Gesang, und einer klagenden wie aufbegehrenden oder auch bekräftigenden Klarinette und letztlich gemeinsamem Frohlocken. Lyrische Lieder von der Liebe, manche melodisch und sehr eingängig, einige fast meditativ und alle mit viel Gefühl realisiert, schlossen sich an.

Das Konzert gehörte zum Rahmenprogramm der Ausstellung "Mitbürger unter Vorbehalt. Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung" des Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie. "Verschiedenen Gruppen zu verbinden nannte dessen Sprecherin Agnes Menacher das Ziel des Rahmenprogramms.

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