Französische Kultreporter in Remagen "Alfons" begeisterte 600 Leute in der Rheinhalle

REMAGEN · Für Alfons, den französischen Kultreporter mit Puschelmikrofon und der orangefarbenen Trainingsjacke im 70er-Jahre-Look, war das Gastspiel in der Remagener Rheinhalle etwas ganz Besonderes: "Ich bin heute auf den Tag genau 22 Jahre in Deutschland - freiwillig", ließ der 46-jährige Wahl-Hamburger die 600 Zuschauer wissen.

 Alfons sorgt in Remagen für perfekte Unterhaltung.

Alfons sorgt in Remagen für perfekte Unterhaltung.

Foto: Martin Gausmann

Nie habe er gedacht, dass sein Aufenthalt so lange dauern würde. Aber er habe "so lange bleiben wollen, bis ich die Deutschen verstehe". Dafür ist er quer durchs Land gereist und hat in seiner unnachahmlichen Art zahllose Interviews und Umfragen geführt. Das Ergebnis ist "Mein Deutschland", sein mittlerweile viertes Soloprogramm, mit dem er jetzt auch dem Remagener Publikum eine Banane, ein Lachen ins Gesicht gezaubert hat. Denn "mettre la banane", wie der Franzose sagt, sei bei jedem Auftritt sein Ziel.

Alfons deckt auf und recherchiert in den Untiefen der Gesellschaft. Er besucht einen Schrebergartenverein, hat bei einem Betriebsausflug mitgemacht und die deutsche Erotik zwischen Behörden und Messeständen gesucht. Wenn der kleine Franzose in seiner bewusst unbeholfenen und trotteligen Art seinen Interviewpartnern auf die Pelle rückt, erntet er meist Antworten, die von entwaffnender Ehrlichkeit zeugen.

Das Ergebnis wechselt zwischen zum Brüllen komisch und zum Fremdschämen peinlich. Als Anschauungsmaterial dienten die Kostproben, die Alfons zur Einstimmung über die Leinwand flimmern ließ. Ein älterer Herr wird gefragt, welches Tier ihm einfalle, wenn er seine Frau ansieht - Antwort: "Pottwal". Eine Frau sieht sich mit der Frage konfrontiert, was das Romantischste gewesen sei, das ihr Mann für sie gemacht habe.

Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Frische Socken angezogen." Ein Mittvierziger wird gebeten, sich an seine erste Liebe zu erinnern. Er antwortet im Brustton der Überzeugung: "Ein Ford Mustang." Und auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass es Menschen gebe, die tatsächlich von niemandem geliebt würden, antwortet ein Frühpensionär: "Ja, meine Schwiegermutter."

Mit seinem Gruselkabinett der Skurrilitäten gelingt es Emmanuel Peterfalvi Alfons', so der bürgerliche Name, mühelos, sein Publikum in geradezu exstatische Verzückung zu versetzen. Sehr amüsant sind auch die Vergleiche zwischen Deutschland und Frankreich. So sei er erstaunt gewesen, dass die Deutschen über ein Bundeskleingartengesetz verfügten. Frankreich habe nicht einmal eine Straßenverkehrsordnung. Auch die Aufregung über das Dschungelcamp könne er nicht verstehen. "Für uns froschschenkelessende Franzosen ist das eine ganz normale Kochsendung."

Der Mann, der bei "Kalkofes Mattscheibe" seinen ersten Fernsehauftritt hatte und mit der Sendung "Alfons & Gäste" bekannt geworden ist, hat bewiesen, dass er auch auf der Bühne bestens zu unterhalten weiß. Und nachdem sich der nonchalante Franzose nach zweieinhalb Stunden mit einem standesgemäßen "c'est fini" verabschiedet hatte, verließ der Großteil der 600 Besucher die Rheinhalle tatsächlich mit einer ausgeprägten Banane im Gesicht.

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