Oedingen Anlieger sauer über Baugebiet

OEDINGEN · Nur wenige Meter liegen die Bebauungspläne "Amselweg" und "Auf der Schaafsbahn" auseinander. Trotzdem trennen sie nach Meinung der Oedinger viel. Beispielsweise Art und Umfang der zulässigen Bebauung und Gestaltung.

Seit Januar Acker, vorher Wiese: Das neue Baugebiet "Auf der Schaafsbahn" in Oedingen.

Foto: Victor Francke

Und das ärgert Anlieger. Insbesondere, weil einer der Bauherren von geplanten 16 Einfamilienhäusern auf dem Noch-Acker "Auf der Schaafsbahn" zufällig der Remagener Bauamtsleiter ist. Hat man dort baurechtlich mehr zugelassen als auf der anderen Straßenseite? Die Remagener Stadtverwaltung weist das weit von sich.

9300 Quadratmeter ist das Gelände groß, das drei Eigentümer in Oedingen am Ende des Burgweges bebauen wollen. 16 Einzelhäuser sollen entstehen, dies in 2,5-geschossiger Bauweise. Anders einen Steinwurf entfernt. Da gibt es das Neubaugebiet am Finken- und am Amselweg.

"Bei uns wurde penibel darauf geachtet, dass wir nicht mehr als 1,5-geschossig bauen. Die Häuser durften nicht höher als acht Meter sein. Nun bekommen wir auf der anderen Straßenseite solche Klötze hingesetzt", beschwert sich Anrainer Holger Kowaleweski. Schließlich müsse doch der dörfliche Charakter auch bei einer Dorfrandbebauung erhalten bleiben. So sehe es der Bebauungsplan für den Bereich "Amselweg/Finkenweg" vor. Für die "Schaafsbahn" gelte das offenbar nicht.

Er erinnert sich noch gut, dass die Bewohner des Finkenweges einige tausend Quadratmeter Grundstücksteile zur Verfügung stellen und finanzieren mussten, um sie - dem Baurecht Rechnung tragend - als Ausgleichsfläche darzustellen. Nicht so im gegenüberliegenden Baugebiet. Dessen Fläche werde voll ausgenutzt, um die 15 Grundstücke, die zwischen 440 und 720 Quadratmeter groß sein werden, unterzubringen. Die notwendige Ausgleichsfläche werde "irgendwo auf Remagener Stadtgebiet" ausgewiesen.

Merkwürdig erscheint es Kowalewski auch, dass die Fläche, auf der in Kürze neu gebaut werden soll, jahrzehntelang Wiese gewesen sei und nun - plötzlich - seit Januar zum gepflügten Acker umfunktioniert wurde. "Bei einem Acker, der intensiv genutzt wird, bedarf es nach einer Umwidmung einer geringeren Ausgleichsfläche als bei einer Wiese", erklärte der 44-jährige leitende Angestellte. Der Kompensationsbedarf sei so von den künftigen Bauherren künstlich heruntergeschraubt worden.

"Auf der anderen Straßenseite gibt es eine maximale Freiheit beim Bauen", hat Kowalewski festgestellt. "Bei uns hingegen wurde auf jeden Zentimeter geachtet", bestätigt auch ein Häuslebauer vom Burgweg.

Beispielsweise auch, als es um den Bau von Drainagen ging, die das im Gefälle liegende Grundwasser abhalten sollen, das sonst von den Äckern ins Dorf gespült werden könnte. Während man am Finkenweg zum Teil mit Doppeldrainagen ausstaffiert sei, um das Wasser aufzufangen, gelte für das nebenan liegende Baugebiet eine einfache "Mulden-Wall-Kombination". Kowalewskis Befürchtung: "Das Wasser schießt ungebremst ins Dorf und verwandelt bei Starkregen den Burgweg in einen Bach."

Das sagt die Stadtverwaltung Remagen

"Die geltenden Festsetzungen des Bebauungsplanes Amselweg dienen als Grundlage für den Entwurf des Bebauungsplanes 'Auf der Schaafsbahn' und sind dort weitgehend unverändert übernommen worden. Insoweit gibt es die beklagten Unterschiede in der dargestellten Form nicht. So sind in beiden Baugebieten die südlichen, zur freien Landschaft hin orientierten Grundstücke nur eingeschossig mit einer Firsthöhe von bis zu acht Metern bebaubar. Richtig ist, dass in der bis 2007 geltenden Urfassung des Bebauungsplanes Amselweg nur sechs Meter Firsthöhe erlaubt waren, dieses Maß wurde jedoch noch geändert, bevor ab 2008 die ersten Bauanträge eingereicht wurden und die Bebauung begann.

Die zum Ort hin gelegenen zweigeschossigen Gebäude dürfen in beiden Gebieten eine Firsthöhe von maximal neun Meter aufweisen. Einziger Unterschied ist, dass auf der Schaafsbahn (nach dem bisherigen Entwurf des Bebauungsplanes) das zweite Vollgeschoss nicht mehr unter Dachschrägen sein muss und die Dachneigung auf bis zu 10 Grad heruntergenommen werden kann.

Auch bei den Ausgleichsflächen gibt es keine Ungleichbehandlung der Grundstückseigentümer. Zum Ortsrand hin wird das neue Baugebiet mit einer fünf Meter breiten Ausgleichsfläche abgegrenzt. Darüber hinaus stellen die Antragsteller an zwei Stellen im Ortsteil Oedingen (nicht: "irgendwo in Remagen") weitere Grundstücke zur Verfügung, auf denen sie Ausgleichsmaßnahmen durchführen werden.

Hinsichtlich der Vornutzung der künftigen Baulandfläche ist anzumerken, dass diese in der Vergangenheit durchaus ganz oder teilweise auch als Acker gedient hat. Gegen den Umbruch wurden seitens der zuständigen Behörden keine Bedenken erhoben. Die Drainagen der Außengebietsentwässerung werden vor dem Baugebiet aufgenommen und um dieses herum abgeleitet. Das Drainagewasser tritt somit nicht an die Oberfläche. Das Mulden-Wall-System dient lediglich dazu, anfallendes Oberflächenwasser abzuleiten. Jedem Bürger steht die Möglichkeit offen, sich im Rahmen der noch durchzuführenden Offenlage aktiv in die Planungen einzubringen. Im Zuge der frühzeitigen Beteiligung hat von dieser Möglichkeit bislang nur ein Bürger Gebrauch gemacht. Der Bebauungsplan ist noch nicht rechtskräftig."