Nonnenwerther Inselkonzert Auf musikalischer Reise durch Europa

Nonnenwerth · Das weit gereiste schottische Ensemble "na Mara" öffnete zum vierten Nonnenwerther Inselkonzert sein Reisetagebuch und nahm das Publikum auf eine musikalische Tour durch Europa mit. Auf der Route begegnete man bekannteren und unbekannteren Werken der europäischen Musikgeschichte.

Einmal tönte von Ferne wie durch ein Fenster ein Solowerk von Strawinsky, dargeboten von Timothy Orpen auf der Klarinette, dann reiste man mit den Musikern nach Polen und lauschte den Bukoliki von Lutoslawski.

Schließlich wurde man Zeuge eines Treffens zwischen Goethe und Beethoven. Die frühromantischen Gedichte "Meeresstille" und "Glückliche Fahrt" leiteten die Interpretation des c-moll-Streichtrios von Beethoven ein. Dort präsentierte sich das Ensemble als musikalisch flexibel und vielseitig. Es kostete die dynamischen und agogischen Anforderungen dieses düster-dramatischen Werkes voll aus und setzten mit dem fulminanten Schlusssatz einen beeindruckenden Akzent vor der Pause.

In der zweiten Konzerthälfte flochten die Musiker wahre persönliche Begegnungen in die Tagebucheintragungen ein. So erfuhr man von der Cellistin Eilidh Martin von einem Treffen zwischen ihr und dem Komponisten Graham Waterhouse bei einem Festival in Blonay in der Schweiz.

Sie hörte ein urkomisches Stück des Komponisten, das sie sehr beeindruckte und nach einem kurzen Gespräch verließ sie Blonay mit einer anderen Partitur des Komponisten in der Hand, nämlich dem Streichtrio, das "na Mara" bei dem Inselkonzert spielte. Auch dieses Stück steckte voller Witz, basiert es doch auf dem Nonsens-Gedicht "Gruselett" von Christian Morgenstern. Etwas ernsthafter wurde es dann wieder mit dem Klarinettenquartett von Mozart: eine interessante Bearbeitung der Violinsonate in B-Dur, die von einem Zeitgenossen Mozarts verfasst wurde.

Zum Abschluss des Konzerts präsentierte das Ensemble ein unbekanntes Stück von Reszö Kokai. Dort zeigte sich ein weiteres Mal die intelligente Programmgestaltung der Akteure, die mit hervorragendem musikalischen Instinkt Bekanntes und Unbekanntes mischt. Kókai gehörte zur Gruppe um Bartók und Kodály, die sich sehr für die ungarische Volksmusik interessierten und die Melodien und Rhythmen der Volksmusik in ihre Kompositionen einfließen ließen. Mit einer mitreißenden rhythmisch und melodisch schwungvollen Interpretation des Quartettino von Kókai verabschiedeten sich die Musiker von einem begeisterten, nachhaltig applaudierenden Publikum.

Man darf auf die zweite Saison der Nonnenwerther Inselkonzerte gespannt sein. Am 6. Oktober startet das Auftaktkonzert der nächsten Saison. Auch die nächste Reihe wird wieder unter einem gemeinsamen Motto stehen und vier Konzerte von Oktober bis Mai präsentieren.

Infos gibt es auf der Webseite.

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