Remagener Martinskapelle Aus für die Martinskapelle aus Remagen

REMAGEN · Immer weniger Gottesdienstbesucher und Priestermangel führen zur Schließung der Martinskapelle in Remagen. Die Gründe für das "Aus" wurden den Remagener Katholiken jetzt dargelegt. Und die waren nicht erfreut.

Die Würfel sind längst gefallen. Die Remagener Martinskapelle – von ihren Ausmaßen eher mit einer kleinen Halle vergleichbar – wird entweiht: Sie wird profaniert. Pfarrgemeinderat, Verwaltungsrat und Pfarreienrat hatten nun keine leichte Aufgabe vor sich: Sie mussten den Gläubigen in Remagen darlegen, warum man sich für die Schließung des Gotteshauses in Remagen entschieden hat.

Gut und gerne zwölf mal 25 Meter wird der Raum groß sein, an dessen Kopfende ein Holzkreuz aufgestellt ist. Davor steht auf einem Podest ein hölzerner Tisch, flankiert von einigen Kerzenleuchtern. Etwa einhundert Stühle werden es sein, die für Gottesdienstbesucher aufgestellt sind. Sie blicken in dieser eher tristen, teilbaren Halle auf einen schmucklosen Altar.

Rund 30 Gläubige – mehr als bei den Gottesdiensten – sitzen auf den gepolsterten Plastikstühlen, um in Erfahrung zu bringen, warum die Tage der 1973 gebauten Martinskapelle gezählt sind. Auch der stellvertretende Dechant im Dekanat Remagen-Brohltal, Frank Klupsch, ist gekommen. Wie auch Klaus Gansen, stellvertretender Vorsitzender des Pfarrverwaltungsrat St. Peter und Paul. Er fungiert als Überbringer der schlechten Nachricht.

Lange habe man diskutiert, lange nach Lösungsansätzen gesucht, so Ganser. Erfolglos. Eklatanter Priester- und trauriger Besuchermangel in den Gottesdiensten hätten keine andere Wahl gelassen: Die Kapelle muss geschlossen werden. Ganser spricht von einer „Notlage“, die es zu überbrücken gelte. Und: „Wir können nicht darauf bauen, die Dinge weiter so aufrecht erhalten zu können.“

Hohe Betriebskosten, wenig Nutzer: Das Gotteshaus sei nicht mehr zu halten. Nur noch rund 20 Gottesdienstbesucher würden im Schnitt sonntags bei der Messe gezählt. Den Sonntagvormittag mit einer Eucharistiefeier Gott zu schenken, passt offensichtlich immer weniger Menschen in die Tagesplanung. „Wir müssen damit rechnen, dass auch diese Zahl noch weiter zurückgeht“, befürchtet der Vertreter des Verwaltungsrates.

Vor vollendete Tatsachen gestellt

Ja, finanzielle Überlegungen gebe es auch, räumte Ganser ein: Heizkosten, Stromkosten, Reinigungskosten, Reparaturkosten, die Pflege der Außenanlagen. Bei den zu „Spitzenzeiten“ gezählten 90 Gottesdienstbesuchern Anfang der 1970er Jahre seien diese Ausgaben gerechtfertigt gewesen. Jetzt nicht mehr.

Zumal auch der Diözesanhaushalt kräftig im Minus stehe. Ein Grund neben den stark rückläufigen Kirchensteuerzahlern: die Pensionsrückstellungen für die im Ruhestand befindlichen Priester. Sie sind zu knapp bemessen und werden aus Rücklagen subventioniert.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann war es schließlich, der die Profanierung der Remagener Kirche an der Alten Straße anordnete. „Die Dinge des Bistums haben wir nicht in der Hand“, erklärt Klaus Ganser. Allerdings waren Anhörungen des Pfarrgemeinderates und des Verwaltungsrates der Entscheidung ebenso vorausgegangen wie ein Gespräch mit dem Generalvikariat.

Noch weniger in der Hand haben es die Gläubigen in Remagen. Sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. „Die Information kommt etwas spät. Sie bitten um Verständnis, obwohl die Entscheidung längst gefallen ist und von uns nicht beeinflusst werden kann“, ärgert sich ein Teilnehmer der Informationsveranstaltung. Ganser: „Das ist korrekt. Es macht mir auch keine Freude, hier zu stehen.“

Ein letztes Fest kommt noch

Völlig offen bleibt derzeit, wie es mit der Immobilie weitergehen soll. Der benachbarte Kindergarten habe Platzbedarf, führt Ganser aus. Konkrete Nutzungsüberlegungen gebe es indes noch nicht. „Erst wollten wir die Gläubigen informieren“, so der Vertreter des Pfarrgemeinderates. „Das hier ist doch nur ein kleiner Anfang“, befürchtet ein Diskutant. In Holland würden ehemalige Kirchen in Gaststätten umgewandelt. Dass es soweit kommt, glaubt Ganser indes nicht. Eine gewisse Ratlosigkeit bleibt.

Am 24. Juni soll nun die Martinskapelle profaniert werden. Mit einer letzten Messe am Fest des Heiligen Johannes des Täufers. Danach wird das Allerheiligste in die Remagener Pfarrkirche Sankt Peter und Paul überbracht. Ab Juli will man dann den bisherigen Gottesdienstbesuchern eine Messe in der Krankenhauskapelle Maria Stern anbieten. Jeweils sonntags um 8.15 Uhr.

Damit den Jahrhunderte alten großen Gotteshäusern ein ähnliches Schicksal wie der Martinskapelle erspart bleibt, rief Pfarrer Frank Klupsch dazu auf, dort die Eucharistiefeiern zu besuchen: „Kommen Sie zur Heiligen Messe in die Pfarrkirche, damit sie erhalten bleibt, und tragen Sie dort den Gottesdienst mit.“

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