Rheinhalle in Remagen Ausnahmegeiger Roman Kim verzauberte das Publikum

REMAGEN · Mit einem Programm vom Barock bis in die Gegenwart begeisterte der junge Geiger Roman Kim zusammen mit seinem pianistischen Begleiter Sergiu Filioglo wie schon im letzten Jahr das zahlreiche Publikum im Foyer der Rheinhalle.

 Roman Kim bei seinem Auftritt in Remagen.

Roman Kim bei seinem Auftritt in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Neben der obligatorischen Musik des italienischen "Teufelsgeigers" Niccolò Paganini kamen auch Stücke aus anderen Musikepochen zu Gehör.

Wie schon beim Vorjahreskonzert, so galt auch dieses Mal das erste Wort Ludwig van Beethoven. Seine Violinsonate op. 12,3 bildete die musikgeschichtliche Entwicklung ab, in der seit Mozart die Violine einen Eigenstand gegenüber dem Klavier erhält. Das Klavier ist zwar immer noch sehr stark präsent, aber die Geige bekommt mehr Freiraum für eigenen Ausdruck, was sich besonders in melodiösen Ausreißern während des zweiten Satzes zeigte. Ansonsten flossen die tänzelnden Melodien aller drei Sätze mal rasend schnell, mal pathetisch gedehnt dahin.

Der ganz aufmerksame Hörer bemerkte in der Klavierbegleitung des zweiten Satzes eine bekannte Komposition, nämlich Johann Sebastian Bachs "Präludium" in C-Dur aus dem "Wohltemperierten Klavier". So war es nicht verwunderlich, dass Kim und Filioglo auch ein Stück des Barock-Komponisten zum Besten gaben: die Violin-Sonate BWV 1017. Hier musste sich Kim stark zurücknehmen. Für den Bratschisten Bach stellte die Geige eher eine Mittelstimme dar, die sich in den Satz des Klaviers einzufinden hat.

Besonders im zweiten und vierten Satz ist die Geige nur eine Stimme im Räderwerk einer großen kontrapunktischen Komposition. Doch finden sich - etwa in den großen Moll-Melodien des ersten Satzes - auch Ausdrucksweisen, die auf eine viel spätere Zeit verweisen.

Bei den Stücken Paganinis und seinen Eigenkompositionen blühte Kim merklich auf. Beide Mal begann er die musikalischen Blöcke mit ruhigen Kompositionen. Romantische Liebesschwärmereien gab es mit Paganinis "Cantabile" op. 17 und das Portrait eines zerrissenen Herzens in Kims "Romance in Ges".

Ganz anders das Temperament der beiden Variations-Stücke - Paganinis Variationen über ein Thema der Oper "Tancredi" aus der Feder Gioachino Rossinis und Kims "Brindisi"-Variationen über Themen aus der Oper "La Traviata" von Giuseppe Verdi: Triller-Kapriolen, rasende Melodien und Technik mit vollem Körpereinsatz brachen fast im Sekundentakt über die Zuschauer herein.

Staccati mit dem Bogen, Pizzicati mit den Fingern, beides gleichzeitig oder das Reißen der Saiten mit den Zähnen: keine Spieltechnik war zu abgedreht, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

In gewohnt souveräner Art nahm der gebürtige Moldawier Filioglo seinen Platz im musikalischen Hintergrund ein, wobei gerade die Kompositionen von Bach und Beethoven ihm auch einiges abverlangten. Star der Bühne war jedoch klar Kim.

Dass er seine Kompositionen und die seines großen Vorbildes Paganini nicht nur auswendig, sondern im wahrsten Sinne des Wortes blind beherrscht, bewies der gebürtige Kasache mit einer goldfarbenen, futuristisch anmutenden Brille zur Verdeckung der Augen.

Zur Pause schon und nach dem Schlusston erst recht hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen: Es riss die Besucher förmlich hoch und Wellen an Applaus und Bravo-Rufen gingen über den jungen Musiker dahin.

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