Gemälde und Skulpturen Ausstellung in Remagen vereint fremde Künstler

REMAGEN · Bilder von Natja Jander und Skulpturen von Detlef Schlaak überzeugen momentan im Remagener Showroom. Besonders ist, dass die Leinwand mit selbst gekochtem Hautleim bearbeitet wird.

 Vernissage in Remagen: Natja Jander im Gespräch mit Detlef Schlaak.

Vernissage in Remagen: Natja Jander im Gespräch mit Detlef Schlaak.

Foto: Martin Gausmann

„So oder so“ – es hätte keines derart verschwommenen Titels bedurft, um die gelungene Ausstellung, die gerade mit Malerei von Natja Jander und Skulpturen von Detlef Schlaak in die Galerie ModernArt Showroom (M.A.SH.) eingezogen ist, treffend anzukündigen.

Schon beim Betreten des Showrooms wird klar, welch vorzügliche Allianz die Bonner Künstler eingegangen sind. Zwar arbeiten die Malerin und der Bildhauer völlig unabhängig, doch verblüfft, wie sehr ihre Arbeiten korrespondieren: Dem liegen Farbharmonien und –akzente zugrunde als auch beiderseits vorhandene Qualitätsansprüche. Allein das Zusammenspiel nimmt für die Ausstellung ein und es verlockt zu Schritt zwei: seine Komponenten zu würdigen.

Janders Motiv: junge Menschen in der Großstadt

Jander, früher Bauzeichnerin und als Architektin tätig, bevor sie Malerei und Grafik in Bochum studierte, hält junge Menschen der Großstadt fest. Erst in Fotos, dann in großen Ölgemälden – auf Leinwänden, die sie mit selbst gekochtem Hautleim grundiert – gibt sie ihnen Raum. Ein Raucher im lässigen Retro-Arbeiter-Styling mit Kappe und Hosenträgern überm Shirt hält einen Kaffeebecher. Versonnen blickt er in die Ferne.

Ein anderes der in Berlin und London aufgenommenen „Stadtgesichter“, so heißt die Serie, sieht man von hinten mit Pferdeschwanz am teilrasierten Kopf und auf der Jacke ein Skelett. Sie wollen als Individuen wahrgenommen werden, eine Kunst für sich in einer Welt der Moden. Das wird deutlich bei der sonnenbebrillten Frau im knappen Top, die auf dem Gehsteig Wasserpfeife raucht. Keine Ausnahme, erzählt Jander. Sie staunte, dass in London reihenweise junge Leute in der Außengastronomie die Shisha genossen.

Voller Anteilnahme ist ihr in warmes Kolorit gewandelter Blick auf die jungen Namenlosen. Ihnen stellt sie klein, aber in Leuchtrahmen mit Kathedralglas, die Stars Marilyn Monroe und James Dean gegenüber. Groß und plakativ indes präsentiert sie „Mrs. Bluetooth“ – Hedy Lamarr, die schöne Hollywood-Filmdiva und faszinierende Miterfinderin des Frequenzsprungverfahrens.

Schlaak formt Skulpturen in Ton vor

Von Detlef Schlaak, drei Jahrzehnte Lehrer an Gymnasien und Gesamtschulen, Gestaltpsychotherapeut und seit 1982 skulptural schaffend, kommen elegante handschmeichlerische Formen, mit denen er „eine Befindlichkeit ausdrücken“ will. Zwei liegende Ulmenholztropfen, mit dem Titel „Momento magico“, kuscheln sich aneinander. Kritisch motiviert, vermittelt „Schneller, höher, weiter“ mit schiefen Ringen und exzentrischem Durchlass samt Stab sein Unbehagen am Zeitgeist. „Wir verlieren uns dabei“, so Schlaak.

Ob für die gerundete, gleichwohl durchstoßene „Balance“ aus geschwärztem Tulpenbaum und naturbelassener Roteiche oder das afrikanisch anmutende rötliche Kreisobjekt „Meditation“, inspiriert durch C. G. Jung, meist formt Schlaak, was ihm vorschwebt, zuerst in Ton. „Ich muss wissen, wo die Reise hingeht“, sagt er. Alles andere wäre ihm zu riskant in der Bildhauerei, für die gilt: „Was weg ist, ist weg."

Die Ausstellung in der Galerie ModernArt Showroom, Kirchstraße 25, ist bis 26. November geöffnet: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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