Kunstausstellung in Remagen Fantasie, Komik und eine Portion Hintersinn

Remagen · Tierische Hauptdarsteller beherrschen die neue Ausstellung in der Galerie Artspace K2. Sie sind eine Augenweide und lassen den Betrachter schmunzeln.

In Remagens Galerie Art Space: Die Künstlerin Christine Neuerburg vor einem ihrer farbenprächtigen Werke.

In Remagens Galerie Art Space: Die Künstlerin Christine Neuerburg vor einem ihrer farbenprächtigen Werke.

Foto: ahr-foto

Gebannt starrt das Kätzchen auf die zum Schlafen in der Glaskugel eingekuschelte Maus. Die fröhlichen Tupfen im Hintergrund lassen nur umso deutlicher hervortreten, dass der Stubentiger keine friedlichen Absichten hegt. Derweil richtet sich „Bereit zum Ritterschlag“ ein Erdmännchen auf einem roten Sofa auf und im Bild „Geschenk an den Hausfreund“ blickt einem der Waschbär frontal ins Auge, offenbar nicht amüsiert über den Topf Seife neben sich.

Menschliche Eigenschaften in den tierischen Vorbildern

Mit viel Fantasie, Sinn für Komik und und Hintersinn eröffnet Künstlerin Christine Neuerburg aus Düsseldorf „Andere Welten“. Die amüsant-nachdenkliche Präsentation in Christoph Noebels Galerie Artspace K2 führte die Vernissagegäste ganz nah zu den Tieren, die wiederum mancherlei menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen spiegeln. Für die fast fotorealistischen Bilder kombiniert Neuerburg geblümte Stoffe mit ihrer äußerst präzisen Ölmalerei. Vor barockem Blütenrausch in Textil präsentiert sich der gemalte „Salonlöwe“ und fordert das Erdmännchen auf dem Sofa eine Ehrung ein. Blumen und Schäferszenen bilden die Kulisse für schwebende, frappierend naturnah gepinselte goldene Eier, von denen das Huhn in seinen Träumen halluziniert.

„Dienen die üppigen Interieurs, in denen sich einige Tiere befinden, nicht als Indiz menschlicher Dekadenz? Sind die Menschen tatsächlich die klügere Spezies, wenn sie langfristig die Natur, die Tierwelt und ihre eigene Lebensfähigkeit zerstören?“, fragte Galerist Noebel in seiner Einführung. Denn der Salonlöwe schaut anklagend wie ein Gefangener aus dem Bild heraus und eine Giraffe vertilgt zwar Rosen aus dem wuchernden Tapetenbewuchs, blickt aber melancholisch. „Von Heimweh, Liebe und Poesie“, wie Neuerburg dieses Bild betitelte, hat das sensible Tier offenbar nie genug bekommen in dieser ihm fremden Umgebung.

Rätselhafte Schönheit der Tierwelt

Einfach nur schön und rätselhaft gestaltet sich indes „Das geheime Leben der Goldammer“. Nicht in Mischtechnik, sondern gänzlich hingebungsvoll gemalt sieht man das Vögelchen keck vor einer schwarzen Raute stehen, einer Aussparung im luxuriösen gesteppten Goldstoff.

Ironisch gewählte Titel tragen zur Interpretation bei. Im Gemälde „Die WG“ arrangiert die Malerin trefflich drei dunkle Nisthöhlen im textilen Geäst, jeweils eine für Spatz, Rotkehlchen und Grünfink. Sie nehmen Blickkontakt miteinander auf, bleiben aber, darin den Menschen in manchen WGs ähnelnd, ziemlich allein. Und wenn eine Kastanie vom Himmel gepfeffert kommt, sorgt dieser „Meteor“ nachvollziehbar für Aufruhr unter den Meisen. Der Betrachter mag verständnisvoll lächeln oder auch die Szenerie als Wink dafür nehmen, die Mitgeschöpfe mehr zu beachten. In jeden Fall bereiten Einfallsreichtum, Witz und die feine Malweise ein anregendes Kunstereignis.

Die Ausstellung in der Kirchstraße 2 in Remagen ist bis 7. Juni, freitags und samstags, 15 bis 18.30 Uhr zu sehen.

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