Künstlerforum Remagen Ausstellung präsentiert elfmal "Konkrete Kunst"

REMAGEN · Wohltuend klar, durchdacht und harmonisch beschickt ist die Ausstellung "Konkret" mit elf ambitionierten Vertretern dieser rund 100 Jahre alten Kunstrichtung im Künstlerforum. Zu verdanken haben das Aussteller und Betrachter nicht zuletzt dem umsichtigen Kurator Horst-Peter Vitt von der Bonner "gruppe konkret".

 Kirsten Delrieux betrachtet die Arbeiten von Mitaussteller Zlatko Sumkovski.

Kirsten Delrieux betrachtet die Arbeiten von Mitaussteller Zlatko Sumkovski.

Foto: Hildegard Ginzler

Doch was man herkömmlich unter "konkret" versteht, hilft in der Kunst nicht weiter. "Der konkrete Künstler arbeitet mit Motiven, die von Anfang an nichts Gegenständliches im Sinn haben", erklärte Reinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, der als engagierter Redner den Vernissage-Gästen die innewohnende Qualität der Arbeiten eröffnete.

Deutlich wurde: Der Kopf ist aktiv bei den Konkreten. So steckt ein Konzept dahinter, wenn der Bad Godesberger Michael Biscup seine fulminant farbige Hinterglasmalerei ausführt und Ingrid Hornef aus Hofheim auf schwarzem Holzdübel-Relief eine schwarz-weiße Punktsetzung vornimmt.

Die Reihungen folgen Zahlen von eins bis sechs, was Lättgen an einen Würfel und somit an die Anwendung eines Zufallsprinzips denken ließ. "Eine Verfaltung mit komplexem Bestandereignis" sah er in den schlanken Skulpturen des Ungaren József Zalavári (Pecs). Künstlerkollege Jo Kuhn aber brachte die Arbeiten für sich als "Lichtfänger" auf den Punkt.

Mehrfach grüßt das Quadrat, ein "Lieblingsformat der Konkreten": Nach einem Zahlenkonzept ordnet die Amsterdamer Malerin Rity Jansen Heijtmajer darin auf weißem Grund Module farbiger Formen an, Laszlo Otto aus Budapest gliedert weiße und schwarze Flächen durch ein Regelsystem von Linien und dünner Farbstreifchen.

Peter Hankel (Augsburg) setzt in seinen Bildern Quadrate in Bezug zur Grundfläche, während der Frankfurter Maler Alwin Dorok seine zweifarbigen Quadrate auf die Spitze stellt und so den Eindruck einer "Flüssigkeit im Gefäß" erweckt. An der Linie interessiert ist dagegen die bei Frankfurt lebende Kirsten Delrieux.

Gelenkte Farbwahl und Zufall steuern den Prozess, in dem ihre gestreiften Hochformate und Wandobjekte entstehen. Angesichts des Bild gewordenen Konglomerats scharf umrissener Formen von Zlatko Sumkovski (Köln) drängt sich eine "verbotene" gegenständliche Assoziation vom schräg durch den Raum schießenden Häusermeer auf.

Räumlichkeit als Davor und Dahinter rufen René Steffens? (Bonn) Bild-Geflechte blaugrauschwarzer Bänder wach. Lättgen selbst (Neunkirchen) steuert eine dreiteilige Skulptur bei, für die jeweils das nächste Werkstück zur Schablone wurde. Die zunehmenden Abweichungen der später verleimten Pressplatten erzeugen dabei ein erstaunliches Relief. Obwohl die Künstler äußerst planvoll vorgehen, kommt die Optik nicht zu kurz, sondern sorgt für ästhetische Erfahrungen vom Feinsten.

Info: Die Ausstellung in der Kirchstraße 3 ist bis 1. September samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

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