Neonazi-Aufmarsch in Remagen B9 wegen Bombendrohung stundenlang gesperrt

REMAGEN · Trotz eines weitestgehend ruhigen Ablaufes des diesjährigen Aufmarsches rechter Nationalisten in Remagen musste die B9 für drei Stunden gesperrt werden.

 Wie in jedem Jahr hatten sich auch diesmal wieder zahlreiche Gegendemonstranten in Remagen eingefunden.

Wie in jedem Jahr hatten sich auch diesmal wieder zahlreiche Gegendemonstranten in Remagen eingefunden.

Foto: Martin Gausmann

Nicht alles ist so verlaufen wie geplant, aber insgesamt spricht die Polizei von einem normalen Ablauf beim diesjährigen Aufmarsch rechter Nationalisten aus dem gesamten Bundesgebiet in Remagen. Zum zehnten Mal in Folge hielten diese ihren jährlichen „Gedenkmarsch für die Toten in den alliierten Rheinwiesenlagern“ mit anschließender Kundgebung in der Nähe der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ ab.

Ihr vorgesehener Weg dorthin musste wegen einer telefonischen Bombendrohung für die Aufzugstrecke der Rechten geändert werden, die am Mittag die Polizei erreichte. Also geleiteten die Beamten die Rechten über einen anderen, als den ursprünglich vorgesehenen Weg.

Das erforderte für den Auf- und Abmarsch der Rechten eine Sperrung der Bundesstraße für drei Stunden, was zu längeren Staus in Richtung Koblenz und in Richtung Bonn führte. Ein Bombenfund wurde auf der ursprünglichen Strecke nicht gemacht. Die Ermittlungen nach dem Anrufer liefen am Abend noch, wobei diesem laut Polizei eine empfindliche Strafe droht.

Unübersehbar auch für den Durchgangsverkehr war bereits vorher das Polizeiaufgebot in Remagen. Hundertschaften waren im ganzen Stadtgebiet verteilt und konzentrierten sich am Bahnhof, später auch an der „Schwarzen Madonna“, wo sich die beiden gegenüberstehenden Lager am nächsten kamen, deren Demonstrationszüge möglichst entfernt voneinander durch das südliche Stadtgebiet zur Friedenskapelle führten. Von gut 130 Angehörigen des rechten und rund 250 Angehörigen des linken Spektrums spricht die Polizei. Das wären auf beiden Seiten weniger als in den Vorjahren.

Starkes Polizeiaufgebot sorgt für Sicherheit

Die Polizei war mit insgesamt rund 700 Beamten vor Ort. Sie schafften es, direkte Konfrontationen zwischen rivalisierenden links- und rechtsgesinnten Gruppierungen zu verhindern. Kaum zu verhindern waren das Aufeinandertreffen Einzelner und vor allem Verbalattacken. Etwa als ein Bahnfahrer beim Einsteigen in den Zug am Bahnhof Remagen auf zwei aus dem selben Waggon aussteigende Neonazis traf und ihnen entgegenrief: „Ihr habt den Krieg verloren.“

Um das Ankommen der Rechten zu behindern, hatte eine Gruppe linker Aktivisten am Vormittag eine Sitzblockade in der Unterführung am Bahnhof gebildet, die aber umgehend von den Beamten aufgelöst wurde. Eine weitere Gruppe skandierte nahe dem Versammlungsort der Rechten hinter dem Bahnhof und begleitet von rhythmischem Klatschen „Haut ab“. Am Bahnhof soll auch Reizgas sicher gestellt worden sein.

„Rheinwiesenlager. Eine Million Tote rufen zur Tat“ und „Kein Vergeben, kein Vergessen“ war auf Transparenten der Neonazis zu lesen, die ihren „Trauermarsch“ für die in den alliierten Lagern gestorbenen Wehrmachtssoldaten mit Trauermusik und Trommelschlägen absolvierten. Sie schwiegen angesichts der Pfeifkonzerte und Rufe der Linken wie etwa „Nazis raus“ und „Alerta, alerta antifascista“.

Mit Lärm die Kundgebung gestört

Schweigend gingen sie auch an den Porträts und Bannern vorbei, die Studenten des Rhein-Ahr-Campus und Mitglieder des Remagener Bündnisses für Frieden und Demokratie in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aufgehängt hatten.

„Gegen Geschichtsrevisionismus und Heldengedenken. Deutsche Täter sind keine Opfer“, „Kriegsverbrecher, Nazis sind keine Helden“ und „Menschenrechte statt rechte Menschen“ hieß es auf den Transparenten beim linken Demonstrationszug. Teilweise als „Tanzdemo“ gestaltet und von Techno-Beats begleitet, ging es den Linken darum, durch Lärm die Kundgebung der Rechten zu stören. Wirklich Ruhe kehrte erst wieder ein, als die auswärtigen Demonstranten nach rund sieben Stunden die Römerstadt verlassen hatten.

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