Nach Umbau Initiative bemängelt längere Umsteigewege am Bahnhof Oberwinter

Oberwinter · Der Bahnhof-Umbau in Oberwinter befindet sich in den letzten Zügen. Die Initiative Bahnhof Oberwinter begrüßt das barrierefreie Konzept, moniert aber die Komplikationen für Pendler, die der Umbau bei akuten Gleiswechseln verursacht.

 Wenn die Mittelrheinbahn auf Gleis 1 hält, müssen sich die Fahrgäste in Oberwinter sputen, sie über die Rampen zu erreichen.

Wenn die Mittelrheinbahn auf Gleis 1 hält, müssen sich die Fahrgäste in Oberwinter sputen, sie über die Rampen zu erreichen.

Foto: Martin Gausmann

Eine Geduldsprobe für Bahnreisende in Oberwinter geht dem Ende entgegen: Die Bauarbeiten am Bahnhof sind fast beendet. „Jetzt muss die nun barrierefreie Station ihre Praxistauglichkeit beweisen“, teilt die Initiative Bahnhof Oberwinter mit. Der Umbau sei bitter nötig gewesen, denn: „Tatsache ist, dass immer öfter Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Rollatoren auf den neuen Rampen zu sehen sind. Früher haben sie wegen der steilen Treppen den Bahnhof eher gemieden.“ Zudem habe sich die Zahl der Fahrgäste durch das 9-Euro-Ticket spürbar erhöht, weshalb die Umbau-Maßnahme zu begrüßen sei. Hürden sieht die Initiative nach dem weitläufigeren Umbau hingegen in den nun zu knapp bemessenen Umstiegszeiten bei akuten Gleiswechseln.

Initiative stoppt Umstiegszeiten

An den Hauptzugängen der Bahnsteige hat die Bahn sowohl Lautsprecher als auch elektronische Fahrgastinformationssysteme angebracht. Auf den Displays können aktuelle Meldungen zu den Zügen und ihren Abfahrtszeiten abgelesen werden. „Leider gibt es pro Bahnsteig nur jeweils eine Anzeige“, bemängelt die Initiative.Da die Bahnsteige aber über 220 Meter lang sind und die Fahrgäste sich auf der gesamten Bahnsteiglänge verteilen, bekommt nicht jeder mit, wenn wichtige Informationen über Anzeige und Lautsprecher mitgeteilt werden. Auch online finden sich nicht immer Hinweise in Echtzeit.“ Dazu sagt Philipp Rosenthal, Berufspendler und Gründungsmitglied der Initiative: „Darüber könnte man hinwegsehen, wenn es nicht auch Situationen gäbe, bei denen die Fahrgäste ihren Zug verpassen. Nämlich immer dann, wenn es wie in diesem Sommer so häufig zu Gleiswechseln kommt.“ Denn bei einem Gleiswechsel fahre Rosenthals Angaben zufolge etwa die Mittelrheinbahn (MRB) Richtung Köln nicht wie üblich an Gleis 2 ein, sondern an Gleis 1. „Dadurch ist es möglich, dass andere Züge die MRB in Oberwinter überholen. Für die Fahrgäste bedeutet das aber, dass sie möglichst schnell auf die andere Seite des Bahnhofs gelangen müssen.“ Wegen der durch die neuen Rampen nun deutlich verlängerten Laufwege sei das für einige Bahnkunden kaum zu schaffen.

„Wir haben uns die Mühe gemacht, die Zeiten zu stoppen, die man benötigt, um auf die andere Seite zu kommen“, sagt Ingo Konrads, Sprecher der Initiative. Die Fahrgäste benötigten – sofern sie nicht eingeschränkt mobil seien – von Gleis 2 über die Treppen und Rampen zweieinhalb Minuten, um die MRB auf Gleis 1 zu erreichen. „Gehbehinderte Menschen, die nicht so schnell unterwegs sind und nur die Rampen benutzen können, brauchen für die Strecke sogar knappe fünf Minuten.“ Konrads: Das ist nicht zu schaffen, es sei denn, die Fahrgäste in der MRB verhinderten durch Blockieren der Türen die Abfahrt.“ Aber das führe unweigerlich zu weiteren Verspätungen auf der ganzen Strecke.

Initiative will Landesmittel für Anzeiger und Lautsprecher einwerben

Darauf angesprochen, habe die Bahn erklärt, dass aufgrund bundeseinheitlicher Vorgaben die elektronischen Anzeigen und Lautsprecher stets am Hauptzugang zum Bahnsteig angebracht werden. Zusätzliche Anzeiger seien in der Regel nicht vorgesehen und würden auch nicht finanziert. Eine Zusatzfinanzierung in Höhe von rund 50.000 bis 60.000 Euro pro Bahnsteig etwa durch das Land Rheinland-Pfalz könne allerdings Abhilfe schaffen.

„Wir haben uns nun an den Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz (SPNV) Nord mit der Bitte gewandt, Landesmittel für weitere Anzeiger und Lautsprecher einzuwerben“, erklärt Rosenthal. Konrads ergänzt: „An diesem Beispiel wird einmal mehr deutlich, wie wenig die Planer bei der Bahn von der Kundenseite her denken. Denn für die Fahrgäste ist es enorm wichtig, zeitnah und präzise über Gleis-Änderungen oder Verspätungen informiert zu werden. Gerade jetzt, wo man sich am Bahnhof jedes Mal fragt, ob der Zug pünktlich kommt – oder ob er überhaupt kommt.“

(sst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort