Wechselbad der Gefühle Bernd Stelter spielt in Remagen

REMAGEN · Komiker, Moderator und Karnevalist Bernd Stelter präsentierte diesmal in der Remagener Rheinhalle sein musikalisches Programm „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten”.

 Das Kabuff-Orchester mit Tobias Sudhoff (l.), Bernd Stelter und Daniel Goldkuhle (r.) begeistert in der Rheinhalle. GAUSMANN

Das Kabuff-Orchester mit Tobias Sudhoff (l.), Bernd Stelter und Daniel Goldkuhle (r.) begeistert in der Rheinhalle. GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

In den sechs Bühnenprogrammen, mit denen Bernd Stelter bisher unterwegs war, stand stets das Wort im Vordergrund. Auf humorige Weise widmete er sich ausgiebig Themen wie der Ehe oder dem Abnehmwahn. Dabei hat der 57-Jährige jedes seiner Programme mit sechs bis acht Liedern angereichert. Mit seinem siebten Streich – „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten” – stellt „Berniebärchen“ dieses Prinzip auf den Kopf.

„Wenn nach drei Jahren alle Stadthallen und Theater bespielt waren, gab es ein neues Programm. Danach habe ich die alten Lieder nie wieder gespielt. Um sie auf der Festplatte verstauben zu lassen, fand ich sie aber eigentlich zu schade“, erklärte Stelter. Deshalb habe er aus den schönsten Stücken ein Liederprogramm zusammengestellt. Und so tourt er diesmal als Musiker durch Deutschland. Knapp 800 Besucher - so viele wie lange nicht - waren in die Remagener Rheinhalle gekommen, um den Komiker („7 Tage, 7 Köpfe”), Moderator (Das NRW-Duell) und Karnevalisten („Der Werbefachmann“) diesmal als Barden zu erleben. Mit Tobias Sudhoff (Piano) und Daniel Goldkuhle (Gitarre) hat er sich zwei exzellente Musiker dazugeholt. Weil die Band für ein Kammerorchester zu klein ist, bezeichnet Stelter sie liebevoll als Kabuff-Orchester.

Doch zunächst betrat der in Bornheim lebende Entertainer alleine die Bühne, um unter dem rhythmischen Klatschen der Besucher und mit der Gitarre um den Hals seinen größten Hit „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ anzustimmen. Doch wer befürchtete, Stelter würde den Karneval kurzerhand in den Mai verlegen, irrte sich gewaltig. Vielmehr zelebrierte er gemeinsam mit seiner kleinen Band einen überaus gelungenen Querschnitt durch sein durchaus bemerkenswertes musikalisches Schaffen.

Dabei gewährte er scheinbar immer wieder Einblicke in seinen privaten Familienkosmos. Für Tochter Judith schrieb er etwa „Gute Nacht, mein Engel“, in dem die Kleine mit tausend kleinen Ausreden das Zubettgehen hinauszögern will. „Guten Morgen, kleiner Mann“ erzählt von Söhnchen Tim, der die Zweisamkeit, der jungen Eltern abrupt beendete, wenn er wieder mal zu früh aufgewacht war und unvermittelt im Elternschlafzimmer stand.

Seiner Ehefrau Anke, mit er seit 27 Jahren glücklich verheiratet ist, hat er „neun bis 13 Liebeslieder geschrieben“. Darunter das herzzerreißende „Wenn sie Schokolade isst“ („Ich liebe sie, wenn sie das Näschen kraust, wenn sie durch die Wohnung saust“), das entwaffnende „Gedanken lesen“ („Schatz, du kannst Gedanken lesen, wenn ich vor dem Kühlschrank steh, als wär ich nie im Leben hier gewesen“). Vom Holländer Guus Meeuwis hat er sich „Das ist die Nacht“ ausgeliehen. Darin besingt Stelter die schönste Nacht seines Lebens, die er nach 22 Jahren mit seiner eigenen Frau erlebte. Bernd Stelter gelang mühelos der Spagat zwischen dem Schenkel klopfenden „Ich brech die Herzen der coolsten Ischen“ oder der schmunzelnden Abrechnung mit der eigenen Pubertät „Die, die in den siebziger Jahren“ und der emotionalen Erinnerung an den Mauerfall „Ich wollte fliegen wie Ikarus“.

Er schmetterte mit Inbrunst das schottische Trinklied „The Bonnie Banks of Loch Lomond“, das die Höhner zur Hymne des 1. FC Köln umfunktioniert haben, um später mit der Erinnerung an seine Eltern („Ein Leben lang“) den ganzen Saal zu Tränen zu rühren. Gut drei Stunden hat Bernd Stelter sein Publikum vortrefflich unterhalten und dabei durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt. Denn Rudi Carrell habe ihm einmal gesagt: „Wenn du den Leuten einen schönen Abend machen willst, bring sie zum Lachen. Wenn Du ihnen einen tollen Abend machen willst, bring sie zum Lachen und zum Weinen.“ Den Tipp seines Freundes hat er in Perfektion umgesetzt. Die Besucher dankten es ihm mit stehenden Ovationen.

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