Haus mit großer Vergangenheit Büros im früheren Hotel Stein in Oberwinter

OBERWINTER · Das frühere Hotel Stein in Oberwinter hat keinen neuen Betreiber gefunden. In dem altehrwürdigen, 1897 erbauten Gebäude, das viel über den Rheintourismus erzählen kann, sind statt Gastronomie nun Wohnungen und Büros untergebracht.

 Das frühere Hotel Stein in Oberwinter ist jetzt ein Bürogebäude mit Wohnungen.

Das frühere Hotel Stein in Oberwinter ist jetzt ein Bürogebäude mit Wohnungen.

Foto: Martin Gausmann

Es war von Beginn an ein sehr ehrgeiziges Vorhaben: Das 1897 an der Oberwinterer Hauptstraße erbaute Hotel Stein sollte eigentlich wieder zum Anziehungspunkt für den Rheintourismus werden. Doch daraus wird nichts. Zwar wurde die markante, gleich am Oberwinterer Ortseingang stehende Immobilie aufwendig saniert, doch einen Betreiber für einen gastronomischen oder gar Beherbergungsbetrieb fanden die neuen Eigentümer des Hotel Stein nicht. Nun soll das altehrwürdige Gebäude als Wohn- und Bürohaus genutzt werden. So ist zumindest die Zukunft für das Haus mit großer Vergangenheit gewährleistet.

2014 kauften die Brüder Dominik und Joachim Jörg das einstige Ausflugslokal, das von der Familie Stein mehr als hundert Jahre lang als Hotel geführt worden war. Das Lokal am Oberwinterer Yachthafen erfreute sich über Jahrzehnte größter Beliebtheit und spielte in den Jahren, als der Rheintourismus in der Region noch in ganz anderem Maße als heute florierte, eine große Rolle. „Früher kamen hier Holländer in unzähligen Bussen hin“, weiß Dominik Jörg. Alte Bilder geben darüber Aufschluss. Der Massentourismus in Oberwinter gehört jedoch längst der Vergangenheit an.

Der letzte Hotelgast verließ vor 15 Jahren das Hotel Stein. Seither ist Ruhe im Gemäuer, in dem einst die Oberwinterer feierten, Hochzeitsgesellschaften stattfanden und Gesellschaftsveranstaltungen über die Bühne gingen.

Familie Stein verkaufte das Haus vor fünf Jahren an den Bonner Architekten Dominik Jörg und an dessen Bruder Joachim, der als Mediziner tätig ist. Eine aufwendige denkmalgerechte Sanierung begann. Jede bauliche Veränderung musste mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt sein. „Die Zusammenarbeit mit den Behörden war sehr gut“, so Architekt Jörg. Dennoch waren die Abstimmungsprozesse zeitraubend gewesen, zumal auch dem Brandschutz im alten Gemäuer ein besonderer Stellenwert beigemessen werden musste.

Das Dach wurde neu eingedeckt, neue Fenster wurden eingebaut, neue Gauben entstanden, neue Zierelemente wurden angebracht. Die gesamte Haustechnik ist nun auf dem neuesten Stand, ein kleines Blockheizkraftwerk liefert Energie für die rund 900 Quadratmeter großen Nutz- und Wohnflächen.

Am Anfang Ausstellungshaus für Kühlschränke

Das Hotel Stein war Ende des 19. Jahrhunderte in der Zeit des Historismus als Backsteinbau mit einem Mansard-Walmdach im Stil eines spätbarocken Palais mit Belvedere auf dem Dach gebaut worden. Einstmals als Ausstellungsgebäude für Kühlschränke errichtet, war es später Sitz des Oberwinterer Winzervereins mit einem seit 1914 angeschlossenen Hotelbetrieb. Diese Tradition hätten die Gebrüder Jörg gerne fortgesetzt.

In Fachzeitschriften machten sie auf die Immobilie aufmerksam und suchten nach einem Betreiber für Hotel und Gastronomie. „Es gab nicht eine einzige Bewerbung“, so Dominik Jörg. Selbst eine vom Brüderpaar in Erwägung gezogene Vinothek stieß auf kein Interesse. Um das Haus dennoch mit Leben zu füllen, wurde ein neues Nutzungskonzept auf die Beine gestellt. In den oberen zwei Etagen sind nun sechs Wohnungen entstanden, die im Blitztempo vermietet waren. Im Parterrebereich hat Architekt Jörg nun sein Planungsbüro eröffnet, zwei weitere Büroflächen sind in der Entstehung.

Eine neue Heimat im Hotel Stein gefunden hat auch der Gitarrenbauer Tobias Ahlke, der den südlichen Flügel des Gebäudes bezogen hat.

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