Ingo Konrads Bundesweit der einzige Wein-Kabarettist

OBERWINTER · "Sagt der Schraubverschluss zum Korken: 'Du korkst!'. Antwortet dieser: 'Du redest Blech.'" "Verkork(s)t" und skurril sind die Cork-Stories aus der Humor-Werkstatt des Oberwinterers Ingo Konrads.

 Mit Anzug und grünem Schal als Markenzeichen posiert Ingo Konrads im Keller der Winzergenossenschaft Mayschoß.

Mit Anzug und grünem Schal als Markenzeichen posiert Ingo Konrads im Keller der Winzergenossenschaft Mayschoß.

Foto: Heupel

Jeden Montag veröffentlicht er im Internet einen neuen Cartoon, auf den eine immer größer werdende Fangemeinde schon sehnsüchtig wartet. Doch nicht nur der Flaschenverschluss steht im Fokus des 47-jährigen Kabarettisten, der bundesweit als einziger hauptberuflich Wein-Comedy macht. Auf den Inhalt, sprich den Rebensaft, kommt es Konrads als anerkannter Berater für deutschen Wein an. Daher fordert er seit drei Jahren sein Publikum auf: "Gehen Sie mit mir zum Lachen in den Keller. Am besten direkt in den Weinkeller."

"Je älter ich werde, umso mehr wird der Wein Ausdruck zu meiner regionalen Identität. Der Winzer ist Landschaftspfleger, der Wein ein Kulturgut." Spricht's und bestellt sich im Bahnhof Rolandseck fürs GA-Gespräch seinen Lieblingswein: einen deutschen Riesling. Dort hat er mit seiner umjubelten Premiere des ersten selbst geschriebenen Programms "In vino gaudium" im Frühjahr 2011 vor 120 Zuschauern sein zweites berufliches Leben begonnen.

Er wagte den Ausstieg aus dem sicheren, aber auffressenden Job als Eventmanager, in dem er beispielsweise auch den Vatikan-Pavillon auf der Expo in Hannover betreute. "Ich wollte in eine neue Richtung, wusste nur nicht in welche", so Konrads. Beim Fähigkeiten-Coaching stellte sich heraus, dass er für Entertainment und Wein brannte. "Ich war immer schon der Clown. In der Schule, in der Familie."

Als er herausfand, dass es Wein-Comedy in ganz Deutschland nicht gibt, sicherte er sich die Domain "www.wein-comedy.de", schlüpfte in diese Nische und schrieb drei Monate lang an seinem ersten ebenso humorvollen wie informativen zweistündigen Programm. Schauspiel- und Sprechunterricht liefen parallel, bis er dann bereit war, mit dem Lifestyle-Thema Wein die Bretter zu betreten, die die Welt bedeuten. Auch die "Hürde Ehefrau" nahm er im Warm-up mit Bravour: "Wenn eine Westfälin lacht, dann hast du gewonnen!"

Der Erfolg gibt Kabarettist Ingo Konrads recht. Bis zu fünf Mal im Monat wird er gebucht. Er trat in der Berliner "Galeries Lafayette" ebenso auf wie vor 300 Gästen in der Offenburger Reithalle. Seine Kunden sind große Unternehmen, Hotels und Weinrestaurants. "Für private Feiern bin ich etwas unpassend", sagt er.

Schon heute verdient er mehr als zu seiner Agenturzeit und sagt von sich: "Ich bin da, wo ich sein möchte. Seit zwei Jahren habe ich nicht mehr das Gefühl zu arbeiten, bin tiefenentspannt. Die gute Laune muss ich nicht spielen, ich bin so. Und: Die Gags gehen mir nicht aus. Mein Bekanntheitsgrad steigt und häufig fragt mich jemand aus dem Publikum: 'Warum kennen wir Sie nicht aus dem Fernsehen?'"

Wichtig ist dem Hobbykoch, der jeden Tag aufs Mountainbike steigt, um den Kopf freizubekommen, aber auch um Texte zu lernen, das Niveau seiner Unterhaltung. Er möchte - immer im Anzug und mit hellgrünem Schal - Weinwissen vermitteln, ohne lehrerhaft und besserwisserisch zu klingen.

Oft benötigt er nur drei Worte: "Wein muss schmecken." Seine Statements sind "nie politisch, nie unter der Gürtellinie und nie auf Kosten von Frauen". Buchbar ist sein Programm in Modulen, mal abendfüllend, mal als "Delikate Destillate" für zehn bis 20 Minuten. Ein Nebenprogramm trägt den Titel "Die Schöne von der Mosel", ein Vino-Drama ergänzt um Beiträge von zwei Musikerinnen aus Bonn.

Zurzeit schreibt Konrads an einem zweiten Programm, dessen Premiere wieder im Bahnhof Rolandseck sein wird. "Es geht natürlich um Wein und große Gefühle wie Liebe, Sehnsucht, Nostalgie", verrät Konrads, der auch Schriftführer des Kirchenbauvereins Sankt Laurentius Oberwinter ist. Gerne paart er Weinkunde mit Witz und Gefühlen, um emotionale Momente zu schaffen, möchte aber auch die Angst vor der Weinwelt nehmen: "Wein sollte ein Kulturgut für alle sein." Sein nächster Auftritt in der Region ist am Freitag, 21. März auf der Kabarettbühne Drehwerk 17/19 in Adendorf mit Ahrweinprobe.

Zur Person

Ingo Konrads (47) lebt mit Frau und Sohn in Oberwinter. Geboren in Schleiden, studierte er Geschichte, Germanistik und Volkskunde in Bonn. Nach dem Examen absolvierte er ein kulturwissenschaftliches Volontariat und drehte mehrere Dokumentar- und Imagefilme. Es folgten Bücher, Essays, Reportagen und eine Serie von Cöln-Comics. 2000 wechselte er zu einer Bonner Kommunikationsagentur, wo er als PR-Berater und dann als Bereichsleiter "Event & Kongresse" mehr als zehn Jahre tätig war. 2011 machte er seine Passion zum Beruf und tourt seitdem in Sachen Wein-Comedy durch die Bundesrepublik.

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