Corps Borussia-Lithografie kehrt in den Bahnhof Rolandseck zurück

ROLANDSECK · Die Lithografie von 1865 zeigt Studenten und Alumni der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität beim Karten- und Würfelspiel auf der Terrasse des Bahnhofs Rolandseck: Karl-Heinz Güttes, der die Grafik von seinem Großvater geerbt hatte, übergab das Werk jetzt an das Arp Museum Bahnhof Rolandseck.

 Zusammenkunft im Bahnhof Rolandseck: Ulrike Börger (v.l.), Dieter Zimmermann, Oliver Kornhof sowie Karl-Heinz und Hilde Güttes freuen sich über die Rückkehr des Bildes.

Zusammenkunft im Bahnhof Rolandseck: Ulrike Börger (v.l.), Dieter Zimmermann, Oliver Kornhof sowie Karl-Heinz und Hilde Güttes freuen sich über die Rückkehr des Bildes.

Foto: Martin Gausmann

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

. „Der Bahnhof von Rolandseck! Das ist am ganzen Rheine, im Maiensonnescheine, der allerschönste Fleck“, reimte Elisabeth zu Wied, Königin von Rumänien, unter ihrem Dichter-Pseudonym Carmen Sylva. Ihre Verse sollen Bonner Studenten deklamiert haben. Man glaubt es gern mit Blick auf die Lithografie „Corps Borussia auf der Terrasse des Bahnhofs Rolandseck“ von 1865.

Sie zeigt Studenten und Alumni der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität beim Karten- und Würfelspiel auf der Bahnhofsterrasse. Es wird gezecht, geraucht, am Boden neue Bowle angesetzt. Gleichwohl sind die Mienen der jungen Männer ernst. Nur einer der Ausflügler erhebt lächelnd, hoch über den Kameraden, seinen Pokal.

Die Grafik kehrt nun zurück zu ihrem Impulsgeber, dem Bahnhof. Eigentlich ist es eine doppelte Heimkehr. Denn 66 Jahre lang verweilte sie bereits im Gebäude. Karl-Heinz Güttes, der entschied, das Bild möge nach 92 Jahren in Familienbesitz endgültig im Bahnhof verbleiben, berichtet: „Als mein Großvater Peter Schonauer 1926 Bahnhofsvorsteher des Bahnhofs Rolandseck wurde, entdeckte er diese Lithographie in einem Bonner Kunsthandel. Er hat sie erworben und in seinem Büro im Bahnhof aufgehängt.“ Dort blieb sie bis zu dessen Pensionierung am 31. Juli 1952, um dann das Heim der Familie in Rolandseck und später in Oberwinter zu schmücken.

Dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck bot der Enkel des Bahnhofsvorstehers das Bild zum Kauf an. Doch verfügt das Haus über keinen entsprechenden Ankaufsetat. „Daher ist es schön, wenn man Freunde zur Seite hat“, dankte Museumsdirektor Oliver Kornhoff bei der Bild-Übergabe der Gesellschaft der Freunde und Förderer Arp Museum Bahnhof Rolandseck, namentlich der Vorsitzenden Ulrike Börger und der Kreissparkasse Ahrweiler, vertreten durch den Vorstand Dieter Zimmermann, die sich den Kaufpreis hälftig teilten.

Zur Zeit der Bildentstehung bedeutete Zugfahren, „den Aufenthalt im Bahnhof genießen und das Gefährt begrüßen, was die seinerzeit noch umlaufenden Terrasse ermöglichte“, erklärte Kornhoff. „1865 war es genau dieser Ort, wo Kulturgrößen wie die Brüder Grimm, Guillaume Apollinaire und das Who is Who des Adels sich einfanden.“ Die 31 Studenten auf der Grafik waren zwar alle adelig. Doch erstrebten damals angehende Akademiker selten kulturelle Größe. Viele gaben sich, wie Friedrich Nietzsche, der 1864/65 zwei Semester in Bonn studierte, dem feucht-fröhlichen Treiben des Verbindungslebens hin.

Solange Menschen mit ihrem Sinn für Geschichten die Geschichte bereichern, wird der romantische Rhein mit Rolandseck fortdauern. Karl-Heinz Güttes ist so ein Mann. Als dessen Großvater in Rolandseck wirkte, arbeiteten 36 Bedienstete im Bahnhof. Ein 70 Meter langer Güterschuppen zählte zum Betrieb. Täglich wurden 30 Güterwaggons abgefertigt. „Allein 50 Waggons Äpfel aus Frankreich kamen für die Saftfabrik Eckertz in Oberwinter.“

Auch nach der Pensionierung Peter Schonauers hielt die Familie Kontakt zum Bahnhof, so zum Künstlerbahnhof-Initiator Johannes Wasmuth, seiner Haushälterin Rosalka alias Rosalie Rother, zum Pianisten Stefan Askenase, Bildhauer Lajos Barta und Maler Stephen McKenna. 1971 feierten Karl-Heinz Güttes und seine spätere Ehefrau Hildegard ihren Polterabend mit 350 Gästen im Bahnhof. Doch weiß er auch noch, wie er als Kind nach einem Bombenangriff auf die Dienstwohnung des Großvaters mit weiteren 180 Personen von 1944 bis 1945 im Keller des Bahnhofs, heute Museumsentree, gelebt hat.

Güttes, der mit einer Selbsthilfeorganisation über die Krankheit Restless Legs aufgeklärt hat, unterstützt mit seiner Frau seit 1984 Projekte für Kinder in Bonn, Hirschaid bei Bamberg, in München und Kroatien.

„Kinder sind unser Kapital. Sie brauchen Schutz und Hilfe. Auch der Kaufpreis für diese Lithografie wird wieder dazu beitragen, Kindern zu helfen“, ist Güttes überzeugt.

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