Ausstellung in der Galerie Bassi Culmanns phantastische Erscheinungen

REMAGEN · Er entdeckt das Phantastische überall, so etwa bei alten Fachwerkhäusern. Die Remagener Galerie Rosemarie Bassi zeigt jetzt die surreale Parallelwelt des Künstlers Otfried H. Culmann.

 Ausstellung bei Rosemarie Bassi: Otfried H. Culmann mit der Galeristin in Remagen.

Ausstellung bei Rosemarie Bassi: Otfried H. Culmann mit der Galeristin in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Wer „Die phantastische Welt des Otfried H. Culmann“ betritt, bemerkt gleich, dass sie ihren ureigenen Gesetzen gehorcht. Eingangs der neuen Ausstellung der Galerie Rosemarie Bassi überrascht das Bild „Gutshof in der Stadt“ mit Grab-Architektur und damit, dass in der südlichen Szenerie das wenige, aber üppige Grün lebendiger wirkt als die Gestalten des Hofes.

Aber was heißt schon südlich. Otfried H. Culmann interpretiert das Bekannte, fügt Imaginiertes hinzu, unterzieht es vollends seiner malerischen Gestaltungsmagie, bis Bilder einer nie geschauten farbigen Parallelwelt entstehen, vor denen man offenen Auges träumen kann.

Der Maler, Schriftsteller, Kurator und Erbauer seines „Traumgartens“ in Billingheim-Ingenheim, wo der 69-Jährige geboren wurde und lebt, gilt als ein Großer in der Phantastischen Kunst. Er war Mitbegründer und Vorständler des „Zentrums der Phantastischen Künste“. Diese internationale Vereinigung Phantastischer Künstler, heute „Labyrinthe – Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste“, wurde 1996 in Bassis früherer Rolandsecker Galerie aus der Taufe gehoben. Der vielfach ausgezeichnete Künstler vernetzt und fördert auch die Kollegen unter den Phantasten. Alle zwei Jahre organisiert er in Mußbach-Neustadt die „Art Imaginär“.

In Remagen zeigt der freundliche Südpfälzer Beispiele vieler Serien. Er entdeckt das Phantastische überall, so bei alten Fachwerkhäusern. Denn da leben – seine Bilder offenbaren es – bezaubernde „Sommergäste“, halb Wesen, halb Ornament und „Sieben phantastische Erscheinungen“. „Hinter den Scheunen“ tummelt sich ein gänzlich grünes Völkchen. Culmann wäre gern „ihr Feenbeautragter“. Von der griechischen Mythologie inspiriert, malte er Erfindungen des Daedalus, „die bis heute unbekannt sind“. Unproduktive Maschinen drehen Windräder oder Mühlsteine. Daneben lagert ein schmaler Mann. Daedalus womöglich? Wartet die schöne Liegende im Hintergrund auf ihn? Und kann sich in einem anderen Bild der Dichter auf die „Bedrohte Muse vor dem Trifels“ konzentrieren? Der Maler weicht derlei Fragen aus, entspricht es doch eher seiner Passion sie zu stellen als zu beantworten. Anhaltende Rätsel, geheimnisvolles Personal zwischen seltsamen Bauten oder in verrückten Räumen, wie „Das Zimmer mit den Automatenvögeln“ – dieses ausufernde Terrain seiner Fantasie will weiter abgesteckt werden.

Immer wieder feuern real existierende Gegebenheiten dazu an. In den 1990ern war es die antike Ruinenstadt Otricoli nördlich von Rom. Bauern bauten in der einstigen Arena Kartoffeln an, auf einer Theaterbühne wuchs Getreide. Culmann beflügelte der Anblick etwa zu „Engel von Otriculi“, die wie Kleinstlebewesen unterm Mikroskop aussehen, nur bunter und zu einer poppig-poetischen „Blütenbaum“-Züchtung. Cutouts seiner Tafelmalerei bringen Räumlichkeit ins Bild und einer von Culmanns gezeigten Drehkästen funktioniert als „Mechanischer Paradiesgarten“.

Die Ausstellung an der Marktstraße 109 ist mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung unter 0 26 42/99 42 66 geöffnet.

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