Stadtentwicklung Das Bauland in Remagen wird knapp

REMAGEN · Remagen gilt wegen seiner Lage als bevorzugter Zuzugsort im Kreis Ahrweiler. In den vergangenen Jahren sind rund 700 Wohneinheiten entstanden.

Das eigene Dach behütet vor Ungemach, heißt es. Niedrige Zinsen, hohe Mieten, die Aussicht auf Eigentum, auf Unabhängigkeit, auf den eigenen – am besten umzäunten – Garten wecken die Träume, die in der Regel aus Stein, Holz und Beton sind: Nicht nur in Remagen ist die Nachfrage nach Bauland groß. Allerdings wird es zunehmend schwieriger, geeignete Flächen zur Verfügung zu stellen. In der Römerstadt gibt es vielleicht noch Raum für 1000 Neubürger.

Bereits vor Jahrzehnten haben Demografieexperten vorher gesagt: Es wird Gewinner- und Verliererregionen geben. Während sich ganze Landstriche – vor allem in den neuen Bundesländern, aber auch im schlecht angebundenen ländlichen Raum – entleeren, boomt es in den größeren Städten und in deren Peripherie. Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis, aber auch Teile des Landkreises Ahrweiler bilden eine solche Gewinnerregion. Eingebunden zwischen den Magneten Bonn und Koblenz, garniert mit den landschaftlichen Reizen an Rhein und Ahr, gibt es eher Zuzüge denn Abgänge.

Gerade in einer Stadt wie Remagen ist das besonders spürbar. Bes-tens ans Schienennetz angebunden, dauert eine Zugfahrt in die Bundesstadt nur wenige Minuten oder eine Mini-Reise in die Buga-Stadt Koblenz knapp eine halbe Stunde. Die parallel zum Rhein verlaufende Bundesstraße 9 garantiert indes Autofahrern ein zügiges Erreichen der Metropolen, selbst größere Distanzen zurücklegende Radfahrer haben dank des Radschnellweges leichtes Spiel.

Um rund zehn Prozent auf nun 17 000 Einwohner ist die Römerstadt in den vergangenen zehn Jahren angewachsen. Ein Ende ist allerdings abzusehen: Denn Baulandflächen sind eher rar gesät. Dabei hatte die Stadt in weiser Voraussicht Möglichkeiten für Bauwillige geschaffen: Am Römerhof, Am Cheruskerhof, an der Heinrich-Böll-Straße, an der Joseph-Rovan-Allee – alle in der Nähe der Fachhochschule gelegen –, oder in Kripp an der „Langen Fuhr“ wurden Bauplätze geschaffen, um die immer größer gewordene Nachfrage zu befriedigen. 444 Grundstücke, in der Regel zwischen 400 und 700 Quadratmeter groß, waren im Blitztempo weg. Rechnet man andere im Stadtgebiet verteilte Bauplätze dazu, so sind mehr als 700 neue Wohneinheiten entstanden.

„Jeden Tag bekomme ich Anrufe, in denen nach Bauland gefragt wird“, so Remagens Bauamtsleiter Gisbert Bachem. Der 56-Jährige ist seit 1978 bei der Stadt beschäftigt – eine solche Nachfrage aber hat er in seinen langen Dienstjahren noch nicht erlebt. Der Flächennutzungsplan der Stadt weise zwar noch einige Baumöglichkeiten aus, jedoch sei nicht immer die Bereitschaft der Eigner vorhanden, aus den Flächen auch tatsächlich Bauland zu machen. Bebauungsplanverfahren, Umlegung, Erschließung: Gerade ältere Grundstückseigentümer wollen sich den damit verbundenen finanziellen Aufwand und auch das damit einhergehende unternehmerische Risiko nicht antun.

Am „Neuen Weg“ oberhalb der Mittelstraße könnte in der Kernstadt noch Platz für neue Häuser geschaffen werden, nennenswerte Baulücken im innerstädtischen Gefüge gibt es nicht. Im einige Kilometer von der Innenstadt gelegenen Unkelbach steht das Gebiet „Alter Garten“ zur Verfügung. 30 Grundstücke könnten dort bebaut werden. Ursprünglich sollte das Areal viel mehr Bauland umfassen, nämlich mehr als doppelt so groß sein: Die Ortspolitik beugte sich jedoch einigen Einzelinteressen und war dagegen.

Im Höhenort Oedingen gibt es nach der Bebauung von Drossel- und Amselweg noch etwa 30 Baugrundstücke – wenn der Bebauungsplan denn mal auf den Weg gebracht wird. Gerade die Anbindung nach Rheinbach und Meckenheim – zwei Städte, in denen Bauland sehr viel teurer ist – macht das von Feld und Wald umgebene Oedingen als Wohnort attraktiv.

Bedingt durch die topografische Lage zwischen Rhein und Berg gibt es hingegen in Rolandswerth, Rolandseck oder Oberwinter nur noch wenig Gestaltungsmöglichkeiten, wenn es um Baugebiete geht. Am „Sonnenhang“ könnten noch einige Grundstücke realisiert werden, so Bachem. Das war es dann aber auch schon.

Kaum mehr nachgefragt sind Reihen- und Doppelhäuser. Auch Mehrfamilienhäuser werden nur noch selten gebaut. „Hierfür gibt es keine Nachfrage“, erklärt Bachem. Bedeutet: Mietwohnungen entstehen in privater Initiative so gut wie gar keine mehr. Sehr wohl hingegen Eigentumswohnungen, die für Investoren ein viel lukrativeres Geschäft versprechen. Leerstand in Wohnungen gibt es in Remagen übrigens so gut wie gar nicht, berichtet Bachem.

„Bauen ist eine Lust, doch nicht selten endet es in Frust“, heißt es. Wenn man denn überhaupt in die Lage versetzt wird, bauen zu können. In Remagen wird es allmählich immer enger.

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