Jugendtheatergruppe überzeugt mit neuer Produktion Das muntere Sterben im Haus der Henks

REMAGEN · Die Theatergruppe der evangelischen Jugend Remagen "Oscar and the Diamonds" überzeugte bei der Premiere ihrer neusten Produktion "Zum Henker mit den Henks" aus der Feder des britischen Autors, Schauspielers und Regisseurs Norman Robbins mit schauspielerischem Talent und der großen Gabe, auch unvorhergesehene Ereignisse auf der Bühne souverän zu meistern.

 Die Theatergruppe der evangelischen Jugend brilliert in ihrer neuen Inszenierung.

Die Theatergruppe der evangelischen Jugend brilliert in ihrer neuen Inszenierung.

Foto: Martin Gausmann

Selbst Längen im Drehbuch konnten die Jungschauspieler durch ihr Spiel wettmachen und begeisterten so das altersmäßig bunt gemischte Publikum.

Eine seltsame Menschenansammlung hat Patriarch Septimus Henk da hinterlassen: Lucien (Henry Schmerer), gerne auch "Lucifer" genannt, ist als ältester Sohn zwar das neue Familienoberhaupt, kann sich aber trotz penetranten Dauergeschreis nicht gegen seine Schwestern durchsetzen. Dora (Vera Grafe) ist eine leidenschaftliche Giftmischerin, bei deren "pflanzenkundlichen Studien" sogar die eigene Mutter das Zeitliche gesegnet hat. Marcus (Matthias Neidhardt) hingegen hält sich für Julius Caesar, tritt mit Vorliebe in Toga auf und rezitiert aus dem "Gallischen Krieg".

Emily (Lara Seek) hat protzige Muskeln, Haare auf den Zähnen und eine Vorliebe für Äpfel, die ihr im Laufe des Stückes zum Verhängnis werden soll. Monica (Sofie Hain) kann von Männern ihre Finger nicht lassen, erlebt aber im Stück einige interessante Wendungen.

Als letzter im Bunde lebt Oliver (nur vom Tonband) eingesperrt im Keller des Monument House, weil er glaubt, ein Werwolf zu sein, und die Nächte durch heult.

Mit anderen Worten: Die Familie Henk ist mehr als eigenartig. Dazu gesellen sich noch das merkwürdige Hausmädchen Agatha Hammond (Katharina Dornbach), die auf den ersten Blick selbstlose Krankenschwester Anne Franklin (Johanna Klahn) und die schmierige Anwältin Camilla Penworthy (Tamara Chmura).

Nach dem Tod von Vater Septimus wird das Testament eröffnet und, nach Abzug der Erbschaftssteuer, bleibt nur noch das Erbteil für die Schundroman-Schreiberin Ermyntrude Ash (Rebecca Sell) übrig - denn wenn der alte Septimus ihre Bücher las, hat er immer so gut schlafen können. Kein Wunder, dass die seltsame Frau aus London denn auch bald nicht mehr unter den Lebenden weilt und ihr Sekretär Peregrine Potter (Nils Braunschädel) einen Unfall hat.

Es entbrennt ein mörderischer Familienkrieg, an dessen Ende nicht mehr klar ist, wer überhaupt wer ist, und der Stück für Stück einen teuflisch genialen Plan offenbart, der jedoch insgesamt acht Menschen das Leben kosten wird.

Das Stück, das vor schwarzem Humor nur so trieft, wurde von den Jugendlichen in Eigenregie auf die Bühne gebracht - mit aufwendigem Bühnenbild, das auch die überzeugende Simulation eines Stromausfalls beinhaltete. Leider wies das Drehbuch einige Längen auf. So etwa, wenn im Mittelteil des Stückes die Familienmitglieder eher zäh als zackig sterben und das ewige Mantra wiederholt wird "Es wird keine weiteren Toten geben".

Obwohl man die Uhr danach stellen konnte, dass für eine der Figuren das letzte Stündlein geschlagen hatte. Einige Bühnenpatzer oder Texthänger überspielten die Jugendlichen zudem souverän. Für das etwas mühselige Wegschleppen einer Leiche gab es sogar Szenenapplaus des begeisterten Publikums.

0 Weitere Vorstellungen: Am 22. und 23. Mai um 19 Uhr wird das Stück erneut im evangelischen Gemeindehaus aufgeführt. Karten gibt es an der Abendkasse zu 7 Euro.

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