Nonnenwerth-Schüler lernt an Bord Das Rad vom Rhein rollt in Kuba

OBERWINTER · Benedikt Heck aus Oberwinter hat mit dem „Klassenzimmer unter Segeln“ die Bermudas als Ziel.

 Eindürcke einer Busfahrt auf Kuba. Che ist allgegenwärtig.

Eindürcke einer Busfahrt auf Kuba. Che ist allgegenwärtig.

Foto: Heck

Es ist schon ein Abenteuer, zu dem der 15-jährige Benedikt Heck aus Oberwinter aufgebrochen ist. Der Schüler des Inselgymnasiums Nonnenwerth ist einer von 34 jungen Leuten aus ganz Deutschland, die im Oktober in Kiel mit dem Dreimast-Toppsegelschoner „Thor Heyerdahl“ in See gestochen sind (der General-Anzeiger berichtete). „Klassenzimmer unter Segeln“ (KUS) heißt das Projekt der Universität Erlangen-Nürnberg, für das der junge Mann seinen Seesack für sechs Monate gepackt hat. Ziele waren Teneriffa, Grenada, Panama und Kuba. Bermuda und Azoren stehen noch auf der Route. Aus Kuba hat sich Benedikt Heck jetzt gemeldet.

„Wir liegen gerade in der Marina Hemingway, dem Hafen von Havanna. Die Bermudas sind das nächste Ziel“, mailte der 15-Jährige. „Morgen laufen wir aus und segeln weiter zu den Bermudas.“ Und: „Es ist fast unmöglich, ein Zwischenbild von der Reise zu machen. Zuviel habe ich erlebt und tue es jeden Tag aufs Neue.“

Kuba hat den Oberwinterer fasziniert. Hier Propaganda an den Häusern und Mauern wie „Patria o muerte (Vaterland oder Tod) und das berühmte Konterfei von Che Guevara, dort offene und freundliche Menschen. „Wir waren vier Tage lang Gäste in einem kubanischen Elitegymnasium. Empfangen wurden wir mit lauter Musik, Tanz und Fröhlichkeit. Dort zur Schule zu gehen und mit den Kubanern zu leben, war mit die beste Zeit meines Lebens“, berichtete der Gymnasiast vom Rhein.

Was ihn sehr berührt hat, ist, dass „die Menschen trotz der ärmlichen Verhältnisse so lebensfroh sind. Oft haben wir bis spät in die Nacht Salsa getanzt. Die Schüler des Internates haben versucht, es uns beizubringen.“ Im Unterricht hätten die Deutschen hingegen nur wenig verstanden, nur, dass das Leben von Che Guevara ganz oben auf dem Lehrplan steht.

Extra aus Deutschland mitgebracht hatten die jungen Leute ihre Fahrräder. Erstens für eine Tour durch Kuba, zweitens, weil sie sie dort verschenken wollten. Wobei Kubaner Bendikt für sein Bike schon zwei Pferde im Tausch angeboten hatten.

„Mein Rad bekam Ispel“, berichtet Bendikt Heck. „Er ist 30 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als Busfahrer und verdient 30 Euro im Monat.“ Kennengelernt hat der Oberwinterer den Kubaner als Fahrer, „der unser Gepäck an verschiedene Orte transportiert hat, während wir mit den Fahrrädern unterwegs waren. Ispel war so lustig, immer gut gelaunt, immer fröhlich.“

Kuba war für Benedikt Heck aber auch eine Art Zeitreise: „Manchmal hatte ich das Gefühl, in die 50er Jahre zurückkatapultiert worden zu sein. Die alten Autos, die immer noch fahren (ohne Tüv!), die Häuser aus vergangenen Zeiten, von deren Wänden die Farbe abblättert.“

Die „Thor Heyerdahl“ ist das Gegenteil. Sie wird geputzt und gewienert – von den Schülern. Wenn sie nicht gerade in der Kombüse für 50 Mann kochen oder wegen Sturms eher flachliegen. Heck: „Mit dem Kurs auf die Bermudas steuern wir auch wieder Richtung Heimathafen in Kiel. Ich trete mit gemischten Gefühlen die Rückreise an. Einerseits freue ich mich auf Zuhause, auf meine Familie, Freunde und Schule, aber anderseits bedauere ich es, dass diese Zeit, die ich gerade erleben darf, sich dem Ende neigt.“ Noch hat er mindestens eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort