13. Lebenskunstmarkt in Remagen Die Provence liegt am Rhein

REMAGEN · Seife mit Olivenöl und Salami mit Lavendel. Oder war's doch umgekehrt? Der provenzalische Markt in der Remagener Josefstraße, der am Freitag kulinarischer Auftakt für den 13. Lebenskunstmarkt in der City war, ist ob seiner Spezialitäten-Auswahl zum El Dorado für Kenner der Küche zwischen dem Rhonetal und Italien geworden.

 "Goutez !", fordern die aus Südfrankreich angereisten Händler die Besucher auf. Auch die Salami ist mit Lavendel gewürzt.

"Goutez !", fordern die aus Südfrankreich angereisten Händler die Besucher auf. Auch die Salami ist mit Lavendel gewürzt.

Foto: Martin Gausmann

"Es gibt in Deutschland nur zwei vergleichbare Märkte dieser Art: in Thüringen und in Remagen. Alle Liebhaber treffen sich hier. Und wir gehören schon zum Inventar", so Thomas Dürscheid aus Eitorf.

Mit seiner Frau Martina betreibt er ein Importhaus für Delikatessen, sucht gerne kleine Produzenten für seltene Käsesorten, luftgetrocknete Bergsalami oder Honig aus. Wichtig ist dem Ehepaar die traditionelle Herstellung ohne Zusatzstoffe. Und er weiß daher auch um die Tragödie mit der Olivenfliege, die ein Großteil der Ernte zerstört hat, so dass es im Sommer mit der Lieferung von Olivenöl schon eng werden kann. "Die Biobauern streichen flüssigen Lehm über die Steinfrucht und hoffen, dass sie dann unerkannt bleibt."

Nur wenige Schritte weiter kosten Christiane Home aus Bad Neuenahr und ihre Freundin während der Mittagspause Oliven. "Goutez, goutez", fordert der Händler zum Probieren auf. Auch Herbert Müller ist auf dem Weg zur Eisdiele aufgrund der Gerüche von Wurst, Käse, Kräutern und Co. hängen geblieben. "Da läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen", stellt der Remagener fest, der sich zum Bad Breisiger Ehepaar gesellt, das sich Salami vom Schwein, Esel und Stier mit Pfeffer, Knoblauch, Heidelbeere oder eben Lavendel offerieren lässt.

Wer nach schlumpfblauem Käse mit Blue Curacao einen Verteiler braucht, der ist bei Serge Wauquier aus Lille richtig. Absinth, Armagnac oder Rosenlikör sind im Ausschank. "Aber der Calvados ist der Renner", sagt der Nordfranzose. Während eines Regenschauers - die Sonne weiß noch nicht, dass Südfrankreich nun am Rhein liegt - ist Florence Junge damit beschäftigt, ihre Seifen schnell mit einem Handtuch abzutrocknen.

Ein Franzose aus Sinzig - oder ein Sinziger aus Frankreich - darf nicht fehlen. "Bonjour" sagt auch Jean-Marie Dumaine vom "Vieux Sinzig" den interessierten Besuchern und bietet bis Sonntag Leckeres aus seiner Kräuterküche feil. Wenn heute und morgen wieder Zwille Zimmermann als französischer Polizist laustark vor dem Rathaus schwadroniert oder Matthieu Pallas mit dem Akkordeon durch die Stadt zieht, wenn Chansons erklingen und 200 Künstler Remagen in eine Open-Air-Galerie verwandeln: Dann steht wieder die Kunst zu leben im Mittelpunkt eines mediterranen Wochenendes, das sich wie Urlaub anfühlt.

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