Park in Remagen Diese Geschichte steckt hinter den Geheimen Gärten von Rolandswerth

Remagen · Die Geheimen Gärten von Rolandswerth sind ein beliebtes Ziel von Spaziergängern, Wanderern, Kunst- und Naturfreunden. Clara von Recklinghausen schuf die Anlage vor fast 140 Jahren. Ein Blick in die Geschichte des Parks.

 Die Geheimen Gärten von Rolandswerth liegen an der Landesgrenze von Rheinland-Pfalz zu Nordrhein-Westfalen.

Die Geheimen Gärten von Rolandswerth liegen an der Landesgrenze von Rheinland-Pfalz zu Nordrhein-Westfalen.

Foto: Martin Gausmann

So geheim, wie das der Name dieses Gesamtkunstwerks suggeriert, ist es eigentlich gar nicht. Denn groß und unübersehbar liegen sie da, nur wenige Meter von der verkehrsreichen Bundesstraße 9 entfernt. Wohl aber stecken sie mit ihrer historischen Park- und Bausubstanz voller Geheimnisse, Geschichte und Geschichten: die in Rolandseck unmittelbar an der Landesgrenze von Rheinland-Pfalz zu Nordrhein-Westfalen gelegenen „Geheimen Gärten“.

Trotzdem wird, wer den im Sommer 2004 eröffneten und mit hohen alten Bäumen bewachsenen Park betritt, aus dem Alltag augenblicklich entschleunigt und in einen Kosmos ganz eigener Art entführt. Dass es ein beliebtes Ziel von Spaziergängern, Wanderern, Kunst- und Naturfreunden ist, bemerkt man angesichts der Weitläufigkeit des Geländes frühestens auf den zweiten Blick.

Clara von Recklinghausen wollte einen Landschaftsgarten anlegen

Das von einer massiven Mauer umgebene, aber öffentlich zugängliche Gelände war vor bald 140 Jahren der private Park von Clara von Recklinghausen. Sie erwarb zwischen 1884 und 1895 mehrere Kleinparzellen mit dem Ziel, dort einen Landschaftsgarten anzulegen. Fabriken in Deutschland, England und Lettland hatten der Familie der Kölnerin zu Beginn des 19. Jahrhunderts Wohlstand beschert, der in Rolandseck auch durch den Bau einer prächtigen Villa sichtbar wurde. Denn im rheinseitigen Teil sind 1896/97 der Landsitz Haus Rolandsau mit Gärtnerei und Pförtnerhaus und weitere zu der Anlage gehörende Gebäude errichtet worden. Sie sind – in Resten zumindest – noch heute dort sichtbar. Die Villa mit ihren Freitreppen und großen Terrassen sowie der gut zwei Hektar große Park bildeten einst ein repräsentatives Anwesen.

In der Westhälfte des Geländes, das heute durch den Campingplatz „Siebengebirge“ und den Rhein-Radweg vom Strom getrennt wird, ist von Anfang an eine waldähnliche Struktur angestrebt worden. Die Rheinseite hingegen wurde offener gestaltet. Kennzeichnend sind eine eingegrünte Fläche und einige Solitär-Bäume – Eiben, Rotbuchen, ein amerikanischer Tulpen- und ein Mammutbaum. An das einst prächtige Anwesen erinnern heute außerdem eine Toreinfahrt auf der Südseite, die den Haupteingang zum Park bildet, und Gewächshausreste im nördlichen Teil.

Bis Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Anwesen privat bewohnt

Bis 1915 blieb das Anwesen im Besitz der Familie von Recklinghausen. 1915 folgten zwei kurz aufeinander folgende Eigentümerwechsel, bevor der Remscheider Textilfabrikant Walter Hentzen die Immobilie im Jahr 1918 erwarb. In dieser Zeit bürgerten sich die in Rolandswerth zumindest heute noch geläufigen Bezeichnungen „Hentzen-Villa“ und „Hentzen-Park“ ein.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Anwesen privat bewohnt. Zum Kriegsende beschlagnahmten dann US-amerikanische Truppen das Gebäude, anschließend übernahmen die Engländer die Villa und bauten ein Schwimmbad auf dem Grundstück, das aber bald wieder zugeschüttet wurde. Später kamen die Franzosen und richteten dort, nachdem Bonn Regierungssitz geworden war, die Residenz ihres Botschafters ein.

Botschafter machte aus dem Gelände einen Hochsicherheitstrakt

Die junge Bundesrepublik fand bald internationale Anerkennung, und auch die Sowjets schickten deshalb einen Botschafter an den Rhein. Er residierte in der gerade frei gewordenen Hentzen-Villa und machte aus dem Gelände einen Hochsicherheitstrakt. Weil das Platzangebot aber schon bald nicht mehr ausreichte, zog er in den 1960er-Jahren wieder aus. Bis 1973 blieb das Anwesen in den Händen der Familie Hentzen.

Waren bis dahin nur ausgesuchte Gäste auf dem Gelände, so ist es dann die Hausbesetzer-Szene gewesen, die dem Gebäude den Rest gab, weshalb es in den 1970er-Jahren abgerissen worden ist. Der Park, der in die Obhut der Bundesvermögensverwaltung und deren Försterei in Daun kam, verwilderte. Nur sein Wert als Biotop bewahrte ihn vor dem Kahlschlag. In den 1980er-Jahren entbrannte ein Streit um die geplante Umwidmung des Parks zur Bau- oder Grünfläche. Die Fällung teilweise gesunder Bäume löste damals einen Proteststurm aus, der darin gipfelte, dass sich Protestler an Bäume ketteten.

Forstrevier übernahm den Park 1994

1994 übernahm das Forstrevier Sinzig-Remagen im Auftrag der Stadt Remagen die Zuständigkeit für den inzwischen völlig verwilderten und in Vergessenheit geratenen Park. Im Vorfeld der 2000-Jahr-Feier von Remagen im Jahr 2001 zog dann frischer Wind in den Hentzen-Park ein: Er wurde Teil des geplanten Skulpturenufers. Die Künstler Caroline Bittermann und Peter Duka entwarfen nicht nur ein Konzept zur Neugestaltung des Parks, sondern sie schufen auch dessen künstlerische Ausstattung. Mehr als 20 Jahre später, mit der Aufstellung der von Bettina Pousttchi geschaffenen Skulptur „Marianne“ unter der Unkelsteinbrücke, wurde das Skulpturenufer Ende 2021 fertig.

Der Leitgedanke bei dessen Gestaltung stammt von Hans Arp. Der forderte, dass die Kunst in das Leben und die Natur zu integrieren sei. Diese Devise kommt heute wohl nirgendwo deutlicher zum Ausdruck als in den Geheimen Gärten Rolandswerth.

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