Firma e-bility in Remagen Drei Brüder entwickeln und produzieren Elektroroller

REMAGEN · Wer den "Kumpan" das erste Mal bewegen will, muss sich zunächst an einige grundsätzlich andere Dinge gewöhnen. Dass der Roller fahrbereit ist, erkennt der Fahrer nicht etwa am vertrauten Geknatter, sondern nur an der bunt aufleuchtenden Instrumentenanzeige.

Das Gefährt selbst tut keinen Muckser - auch dann nicht, wenn der Fahrer beherzt am Gasgriff dreht. Gleichmäßig sprintet der Elektroroller vorwärts und überrascht bei seiner lautlosen Fahrt das eine ums andere Mal Fußgänger, die sich verblüfft nach dem vorbeisausenden Gefährt umdrehen.

Kein Zweifel: Der "Kumpan" ist noch ein Außenseiter auf deutsche Straßen: Kein Knattern, keine Rauchzeichen - eingefleischte Vesparisti sollen auf die sanfte Tour zum Umsteigen bewegt werden. Optisch kommt der Elektroroller seinem offensichtlichen Vorbild aus Italien schon nah: Flotter 50er-Jahre-Look mit moderner Elektrotechnik unterm Blechkleid: Unter der hochklappbaren Sitzbank stecken statt eines Benzintanks bis zu drei herausnehmbare Akkus.

Die jeweils neun Kilogramm schweren Batterien lassen sich bequem per Tragegurt zur nächsten Steckdose transportieren. Sie ermöglichen dem Roller nach Herstellerangaben eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Mit 110 Kilogramm ist das Gefährt nur unwesentlich schwerer als eine Vespa. Was die Leistung und Höchstgeschwindigkeit betrifft, steht der Stromer der Benzin-Konkurrenz - auf dem Papier - in nichts nach.

Der "Kumpan" hat drei Väter: Die Brüder Daniel, Philipp und Patrik Tykesson aus Remagen gründeten 2010 die Firma e-bility - aus einer Verlegenheit heraus, wie Patrik Tykesson erzählt. Weil es mit seinem sicher geglaubten Job nach dem Studium plötzlich doch nichts wurde, wollte er gemeinsam mit seinen Brüdern "etwas Eigenes auf die Beine stellen, mit dem sie sich identifizieren konnten". Die Idee, Elektroroller zu entwickeln und herzustellen, war geboren. Tykesson: "Unser Ziel war es, uns einen Traum zu erfüllen." Seit wenigen Wochen ist auch die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz als Geldgeber mit an Bord.

Einzelteile und vormontierte Elemente werden aus verschiedenen Ländern nach Remagen geliefert und dort in einer Halle zusammengebaut. Rund 1000 Exemplare rollen jedes Jahr aus Remagen zu Kunden vornehmlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Den genauen Jahresumsatz will Tykesson nicht verraten. Der lässt sich anhand der Verkaufspreise aber zumindest grob schätzen.

Für den kleinsten "Kumpan" muss der Käufer 3249 Euro hinblättern, der Zweisitzer mit transportfähigen Akkus kostet mindestens 3499 Euro. Einen Akku gibt es serienmäßig, allerdings reicht die Energie dann gerade einmal für höchstens 40 Kilometer. Jeder weitere Stromspeicher schlägt mit zusätzlich 600 Euro zu Buche.

Macht zusammen knapp 4700 Euro und damit gut 1450 Euro mehr als für eine vergleichbare Benzin-Vespa. Sparen soll der Kunde dafür beim Verbrauch. Den gibt e-bility mit 70 Cent für 100 Kilometer an. An der Zapfsäule sind für die Konkurrenz gut und gerne zwischen fünf und sechs Euro fällig.

Mittlerweile beschäftigen die drei Brüder 20 Mitarbeiter, weitere werden händeringend gesucht. 250 Vertriebsstellen, die meisten davon Autohändler, kümmern sich um den Absatz. Und e-bility will expandieren. Die Ziele sind hoch gesteckt. "Wir wollen in den nächsten fünf Jahren jedes Jahr 10.000 Exemplare verkaufen", sagt Tykesson.

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