Ausstellung in Remagen Durch Wasser und Schlamm verwandelt

Remagen · Die Remagener Galerie „Modern Art Showroom“, kurz M.A.SH., zeigt Margarete Gebauers „Flutkunst“. Für Galeristin Almuth Leib steht Gebauers teils beschädigtes Werk auch für die Arbeit derer, die im Ahrtal über Nacht alles verloren, was sie über Jahrzehnte geschaffen hatten.

 In der Remagener Galerie: Margarete Gebauer (I.) und Almuth Leib.

In der Remagener Galerie: Margarete Gebauer (I.) und Almuth Leib.

Foto: Martin Gausmann

Die Flut machte vor Margarete Gebauers Arbeiten nicht halt. Sie drang in den Keller der Bad Bodendorfer Künstlerin ein, wo sich die gelagerten Gemälde immerhin als wehrhaft erwiesen. „Sie waren gut fixiert“, erklärt sie in der Galerie „Modern Art Showroom“, M.A.SH. Doch blieb nach der Reinigung etwas haften, eine Verwandlung, die Gebauer sogar begrüßt. „Die Arbeiten sind über 20 Jahre alt und haben durch Wasser und Schlamm eine neue Dynamik erhalten“. Dies deutet sie nach Chaos und den Ohnmachtsgefühlen am Anfang „als Geschenk an mich“.

Von „spannenden Ergebnissen“ sprach denn auch Galeristin Almuth Leib in der Ausstellung „Flutkunst“. Sie zeige diese Arbeiten, um nach dem Drama anzuregen nach vorn zu gehen. Für Leib steht Gebauers teils beschädigtes Werk zudem für die Arbeit derer, „die im Ahrtal über Nacht viel von dem oder alles verloren, was über Jahrzehnte an Kreativem geschaffen wurde“.

Arbeiten haben nichts an Reiz eingebüßt

Neben gefluteten Formaten in Acryl und deutlich Schlammspuren aufweisenden Material-Bildern ist auch nicht betroffene farbkräftige Malerei vertreten, ebenso die Serie „Menschen unter Glas“, kleine, aus bemalter Leinwand gerollte Figürchen unterm Reagenzglas, „etwas Freundliches zum Schmunzeln“.

Wer Gebauers Kunst-Anfänge erlebt hat – und nicht nur der –,  darf sich über die Keramiken „Kommt ein Vogel geflogen“ und „Setzt sich nieder auf mein Schoß“ freuen. In den Skulpturen der 1990er agiert ein Urvogel auf einem Frauenleib, zieht an Drähten, knabbert am Herzen. Eine symbolhafte Verrätselung der Beziehung zwischen Mann und Frau? Fest steht jedenfalls: Die Arbeiten haben nichts an Reiz eingebüßt.

Bei Corona laufen die Galerie-Kosten weiter, doch der Betrieb ruckelt. Aber Almuth Leib betont: „Ich halte die Galerie offen, aus reinem Idealismus, damit die Kunst nicht komplett einschläft. Wir haben die Szene in Remagen aufgebaut. Sie soll nicht einfrieren“.

Zu sehen ist die Ausstellung an der Kirchstraße 25 in Remagen  bis 9. Januar 2022, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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