Kita-Leiterin in Oberwinter Edith Reck geht in den Ruhestand

OBERWINTER · Schon als Fünfjährige traf Edith Reck ihre Berufswahl. Nach 45 Jahren als Leiterin des katholischen Kindergartens Arche Noah in Oberwinter geht sie jetzt in den Ruhestand.

 Owi Kita Edith Reck

Owi Kita Edith Reck

Foto: Martin Gausmann

Darüber herrscht im Hafenort Einigkeit: dass Edeltraud, genannt „Edith“ Reck, segensreich im Kindergarten gewirkt hat und schlichtweg die „gute Seele“ der Einrichtung im schönen Oberwinter gewesen ist. Als Mädchen hatte sie selbst eine „wunderschöne Kindergartenzeit“, was entscheidend an der damaligen Leiterin, Schwester Agnes, lag. „Sie war mein großes Vorbild und ist es auch geblieben“, erzählt Reck, die am Vorabend des Laurentiustages als Leiterin des katholischen Kindergartens Arche Noah offiziell von der Pfarrgemeinde verabschiedet wurde.

Schon als Fünfjährige traf sie ihre Berufswahl: „Ich werde Schwester Agnes, nur ohne Uniform“, womit die kleine Edith die Ordenstracht der Franziskanerin bezeichnete. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin nahm sie 1974 die Tätigkeit im Laurentius-Kindergarten in Oberwinter auf und ab Januar 1994 löste sie Schwester Stefanie als Leiterin ab.

Im Garten des ehemaligen Klösterchens entstand 1999 das Gebäude der Arche Noah und 2013 wurde der Anbau eingeweiht. „Im alten Kindergarten gab es nur Teilzeitplätze bis 12 Uhr und ab 14 Uhr. Im neuen Bau hatten wir eine Ganztagsgruppe mit rund 20 Kindern. Die wurde auf 34 erhöht. Heute kümmern wir uns mit 19 Kräften um 62 Ganztagskinder und 20 Ein- bis Dreijährige in der Krippe.“ Vorrangig wechseln die Krippenkinder in die Kita-Gruppen, erst dann finden Neuzugänge Aufnahme. So sind die Plätze knapp, aber begehrt, gerade auch wegen des derzeitigen Generationswechsels auf der Rheinhöhe. Reck weiß: „Da ziehen jetzt Familien hin“.

Nicht nur die Größenordnung, sondern die ganze Struktur der Tagesstätte und die Angebote für die junge Klientel sind verändert. Nach dem Ziel „Partizipation“ im Rahmen des Qualitätsmanagements bestimmen je zwei Kita-Gruppen selbst über die Gestaltung ihres Zwischenraums. Das eine Duo war für eine Puppenstube, das andere bekam wunschgemäß seinen Bauraum mit Duplosteinen. Bei jedem Wetter können die Kinder ins Freie, auf die große Außenterrasse oder auf die Gruppenterrassen, wo sie auch frühstücken, in grüne oder überdachte Außenbereiche.

Wenn Reck etwa von Wasserspielen, Bewegung im Turnraum, Ausspannen im Rückzugsraum, Rollen- und Regelspielen erzählt, wenn sie Treibholzsammeln am Rhein, Vorlesen, Mandala-Legen mit Fundstücken aus dem Wald erläutert, dann wünschte sich mancher Erwachsene zurück in die Kindheit.

Doch Angebote zu Bewegung und Kreativität sind im Kindergarten auch nötig. Mehr denn je. Die Kleinen sind nicht mehr dieselben, seit Edith Reck vor 45 Jahren antrat. „1974 hatten die Kinder sehr viel Ausdauer“. Dass dies abgenommen hat, liege auch „an unserer Gesellschaft und schnelllebigen Zeit“. Motorik und Feinmotorik gingen zurück. Auch der Bewegungsdrang ließe nach. „Die Baumstämme draußen nutzten Kinder früher zum Balancieren, heute sitzen sie drauf.“

Schon das Gehen kurzer Entfernungen falle manchen Kindern schwer. Reck: „Viele können auch nicht rückwärtsgehen, auf einer Linie gehen, auf einem Bein hüpfen, schon gar nicht Seilchenspringen. Wir haben Kinder, die können mit dem Handy umgehen, aber nicht mit der Schere.“ Zudem gibt es solche mit Touchscreen-Erfahrung, „die nehmen eine Lego-Platte und wischen darüber“. Keineswegs verteufelt Reck die Technik. „Die Kinder müssen den Umgang lernen, mich regt aber auf, wenn Sechsjährige nicht vor die Haustür gehen ohne Handy oder wenn Mütter ihr Kind abholen und nur ins Handy schauen.“

Wer heute erstmals in die Kita kommt, den fragen die jungen Besucher unverblümt „wer bist Du, was machst Du hier?“. Diese freiere Haltung gegenüber einst, findet Reck eindeutig positiv. Und unverändert stellt sie fest: „Fantasie und Ideen sind da!“

Als wichtig hat sich indes erwiesen, dass erwachsene Gesprächspartner zur Stelle sind, selbst wenn sie sich nicht aktiv am Spiel beteiligen. Außerdem betont sie, die bis zuletzt „mit Leib und Seele“ Erzieherin war, dass es neben Kindern, die zwei Bausteine aufeinander setzen und beim Steinewerfen am Fluss gleich lustlos sind, immer noch diejenigen gibt, „die konzentriert sind und weitermachen wollen“.

Ihr Früher-Heute-Vergleich fasst sie als Langzeitbeobachtung über viereinhalb Jahrzehnte so zusammen: „Es fällt einem auf, dass die Entfaltung einiger Fähigkeiten heute etwas verzögert stattfindet.“ Wichtig ist es der beliebten Ex-Leiterin, die am 1. September beim Sommerfest verabschiedet wird, der Hinweis, „dass die Entwicklung der Kinder in der Verantwortung von Eltern und Kita liegt“.

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