Nessi Tausendschön in Remagener Rheinhalle Eine Urgewalt mit derben Texten

REMAGEN · Nessi Tausendschön - der Name, eine Kombination aus dem Kosenamen für das wohl berühmteste Seeungeheuer der Welt und der volkstümlichen Bezeichnung für das gemeine Gänseblümchen, ist so skurril, geheimnisvoll, witzig und originell, wie die Frau, die sich ihn gegeben hat. Denn die Wahl-Kölnerin ist eine Urgewalt, ein Naturereignis und Stimmwunder, vor allem aber eine der witzigsten Frauen auf deutschen Bühnen.

 Eine Urgewalt: Annette Maria Marx.

Eine Urgewalt: Annette Maria Marx.

Foto: Gausmann

Pünktlich zum 20-jährigen Bühnenjubiläum hat Annette Maria Marx vor drei Jahren die besten Nummern aus insgesamt sechs Programmen zu einer abendfüllenden Schau zusammengefasst. Dass "Das Beste" beileibe nicht nur für eingefleischte Tausenschön-Jünger ein Fest ist, sondern auch ein mitunter kritisches "Abonnement-Publikum" restlos begeistern kann, warin der Remagener Rheinhalle zu erleben.

Mit einem bunten Potpourri aus absurden Storys, derben Texten, genialen Parodien sowie altbekannten und brandneuen Liedern hat die mit dem Deutschen Kleinkunst- und Kabarettpreis dekorierte Komikerin und Sängerin ihr Publikum mühelos um den Finger gewickelt. Dabei weiß das Bühnenwunder im kanadischen Gitarristen und Komiker William Mackenzie einen kongenialen Partner neben sich, der nicht nur diverse Instrumente virtuos beherrscht, sondern auch mit albernen Zaubertricks die Lacher auf seiner Seite hatte. Tausendschön selbst brilliert mit ihrer Stimme, die so abwechslungsreich ist wie ihre Lieder, die stets mit brüllend komischen Texten garniert werden.

Mal verblüfft sie als Diseuse, mal als russische Operndiva oder als begnadete Jazzerin. Songs wie "Eisprung" oder dem "deutschen Hula-Lied" "Die neue deutsche Leichtigkeit" werden stets mit ekstatischen Gesten des Ausdruckstanzes und ausuferndem Hüftschwung begleitet.

Natürlich dürfen ihre Paradenummern nicht fehlen. Unerreicht der "Schutzengel von Frau Tausendschön", der im schulterfreien weißen Kleid und mit zerzauster weißer Perücke leicht beschwipst die Bühne betritt, um flaschenschwingend den Zustand der Welt zu beklagen und schließlich stockbesoffen von der Bühne zu torkeln. Unvergessen auch Seminarleiterin Gabi Pawelka ("Scheitern als Schangse") aus Schkopau, die sich im Großgeblümten als Traum ewiger Junggesellen.

Und schließlich die atemlose Hörfunkreportage von Gesine Töpperlein-Hartmann, die den "Spochtsfreunden an den heimischen Empfängnisgräten" die Entscheidung bei den Europameisterschaften im Kunstvögeln, samt eingesprungener Gemächtwende und Rittberger Gesäßklammer, schildert. Nessi Tausendschön hat mit ihrer unnachahmlich frischen Art, ihrer hemdsärmlig-frivolen Attitüde, urkomisch-derben Texte und bezaubernden Stimme beste Unterhaltung geboten.

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