Selbsthilfewerkstatt in Remagen Flüchtlinge reparieren Fahrräder

Remagen · Eine Werkstatt für Fahrräder in Remagen ist Anlaufpunkt für Menschen aus vielen Nationen. In allen Fällen konnten die Flüchtlinge ihre Räder wieder flott machen.

 Flüchtlinge an der Fahrradwerkstatt mit dem ersten Beigeordneten der Stadt Remagen, Rolf Plewa (2. von rechts).

Flüchtlinge an der Fahrradwerkstatt mit dem ersten Beigeordneten der Stadt Remagen, Rolf Plewa (2. von rechts).

Foto: ÖFH

Wahrscheinlich müssen wir bald anbauen“, meint Franz Rinsche angesichts des Andrangs, der in der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt der Ökumenischen Flüchtlingshilfe (ÖFH) in Remagen herrscht. Seit dem Start im Mai haben weit mehr als 100 geflüchtete Menschen die Möglichkeit genutzt, ihr Fahrrad in der Werkstatt an der Remagener Grabenstraße wieder flott zu machen. Plattfüße, wirkungslose Bremsen, gerissene Ketten, defekte Schaltungen oder abgebrochene Schutzbleche: In allen Fällen konnten die Flüchtlinge ihr Rad mit den Mitteln und Ersatzteilen der Werkstatt reparieren.

„Wir bieten hier keinen Full-Service an, sondern stellen Reparaturplätze, Werkzeuge und Ratschläge kostenlos zur Verfügung“, erläutert Lothar Scheffel das Konzept der ÖFH. Außerdem haben mittlerweile viele geflüchtete Menschen eines der vielen gespendeten fahrtüchtigen Fahrräder erhalten.

„Von der Bereitschaft der vielen Deutschen, sich vom geliebten Drahtesel zugunsten eines Flüchtlings zu trennen, sind wir überwältigt“, sagt Werner Rex, Vorsitzender der ÖFH. Auch Rolf Plewa, Beigeordneter der Stadt Remagen, verschaffte sich bei mehreren Besuchen in der Werkstatt Einblick in die Nutzung des Angebotes und ist begeistert.

Das Team der Werkstatt ist mittlerweile auf vier Leute angewachsen. So kann der Andrang leichter bewältigt werden. Neben Lothar Scheffel, Franz Rinsche und Michael Meier-Reger kommt auch Fishale aus Eritrea so oft er kann, um zu helfen.

Bei der Reparatur des eigenen Fahrrads hat er wichtige Erfahrungen gesammelt, die er nun weitergibt. Außerdem fungiert er, wenn erforderlich, als Übersetzer.

Denn in der Werkstatt herrscht ein Sprachengewirr. „Amtssprache“ ist zwar Deutsch, aber leider beherrschen noch nicht alle Besucher die deutsche Sprache so gut, dass sie sich in jeder Situation verständigen können. Und Schaltkettchen oder Inbusschlüssel sind schon ziemlich schwierige Begriffe. Französisch und Englisch mischen sich mit Tigrinya (Eritrea), Dari (Afghanistan) oder Mandinka (Gambia). Viele der jungen Männer, die ihre Räder Instand setzen, kommen aus Afrika und haben eine lange Fluchtgeschichte hinter sich. Sie wohnen unter anderem in Remagen im Gebäude der ehemaligen Post oder in Kripp.

Die Betreuung und Unterstützung dieser Flüchtlinge liegt der ÖFH besonders am Herzen. Nur wenn sie noch minderjährig sind, dürfen sie in die Schule gehen, meist in die Berufsbildenden Schulen in Bad Neuenahr. Sind sie aber bereits volljährig, gibt es für sie außer einem Erstorientierungskurs kaum Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Über die Fahrradwerkstatt bekommen sie jedoch verstärkt Kontakte zu Deutschen.

Die ÖFH würde sich freuen, wenn sich vermehrt Unterstützer aus Remagen fänden, die sich um die Flüchtlinge, die in Remagen eine neue Heimat gefunden haben, kümmerten. Interessierte können sich in der Werkstatt in der Grabenstraße 36 montags und mittwochs zwischen 14 und 16.30 Uhr melden.

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